Zum Weltspartag sparen vor allem die Banken – aber das lässt sich ändern
Wer am Monatsende nach allen Ausgaben noch Geld übrig hat, kann sich freuen – und das Übrige zur Bank bringen. Dann lässt sich ein bisschen für den nächsten Urlaub, den neuen Laptop oder ungeplante Reparaturen sparen. Da trifft es sich gut, dass diesen Freitag Weltspartag ist. Ein Jubiläum ist es noch dazu: 100 Jahre Weltspartag.
Bei einer großen Bank heißt es, dieser Tag stehe im Zeichen des Sparens und der Zukunftssicherung. Zu diesem Anlass locken die Banken daher mit kleinen Geschenken neue Sparkundschaft.
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Das große Geschenk behalten die Banken seit Jahren aber für sich. Denn während sie selbst einen enormen Zinsertrag bei der Europäischen Zentralbank (EZB) abgreifen, geben sie diese hohen Zinsen kaum an ihre Sparkundschaft weiter und vervielfachen somit ihre Gewinne.
Die Zinsschere beschert Banken Extra-Gewinne
Geschäftsbanken legen kurzfristig Geld bei der EZB an und erhalten auf diese Einlagen den Leitzins. Je höher dieser Leitzins, desto attraktiver ist das für die Banken, anstatt ihr Geld über Kredite auszugeben.
Im Juli 2022 wollte die EZB die hohe Inflation in den Griff bekommen. Deshalb entschied sie, die Leitzinsen über zwei Jahre schrittweise auf 4 Prozent anzuheben. Seit Mitte 2024 sinken sie wieder und liegen aktuell bei 2 Prozent.
Für uns Sparende funktioniert das ähnlich. Die Geschäftsbanken legen einen Zins für unser Erspartes fest. Je höher dieser Zinssatz ist, desto eher bringen wir unser Geld zur Bank, um es anzusparen und höhere Zinsen auf die Sparsumme zu bekommen. Sind die Zinsen niedrig, geben wir es vielleicht eher aus.
Aber während der Leitzins der EZB für Banken auf 4 Prozent kletterte, stieg unser Einlagezinssatz der Banken nur auf magere 1,06 Prozent. Die Differenz streichen die Banken ein – und machen damit saftige Extra-Gewinne. In den letzten 3 Jahren verbuchten Österreichs Banken Rekordgewinne in Gesamthöhe von 33 Milliarden Euro.
Hohe Gewinne – Niedriger Bankenbeitrag
Auch Banken in anderen Ländern steigerten in den vergangenen Jahren ihre Gewinne enorm. Sie gehören zu den wenigen, die von den Krisen profitiert haben. Als Reaktion auf diese Übergewinne führte fast die Hälfte der EU-Länder seit 2023 neue Bankensteuern ein. Banken sollen ihren Teil zur Bekämpfung der Teuerung und hohen Energiekosten beitragen.
Auch die österreichische Regierung stellte fest, dass die Bankengewinne enorm, die bisherige Bankenabgabe aber verschwindend gering ist. Noch im vergangenen Jahr mussten Banken gerade mal rund 150 Millionen Euro ihrer Gewinne abführen – das waren nur mickrige 1,4 Prozent ihrer Gewinne.
Daher entschied die Regierung heuer und nächstes Jahr zumindest rund 500 Millionen Euro pro Jahr abzuschöpfen. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, bleibt aber immer noch ein Tropfen auf dem heißen Stein der massiven Bankengewinne.
Ein Vorzugssparbuch für Kleinsparer:innen
Gerecht wäre es, wenn die Banken die hohen Zinsen von Anfang an weitergeben würden, damit sich auch das Sparbuch wieder lohnt. Über die vergangenen 5 Jahre hat eine Spareinlage von 10.000 Euro mit dem durchschnittlichen Einlagezins der Banken magere 171 Euro Zinsertrag gebracht.
Um auch den Sparer:innen in Österreich zumindest wieder einen Notgroschen zu sichern, braucht es ein Vorzugssparbuch, wie es in Frankreich schon seit Jahren besteht. Das Konzept ist einfach. Für die Sparsumme gibt es Zinsen, die entweder dem Leitzins der EZB oder der Inflationsrate entspricht – je nachdem, was höher ist. Damit ist sichergestellt, dass das Sparguthaben nicht durch die Inflation aufgefressen wird. Die Zinserträge wären außerdem nicht kapitalertragsteuerpflichtig.
Auf so einem Konto lässt sich ein maximaler Sparbetrag von 10.000 Euro anlegen. Und es gibt eine Einkommensgrenze, bis zu der man das Sparbuch bekommen kann. So steht es tatsächlich nur Kleinsparer:innen zur Verfügung.
Mit einem solchen Vorzugssparbuch hätten Kleinsparer:innen in den vergangenen 5 Jahren 2.519 Euro an Zinsen bekommen. Das ist das 15-fache gegenüber dem üblichen Sparbuch. Und doch ließe es sich mit einem Bruchteil der hohen Bankengewinne gegenfinanzieren.
Weltspartag: Sparen muss sich wieder lohnen
Österreichs Banken schwimmen im Geld. Die hohen EZB-Zinsen bescheren ihnen hohe Einnahmen, dass sie die Einlagezinsen für ihre Kundschaft gleichzeitig niedrig halten, sichert ihnen diese Gewinne.
Angefasst werden die Übergewinne durch die Bundesregierung nur zaghaft. Daher ist es zum 100-jährigen Jubiläum des Weltspartags an der Zeit, dass Banken wieder Sparbücher anbieten müssen, die das mühsam Ersparte der Österreicher:innen auch tatsächlich sichern. Denn dann können sich alle die kleinen Geschenke auch ohne Weltspartag wieder selbst leisten.
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