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Elektroschrott-Tsunami verschoben: Windows 10 bekommt doch noch Updates

400 Millionen Computer laufen heute noch unter Windows 10. Manche sind erst wenige Jahre alt. Aber Microsoft will bald aufhören, kostenlose Updates dafür zu veröffentlichen. Warum das ein Problem ist, was man tun kann und was man trotzdem möglichst bald tun sollte.

Dieser Artikel vom 22.9. wurde am 26.9.2025 nach einer Ankündigung von Microsoft aktualisiert.

Microsoft verlängert Windows 10-Updates für ein Jahr

Am 14. Oktober 2025 wollte Microsoft den kostenlosen Support für Windows 10 einstellen. Das wäre aus mehrerlei Hinsicht eine Katastrophe. Kurz vor dem Ende dieser Deadline gab der Konzern dem Druck der Öffentlichkeit nach und verkündte die Verlängerung der Unterstützung für ein weiteres Jahr bis Oktober 2026. Eine wahre Flut an Elektroschrott wurde damit - vorerst - verhindert. In 12 Monaten stellt sich allerdings wieder die selbe Frage.

Microsoft wird in dieser Verlängerung nur kritische Sicherheitsupdates anbieten. Windows 10 wird darüber hinaus aber nicht mehr verbessert. Das bleibt auch nach der neuen Ankündigung so.

Was bedeutet es, wenn Microsoft die Updates für Windows 10 einstellt?

Das bedeutet, dass Microsoft aufhört, Windows 10 zu verbessern und kostenlos zu aktualisieren. Das ist zuerst einmal für die Benutzer:innen ein massives Sicherheitsproblem, die aus technischen oder finanziellen Gründen nicht wechseln können. Denn das Betriebssystem wird in der Folge gegenüber Viren und Hackerattacken deutlich anfälliger.

De facto zwingt der eingestellte Support Nutzer:innen dazu, sich neue Computer zu kaufen und alte wegzuwerfen, obwohl die alten noch funktionieren und für ihre Bedürfnisse ausreichen würden. Das ist auch ein Umwelt- und Klimaproblem und eine massive Ressourcenverschwendung.


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Wie viele Geräte sind vom Update-Stopp betroffen?

Kritiker:innen sprechen von einem wahren Elektroschrott-Tsunami, der auf uns zurollt. Weltweit dürften heute etwa noch die Hälfte aller Windows-PCs mit Windows 10 laufen. In Österreich sind es sogar 54 Prozent. Bis zu 400 Millionen Geräte werden ab 14. Oktober den kostenlosen Support verlieren. Viele davon werden nicht aktualisiert werden können. Sogar eher gut ausgerüstete Gruppen - wie PC-Spieler:innen, die die Gaming-Plattform-Steam benutzen - haben noch zu 35% Computer mit diesem Betriebssystem. 

Wann wurde Windows 10 veröffentlicht?

Windows 10 wurde 2015 veröffentlicht. Aber noch bis Oktober 2021 war es praktisch der Standard auf Notebooks und Desktop-PCs. Denn der Nachfolger Windows 11 wurde erst an diesem Termin veröffentlicht. Das heißt: Die Geräte, die nun keine kostenlose Updates mehr bekommen, sind zum Teil wenige Jahre alt. 

Lässt sich mein PC von Windows 10 auf Windows 11 aktualisieren?

Es gibt ein kostenloses Update von Windows 10 auf 11. Ob dein Computer sich aktualisieren lässt, lässt sich hier herausfinden. Wenn dein Computer dir noch keine Aufforderung zum Aktualisieren geschickt hat, ist es vermutlich schwierig. Geräte, die vor 2020 gekauft werden, haben mit recht hoher Wahrscheinlichkeit ein Problem.

Das Update lässt sich nämlich nicht auf allen Computern (einfach) installieren. Manche haben einfach nicht die technischen Voraussetzungen. Bei anderen braucht es entweder eine komplette Neuinstallation oder einiges an technischen Wissen. Für viele Nutzer:innen ist das außerhalb ihrer technischen Fähigkeiten und schon das einfache Update eine Herausforderung. Zudem sollte man dringend vorher seine Daten sichern. Auch das schaffen viele ohne Hilfe nicht.

Was kann ich tun?

Es gibt mehrere Möglichkeiten. Entweder du kannst deinen PC wirklich auf Windows 11 updaten. Dann solltest du das schnellstmöglich tun. Microsoft wollte ursprünglich weitere "kritische Sicherheitsupdates" über ein "ESU-Programm" (Extended Security Updates) für ein Jahr verkaufen. Nach ersten großen Protesten kündigte man dann an, zumindest Leute die sich für das Cloud-Backup anmelden und ihre Daten und Einstellungen online hochladen, kostenlos zu versorgen. Ende Sempteber 2025 lenkte man dann ein und verlängerte den Support allgemein für ein Jahr. Alle ESU-Optionen solltest du in den Systemeinstellungen unter "Updates und Sicherheit" finden.

Eine langfristige Lösung ist das nicht. Damit bleiben dir 12 Monate mehr Zeit, um deinen Umstieg zu planen. Was du dann tun kannst, um deinen PC langfristig nutzbar zu machen: ein anderes Betriebssystem wie Linux installieren (siehe unten). 

Was könnte man politisch tun?

Es gibt Kampagnen, die Microsoft mit Petitionen dazu bringen wollen, die kostenlose Unterstützung zu verlängern. Diese müssen auf die neue Entwicklung erst reagieren, vermutlich geben sie sich mit einem weiteren Jahr aber nicht zufrieden. Du kannst sie unterschreiben.

Langfristig fordern viele Konsumentenschutz-Gruppen von der Politik aber Gesetze, dass technisches Gerät auch verlässlich langfristig mit Updates versorgt werden sollen. Im Fall von Computern soll das laut der Initiative "Right to Repair Europe" für 15 Jahre verpflichtend sein.

Ende der Updates: Gibt es das Problem nur mit Windows?

Nein. Das Problem geht sehr viel weiter. Es gibt zwar besonders viele Windows-PCs, weshalb es in diesem Fall sehr schwerwiegend ist, aber auch bei vielen Smartphones und Tablets mit Android oder von Apple endet die Lebensdauer vor allem deshalb, weil die Updates eingestellt werden. Weniger breitenwirksam, aber trotzdem problematisch ist es auch bei medizinischer Ausrüstung, Smartwatches, Smarthome-Geräten oder sogar Spielzeugen. Man nennt das auch "geplante Obsoleszenz". 

Soll ich auf Linux als Alternative zu Windows wechseln?

Wenn du gar nicht auf Windows 11 updaten möchtest oder es eben nicht tun kannst, gibt es eine kostenlose Alternative: Linux. Das ist grob gesagt ein anderes Betriebssystem, das auch auf vielen alten Computern sehr gut läuft. Es gibt verschiedene Linux-Ausgaben, die in der Regel kostenlos nutzbar sind. Viele Computer fühlen sich mit Linux als Betriebssystem sogar wieder schneller an. 

Linux kommt aus der Community für Open Source- und freie Software. Es gilt als etwas komplizierter als Windows oder MacOS. Manche Ausgaben, wie "Ubuntu" oder "Mint", sind mittlerweile aber auch sehr einsteigerfreundlich. Nicht alle von Windows gewohnten Programme gibt es auch unter Linux. Aber besonders wer auf seinem PC vor allem Standard-Programme wie E-Mail, Browser oder Office-Anwendungen braucht, findet diese oder gute Alternativen dort problemlos und sollte im Alltag keine Probleme nach dem Umstieg haben. Und auch für viele Spiele und Multimedia-Anwendungen gibt es Lösungen.

Auch dieser Umstieg ist aber eine Neuinstallation deines Computers und macht vorher eine Datensicherung nötig. Es ist gut, wenn du diesen Umstieg mit einer technisch versierten Person durchführst. (Es ist nicht ganz banal, aber machbar.)

Der Wechsel auf Linux ist sicher nicht der einfachste Weg. Er könnte aber der günstigste Weg sein, der deinen PC zudem am längsten nutzbar macht. Sicher ist es der Weg, der deine Abhängigkeit von Entscheidungen im Interesse von großen Tech-Konzernen am meisten verringert.

Und wenn ich doch einen neuen Computer kaufe?

Wenn du dir einen neuen Computer oder Laptop leisten kannst und willst, wirf deinen alten trotzdem nicht weg. Es gibt Initiativen wie "PCs für alle"  (in Österreich) oder "PC-Spenden" und "Computertruhe" (in Deutschland), die gespendete, alte Geräte wieder einsatzfähig machen und an Menschen verschenken, für die ein Computer finanziell schwer leistbar wäre


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