Nachmittagsbetreuung in der Schule: Kommt es zum Streik?
Update: In der Nacht am 14. Mai hat das Bildungsministerium vor Ende der Frist einen Brief an die Gewerkschaft geschickt, indem es sich zu neuen Verhandlungen bereit erklären. Auch wurde der Forderung nachgegangen, dass das Ministerium keinen neuen Gesetzesentwurf vor Ende der Legislaturperiode im Nationalrat einbringen wird. Die Gewerkschaft hat daraufhin beschlossen, den Streik für den 22. Mai abzusagen und stattdessen am selben Tag ein Delegiert:innen-Treffen vereinbart.
Die Reform sieht vor, dass Freizeitpädagog:innen die Lehrer:innen künftig verstärkt beim Unterricht unterstützen sollen. Das bräuchte aber Fortbildungen – ausgerechnet dafür werden aber die Mittel gekürzt. Außerdem sollen Pädagog:innen künftig weniger Vorbereitungszeit haben und bei einer höheren Wochenarbeitszeit mehr Stunden in der Woche mit den Kindern verbringen. “Das bedeutet für uns sehr viel mehr Stress. Vorbereitet werden muss ja trotzdem. Das setzt vor allem Kolleg:innen unter Druck, die mit Kindern mit Behinderung arbeiten”, sagt die Vorsitzende des Betriebsrates der Bildung im Mittelpunkt, Selma Schacht.
Schon im Vorjahr gab es Streiks. Dann wurde bis Ende Februar 2024 verhandelt. Der letzte Vorschlag des Ministeriums will die Ausbildungszeit ein halbes Jahr verlängern. Sie würde dann eineinhalb Jahre dauern. Zu wenig, wie die Gewerkschafter:innen meinen. Ein anderes Problem ist außerdem neben der Aus- auch die Weiterbildung.
“Es gibt bundesweit keine einheitliche Weiterbildung. Wenn wir zukünftig mehr Aufgaben übernehmen sollen, kann das Bildungsministerium nicht die schon zu kurz bemessene Fortbildungszeit kürzen”, so Schacht.
Ein offener Brief der Betriebsrät:innen aus ganz Österreich an Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) hat daran nichts geändert. Mit der Kommunikation des Ministeriums hadern sie ebenfalls. Seit Mitte Februar verspricht man, bald schriftliche Klarheit über den weiteren Verlauf zu geben. Zwei Monate später wartet man darauf vergebens.
“Tausende Kolleg:innen wissen nicht, wie es weiter geht. Es gibt Kolleg:innen, die jetzt abspringen und anderen Beschäftigungen nachgehen. Seit diese Pläne aufgedeckt wurden, verstärkt sich der bestehende Arbeitskräftemangel weiter.”, sagt Schacht.
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