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Arbeitswelt
Ungleichheit

Frauen? Welche Frauen?

Frauen sind in Vorstandsetagen kaum vertreten. In 3 von 4 heimischen ATX-Unternehmen ist überhaupt keine Frau im Vorstand.

Frauen im Vorstand muss man mit der Lupe suchen. Dabei heißt es doch, heute sind Frauen und Männer ja gleichberechtigt? Alle dürfen alles, alle haben die gleichen Chancen – auch Frauen im Vorstand?

 

Frauen im Vorstand Mangelware

Schauen wir doch mal in die heimischen Vorstandsetagen: Das fühlt sich an wie ein Blick in die 1960er-Jahre. 15 von 20 ATX-Unternehmen, also drei Viertel, sucht man die Frauen im Vorstand vergeblich. Es gibt schlicht keine Frauen im Vorstand. Hat das damit zu tun, dass die großen, börsennotierten Konzerne halt einfach in vermeintlichen “Männerbranchen” zu Hause sind? Blödsinn.

Null Frauen im Vorstand, das gibt es auch in Unternehmen, in denen viele FrauenFrauen arbeiten: Bei der Post zum Beispiel. Oder der Bawag. Do und Co. Und natürlich bei Andritz, CA IMMO, EVN, Immofinanz, Lenzing, Mayr-Melnhof, Raiffeisen, S Immo, Schoeller-Bleckmann, Uniqa, Verbund und der Voestalpine.

Frauen im Vorstand: Null Prozent

In all diesen Unternehmen sind Hoden offenbar die Eintrittskarte in die Chef-Etage: Männerquote 100 Prozent.  Geht es da noch um die Leistung? Sind in drei Viertel der großen heimischen Konzerne wirklich nur fähige Männer? Keine Frauen? Oder sitzen die Herren in den Vorständen, weil sie halt, ja eben Männer sind. Damit wir hier übrigens nicht die falschen loben: Die anderen 5 ATX-Unternehmen verbessern das Bild beziehungsweise den Schnitt übrigens nicht: Zusammengenommen liegt in den Vorstandsetagen aller 20 ATX-notierten österreichischen Unternehmen der Frauenanteil bei 6,8 Prozent.

Ja – aber: Das ist doch sicher überall so? Schon wieder: Blödsinn. Sogar in Rumänien, Estland, Bulgarien, Lettland sind ein Drittel der Vorstände Frauen. Wir sind im EU-Vergleich absolutes Schlusslicht

Frauen im Vorstand: Corona verschlimmert Lage

Immerhin: Da wir schon ganz im Keller der Tabelle stehen, können wir wenigstens nimmer weiter zurückfallen? Nochmal Blödsinn. Die Corona-Krise hat die Lage in Österreich nur noch schlimmer gemacht.  Laut einer Studie des Beratungsunternehmens EY ist der Anteil von Frauen in den Geschäftsführungen zuletzt sogar leicht gesunken: Letztes Jahr wurden neun zusätzliche männliche Vorstandsmitglieder aufgenommen. Aber keine Frau. Ja, wahrscheinlich wollte man den Frauen nicht noch mehr Arbeit aufbürden, wer soll sich denn dann um Homeschooling und Pflege im Lockdown kümmern?

Die BAWAG hat übrigens sogar die Mauer zwischen Realität und Satire endgültig niedergerissen. Unter dem Titel: “BAWAG wird weiblicher” hat die Bank stolz verkündet, dass sie ihren fünfköpfigen, rein männlichen Vorstand um ein sechstes Mitglied erweitern. Nein, wo denken Sie hin? Um einen Mann selbstverständlich. Die Ausrede ist immer die gleiche. Leider, leider: Man finde einfach keine qualifizierten Frauen für den Vorstand. Dabei zeigen Studien, dass es auf allen Ebenen drunter genügend qualifizierte Frauen gibt.

Frauen im Vorstand sorgen für Unternehmenserfolg

Das ist besonders bescheuert, wenn man sich anschaut, wie gut Unternehmen unterwegs sind, die Frauen in den Vorstand lassen. Sie sind profitabler, innovativer, langfristig erfolgreicher. Unternehmen mit mehreren Frauen im Führungsteam erwirtschafteten im Schnitt eine um neun Prozentpunkte höhere Gewinnmarge, haben eine um 27 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, langfristig besser abzuschneiden als ihre Konkurrenten, haben 19 Prozent weniger Rechtsstreitigkeiten und eine um 14 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit, in Betrugsfälle verwickelt zu sein.

Wenn wir in Österreich weiter machen wie jetzt, dann haben wir im Jahr 2076 halbe halbe. Leute, das ist 26 Jahre nachdem Österreich klimaneutral ist. (Angeblich). Andere Länder haben erkannt, was sie durch diesen Männlichkeitswahn verlieren und sind schon viel weiter: In Deutschland gilt die Quote in Aufsichtsräten wie in der Vorstandsetage.

Mehr Frauen im Vorstand dank Quote

Im Aufsichtsrat gilt in Österreich übrigens längst die Quote: Aber keine Panik, natürlich  nicht halbe, halbe, das wäre ja noch schöner! Und um seinen Aufsichtsratsposten fürchten muss sich auch kein Mann. Nur, wenn der Frauenanteil im Aufsichtsrat unter 30 Prozent liegt, dann muss seit 2018 mit einer Frau nachbesetzt werden. Und wenn Mann partout keine Frau am Tisch haben will, dann bleibt der Platz im Aufsichtsrat halt leer. Immerhin: Die Quote wirkt. Bei 32,3 Prozent liegt der Frauenanteil bei den Aufsichtsräten mittlerweile. Die Quote gilt aber erst bei Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeiter:innen. In den Unternehmen, die kleiner und damit gesetzlich nicht verpflichtet sind, dümpelt der Frauenanteil bei 18 Prozent herum.

Was es wirklich braucht:

  • Verabschieden wir uns endlich von der Männerquote. Halbe/halbe im Aufsichtsrat, Vorstand und Geschäftsführung muss 2021 endlich selbstverständlich sein. 
  • Fromme Wünsche, Appelle und Selbstverpflichtungen reichen nicht aus, um die Männerfronten in den Vorständen aufzubrechen. Es braucht klare rechtliche Vorgaben und starke Quoten. 
  • Warum nicht auch hier mit Anreizen arbeiten und Gehälter in frauenfreien Vorständen solange kürzen, bis sich an der Situation etwas geändert hat?

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