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In Österreich hat sich eine problematische Praxis etabliert: die saisonale Kündigung mit der Zusage, dass man wieder eingestellt wird. Unternehmen vor allem aus Tourismus, Bauwirtschaft und Leiharbeit setzen dabei regelmäßig Beschäftigte vorübergehend vor die Tür, um sie dann nach einigen Monaten wieder einzustellen.
Die Methode spart ihnen in wirtschaftlichen Flautezeiten ihre Lohnkosten, doch der Preis dafür ist immens – und wird von uns allen getragen. Es ist schon länger bekannt, dass diese Art der kurzzeitigen Kündigung unsere Arbeitslosenversicherung jedes Jahr mehrere hundert Millionen Euro kostet. Eine neue Studie des WIFO, im Auftrag der Arbeiterkammer OÖ, zeigt nun: Die Dimension des Problems ist noch viel größer als angenommen. Jährlich entstehen der Allgemeinheit dadurch mittlerweile Kosten zwischen 600 und 700 Millionen Euro.
Die Zahl ist erschütternd, aber wenig überraschend. Rund 47.000 Unternehmen greifen regelmäßig auf dieses System zurück und nehmen die negativen Folgen in Kauf. Denn die Folgen treffen sie selbst finanziell nicht.
Betroffen sind rund 170.000 Beschäftigte pro Jahr, die für einige Monate in die Arbeitslosigkeit geschickt werden, bevor sie wieder in ihre alten Jobs zurückkehren dürfen. Die Betroffenen verlieren nicht nur zeitweise ihr Einkommen, sondern erhalten während ihrer Arbeitslosigkeit auch nur etwa die Hälfte ihres regulären Nettogehalts. Viele von ihnen sind dadurch gezwungen, staatliche Unterstützungsleistungen in Anspruch zu nehmen, wodurch weitere indirekte Kosten entstehen, die wir alle mittragen müssen.
Unternehmen sparen sich auf diese Weise Sozialabgaben und Personalkosten, während die öffentlichen Kassen belastet werden. Die Kosten trägt damit die gesamte Gesellschaft, während einzelne Betriebe von einem staatlich subventionierten Sparmodell profitieren.
Diese Praxis ist auch arbeitsmarktpolitisch fatal. Die saisonale Kündigungspraxis führt dazu, dass Österreichs Arbeitslosenquote um fast einen Prozentpunkt höher liegt, als sie es ohne dieses System wäre. Dennoch ist der politische Wille, diesen Missbrauch zu stoppen, bisher kaum erkennbar.
Dabei gäbe es einfache Lösungsansätze. Unternehmen könnten stärker finanziell in die Verantwortung genommen werden durch eine Staffelung der AMS-Beiträge. Das Prinzip dabei: Wer häufig kündigt und wiedereinstellt, zahlt höhere AMS-Beiträge. Das wäre keine Strafe, sondern eine gerechte Verteilung der Kosten nach dem Verursacherprinzip. Gleichzeitig müsste das AMS genauer hinschauen und sanktionieren, wenn das System allzu offensichtlich missbraucht wird.
Natürlich argumentieren Vertreter:innen betroffener Branchen, dass Saisonarbeit eben nicht anders möglich sei. Doch das ist nur bedingt richtig. Wenn das System saisonaler Beschäftigung dauerhaft nur auf dem Rücken der Arbeitnehmer:innen und zulasten öffentlicher Kassen funktioniert, ist es kein tragfähiges und zukunftsfähiges Geschäftsmodell.
Gerade in Zeiten von massivem Fachkräftemangel braucht es nachhaltige Lösungen statt kurzfristiger Maßnahmen auf Kosten der Allgemeinheit. Die neue WIFO-Studie belegt eindrucksvoll: Österreich hat sich ein teures Problem geschaffen, das man nicht weiter ignorieren kann.