Privater Reichtum wächst viel schneller als öffentliche Schulden
Österreich erlebt eine stille Revolution. Während die öffentliche Debatte oft panisch um die wachsenden Staatsschulden kreist, vollzieht sich beinahe unbemerkt ein noch drastischerer Wandel auf der privaten Ebene. Das private Finanzvermögen wächst nicht nur schneller, sondern dramatisch stärker als die öffentlichen Schulden.
Vermögenswachstum verschärft Ungleichheit
Doch wer profitiert von diesem enormen Vermögenswachstum? Die Antwort zeigt sich in einer unmissverständlichen Ungleichheit: Die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung halten weiterhin 60 Prozent des gesamten Finanzvermögens. Gleichzeitig verbleiben der unteren Hälfte gerade einmal magere elf Prozent. An diesem Missverhältnis hat sich seit über einem Jahrzehnt kaum etwas geändert. Mehr noch: Nur 400 Menschen – ein verschwindend kleiner Teil der Bevölkerung – kontrollieren inzwischen mehr als ein Drittel aller Finanzmittel. Während also wenige immer reicher werden, stagniert die große Mehrheit.
Diese Entwicklung offenbart ein strukturelles Problem: Der Staat verschuldet sich, um öffentliche Leistungen zu finanzieren – Schulen, Kindergärten, Straßen – von denen alle profitieren sollten. Doch die Zinsen, die er dafür zahlen muss, fließen genau jenen zu, die bereits den größten Teil des Vermögens besitzen. Staatliche Schulden bedeuten daher nicht nur eine Umverteilung von unten nach oben, sondern verstärken zugleich die bestehende Vermögensungleichheit.
Private Vermögen wachsen schneller als Staatsschulden in Österreich
Seit 2020 stiegen die Staatsschulden pro Kopf netto um rund 3.700 Euro, während gleichzeitig das private Netto-Finanzvermögen um über 10.000 Euro pro Person anschwoll. Ein Blick auf die letzten 25 Jahre macht den Unterschied noch deutlicher: Das private Finanzvermögen der Österreicher:innen hat sich nahezu versiebenfacht, während sich die staatlichen Schulden “nur” verdreifachten.
Gesellschaftlicher Zusammenhalt braucht faire Regeln
Die Schlussfolgerung daraus ist klar: Österreich braucht eine faire Steuerpolitik. Die Wiedereinführung von Vermögen-, Erbschafts- und Schenkungssteuern sowie eine höhere Kapitalertragsteuer würden einen gerechten Beitrag jener sichern, die am stärksten von den gesellschaftlichen Strukturen profitieren.
Wenn wir die Stabilität und Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft ernst nehmen, ist es höchste Zeit, den politischen Fokus von der Angst vor öffentlichen Schulden hin zur realen Herausforderung der Vermögensverteilung zu verschieben. Denn die wirkliche Gefahr für unseren sozialen Zusammenhalt liegt nicht in der Höhe der Staatsschulden, sondern in der Konzentration der Vermögen in den Händen weniger.
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