Frauen haben den Arbeitsplatz nicht zerstört. Sie haben bloßgestellt, wer für den Zustand verantwortlich war.
Die "New York Times" hat diese Woche eine spannende Frage gestellt:
Haben Frauen den Arbeitsplatz ruiniert?
Die Headline der Diskussion wurde mehrfach geändert, mittlerweile hat sich das Medium auf einen Titel geeinigt: "Hat liberaler Feminismus den Arbeitsplatz zerstört?"
Ich würde sagen: Kommt darauf an, was der Arbeitsplatz anhatte.
Das könnte dir auch interessieren
- Charlie Kirk war ein Faschist. Warum können Medien das nicht benennen?
- Einheitspartei, Remigration und Tiefer Staat: Ein Wörterbuch rechtsextremer Begriffe
- Shutdown beendet: Die Demokraten haben es immer noch nicht verstanden…
- Dass über den Sozialstaat nur noch autoritär geredet wird, ist ein demokratisches Versagen
Das permanente Ändern der New York Times-Headline war nicht nur unprofessionell. Es zeigt auch, wie schnell und gezielt in öffentlichen Debatten an der Wahrnehmung von Frauen geschraubt wird. Aber dass Frauen alles ruinieren, ist nun wirklich nichts neues:
A List of Things Said to Have Been Ruined by Women
🧵
— Paul Fairie (@paulisci.bsky.social) 6. November 2025 um 21:43
Wie Arbeitsplätze unter der Aufsicht von Männern bisher so gelaufen sind? Wohl eher mäßig, wenn man sich so umsieht. Da herrschen einerseits Strukturen der Belästigung. Gleichzeitig werden Frauen offen diskriminiert, während Männer ohne Angst vor Bestrafung ihre Machtvorstellungen ausleben können.
Wenn diese Arbeitswelt von Frauen tatsächlich “zerstört” wird, wie die New York Times, dann bitte: mehr Zerstörung. Zerlegt jeden Raum, in dem Männer nur so lange kooperativ sind, solange sie ohne Grund über Frauen stehen dürfen.
Wer sind hier die Zerstörer?
Statistisch gesehen ruinieren also Männer den Arbeitsplatz. Frauen machen das Gegenteil. Sie machen den Arbeitsplatz sogar nachweislich besser. So sorgt etwa ein höherer Frauenanteil in Aufsichtsräten für profitablere Unternehmen.
Doch die meisten Männer schert das nicht. Die bezahlte Arbeitswelt war nie neutral. Sie war gebaut von Männern, für Männer, auf dem Rücken von Frauen. Während Frauen der freie Zugang zu bezahlter Arbeit lange verweigert wurde, profitieren Männer immer noch stark von ihrer unbezahlten Arbeit.
So würden es viele Männer auch gerne belassen. Schließlich wird so die Gesellschaft am Laufen gehalten.
Aber die Zeiten ändern sich. Frauen haben Männer in beruflichen Qualifikationen überholt. Und die müssen plötzlich mehr machen, als Frauen kleinzuhalten und zu unterdrücken. Und schon ertönt der Ruf derer, die am längsten am Drücker waren: Zerstörung.
Was dabei jedoch tatsächlich zerstört wird?
Macht, die man mit Kompetenz verwechselt.
Aggressives Auftreten, das man als Führungsqualität verkauft.
Frauen ruinieren nichts. Sie räumen nur auf. Und bringen gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit, ohne Gewalt und Belästigung. Etwas, das Männer übrigens auch mal selbst für die Gemeinschaft tun könnten.
Diese Headlines sollten Medien schreiben
Währenddessen könnten Medien eigentlich ganz andere Headlines schreiben. Und sich überlegen: Wer hat Partnerschaften ruiniert, Reichtum gehortet, Demokratien gekippt, das Klima zerstört und Länder zerbombt? Wer hat Bildung, Medizin und gleiche Rechte für alle blockiert?
Die Wahrheit ist: Frauen bedrohen vor allem die männliche Vormacht. Weil sie sichtbar machen, dass vieles, was als Erfolg gilt, bloß das Nebenprodukt männlicher Bevorzugung war. Das ist unbequem – besonders für jene, die ihr Geschlecht mit Autorität verwechseln. Denn Frauen zeigen, dass Kompetenz nie Männersache war.
Wenn also jemand Angst hat, dass Frauen die Arbeitswelt zerstören, dann gibt er zu: Dass er ein System braucht, das ihn unverdient, meistens mit schlechterer Qualifikation oben hält. Und das ist eigentlich ein bisschen peinlich.
Das könnte dir auch gefallen
- Rechenfehler im System: Die unnötige Panik um die Lohnquote
- Dass über den Sozialstaat nur noch autoritär geredet wird, ist ein demokratisches Versagen
- "Alle müssen nun zusammenhalten" – Nur die Reichsten nicht!
- Massiver Personalmangel bei Pflege und Betreuung: Warum Lohnzurückhaltung gefährlich ist
- Bildungskarenz neu: Wer profitiert von der neuen Weiterbildungszeit?
- Zuwanderung ins Sozialsystem? Ein ewiger Mythos ohne Beleg
- Mindestsicherung in Wien: Der Kampf gegen den Sozialstaat war erfolgreich
- Die Gzuz-Doku – mehr Schatten als Licht