Die Kronen Zeitung hetzt weiter fröhlich gegen NGOs – und ist damit erfolgreich
Die Krone berichtet, die FPÖ reagiert. Die FPÖ reagiert, die Krone berichtet. Das Prinzip wiederholt sich. Selten haben wir es so gut beobachten können, wie beim aktuellen NGO-”Aufreger”. Am 26. August ist der bisherige Höhepunkt erreicht: Die Krone feiert sich gemeinsam mit der FPÖ auf Seite 2 dafür, dass NGOs “unter die Lupe” kommen. Endlich ist die gemeinsame Kampagne erfolgreich.
Die Vorgeschichte: In Deutschland entdecken Konservative Anfang des Jahres zivilgesellschaftliche Organisationen als Feindbild. Deutsche Boulevardmedien wie die Welt und Bild nehmen das Thema auf und finden Skandale, die sich im Nachhinein in Luft auflösen. Egal, man kann gegen “linke” NGOs und die EU hetzen. Perfekt für das Zielpublikum.
Da darf sich das größte österreichische Boulevardmedium nicht lumpen lassen.
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Die Krone hat in der vergangenen Monaten immer wieder scharf gegen EU und NGOs geschossen. Schlagzeilen wie “Hier versickern die EU-Millionen” oder “EU-Milliarden für NGOs: Jetzt muss alles auf den Tisch” sollten mit den dazu passenden Artikeln zeigen, wie die EU mit Milliarden Euro an Steuergeld unseriöse Organisationen fördert.
Als die Krone die Liste der EU-Fördermittel veröffentlicht, ist der Skandal endlich perfekt: “Die FPÖ reagierte noch am Abend”, schreibt sie in ihrem aktuellen Feier-Artikel über das Ergebnis ihrer Veröffentlichung. Drei Wochen später stellt die FPÖ eine parlamentarische Anfrage zur Finanzierung von NGOs. Die Anfrage wird von allen Seiten kritisiert. Der FPÖ gehe es dabei nicht um Zahlen, sondern um Stimmungsmache gegen zivilgesellschaftliche Organisationen, wie die Sozialwissenschaftlerin Ruth Simsa betont.
Die Krone weiß es besser
Dass die FPÖ auf einen vermeintlichen Skandal aufspringt, der sich gegen EU und vermeintlich linke Organisationen wendet – geschenkt. Die Krone könnte und sollte es besser wissen. Nicht nur, dass sie im Artikel über die parlamentarische Anfrage der FPÖ sogar Kritik daran Platz gegeben hat. Ihre eigene Berichterstattung wurde auch mehrfach kritisiert und berichtigt.
Bereits am 1. Juli haben wir einen Artikel veröffentlicht, der die Berichterstattung der Krone über NGOs hinterfragt. Meine Kollegin Edith Ginz hat sich angesehen, was hinter dem vermeintlichen Skandal steckt, wo die Krone vielleicht sogar recht haben könnte, aber warum die Vorwürfe nicht haltbar sind. Schon damals war ersichtlich, dass die Zeitung vor allem Stimmung machen will.
Nur einen Monat später haben sich unsere Kolleg:innen von Kobuk die Kampagne der Zeitung noch einmal angesehen – und in der Zwischenzeit acht neue Geschichten dazu gefunden. Deren Inhalt: “Einseitige Quellenauswahl, emotionale Sprache, wiederholte Stereotype und ein klar erkennbares Ziel: zivilgesellschaftliche Organisationen zu delegitimieren.”
Die Krone tut, was die Krone tun muss
Geändert hat das alles nichts. Im aktuellen Artikel bringt die Krone genau dieselben Behauptungen und Beispiele noch einmal, die sie seit Monaten vorkaut. Sie macht sich wiederholt über Zwecke der geförderten Vereine lustig – etwa ein “Verein, der zentralasiatische Lesben unterstützt”. Damit lässt sich in Österreich hervorragend Stimmung machen. Dass sich der Verein für Arbeitsmarkteinbindung, Rechte und Gewaltprävention von queeren Frauen einsetzt, ist freilich weder lächerlich noch hinterfragenswert – und haben wir bereits Anfang Juli festgehalten.
Explizit erwähnt wird die grüne Parteiakademie FREDA, die Geld erhalten habe. Was wie ein Skandal wirken soll, fällt schnell in sich zusammen. Denn die FPÖ hat ganz einfach die Förderung an andere Parteiakademien nicht abgefragt. Auf Nachfrage bei FREDA sieht man darin „blanke Heuchelei. In ihrer gezielten Anfrage verschweigt die FPÖ, dass ihre eigene Parteiakademie, das Freiheitliche Bildungsinstitut (FBI), im selben Zeitraum sogar mehr Förderungen erhalten hat als FREDA, nämlich 9.770.973,19 €.“
Die Krone betont, dass es bei der Kritik an NGOs nicht um “große, verlässliche Hilfsorganisationen wie das Rote Kreuz oder die Caritas” gehe. Das hat die FPÖ so anscheinend nicht mitbekommen. In ihrer Anfrage finden sich Organisationen wie die Wirtschaftsuniversität, die Erzdiözese Wien oder der Alpenverein.
Doch von all dem abgesehen tritt ab 1. September das Informationsfreiheitsgesetz in Kraft – und dann gibt es eine Transparenzdatenbank, mit der Zahlungen an Verein eingesehen werden können.
So viel bekommt die Krone
Egal, die Krone hat wie die FPÖ bekommen, was sie wollte. Sie konnte gegen das alte Feindbild EU schießen und gleichzeitig ein neues aufbauen. Sie hat sich dabei an der faktenbefreiten Hetze gegen wichtige zivilgesellschaftliche Organisationen beteiligt. Dabei weiß sie es natürlich besser. Doch die Medienkritik verhallt wie so oft. Vermutlich auch deswegen, weil sich andere große Medien davon fernhalten. Wer will sich schon mit der großen Krone anlegen?
Und weil sich die Krone so gerne über hohe Geldbeträge beschwert: Sie selbst bekam vergangenes Jahr fast 20 Millionen Euro an Förderungen, wenn man Inserate von öffentlichen Einrichtungen berücksichtigt. Alleine 2,3 Millionen Euro kamen aus der (aus vielen Gründen absurden) “Qualitätsjournalismusförderung”. Viel Geld für solche Resultate.
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