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Kapitalismus
Gesundheit

Es geht um Sex und Shopping

In Wahrheit geht es ja immer um Sex - schlussendlich auch beim Einkaufen. Nunu Kaller analysiert Nachhaltigkeit, die Konsumwelt, und was damit nicht stimmt.

 

Transkript zu Sex & Shopping

Nunu:  Hallo mein Name ist Nunu Kaller und das ist die Eskallertion. Hier sprechen wir über Nachhaltigkeit, unsere Konsumwelt – und was damit nicht stimmt. Heute reden wir wieder übers Einkaufen.

Warum wir überhaupt so gern kaufen, kann man verhaltensbiologisch erklären. 

Nunette: Verhaltenswas?! 

Nunu: Verhaltensbiologisch. Es geht nämlich um Sex. Konsum ist bei uns Menschen in Sachen Evolution ein absoluter Schlüsselfaktor. In 15 Millionen Jahren haben wir gelernt: Wer mehr konsumieren kann, lebt länger und lebt länger gesünder. Viel konsumieren können bedeutete immer schon: Nahrung und sicheres Wohnen.

Nunette: Und was hat das jetzt mit Sex zu tun? 

Nunu: Viel! Wer vor Millionen Jahren gut essen konnte und vor allem auch gut Essen teilen konnte, war angesehen und damit anziehender. 

Nunette: Wer poppen will, muss freundlich sein. Stimmt, ist heute noch so! 

Nunu: Genau so! Und je mehr sich die, die viel hatten und viel teilten, fortpflanzten, desto mehr setzte sich dieses Verhaltensmuster in der Bevölkerung durch. Und es gilt bis heute: Je besser du dich ernährst, desto älter wirst du und desto gesünder wirst du alt. Es gibt Untersuchungen, in denen Menschen befragt werden, was ein Partner oder eine Partnerin mitbringen muss. An den ersten fünf Stellen stehen relativ gleiche Dinge. 

Nunette: Er muss lustig sein. Und freundlich. Und er muss intelligent sein, sonst isses fad. Und groß! 

Nunu: Wieder genau richtig. Aber danach wird’s interessant, Platz sechs auf dieser Liste unterscheidet sich: Für den Mann muss eine Frau attraktiv sein, für Frauen muss der Mann einen hohen Status haben und damit die Möglichkeit, sich vieles kaufen zu können. 

Nunette: Vorsicht! Da spielen andere Dinge auch rein, zum Beispiel, dass Frauen bis vor ein paar Generationen nicht mal was besitzen durften. Bis in die Siebziger brauchten sie sogar die Erlaubnis des Ehemanns, um arbeiten gehen zu dürfen. No na will man da wen, der dir finanzielle Sicherheit gibt!“ 

Nunu: Klar! Da spielt massiv viel rein, von Gesellschaft über Geschichte bis hin zu Politik. Aber auch aus biologischer Sicht geht’s eben darum: Frauen – attraktiv, Männer – reich. Die Feministin in mir weint, aber biologisch ist die Wurzel des Konsums der Ressourcenreichtum, um am Partnermarkt besser dazustehen. Und für Frauen: was kann ich kaufen, um attraktiver zu sein. Einserschmäh der Kosmetikindustrie. 

Nunette: Das heißt, es landet beim Sex. Alles landet im Endeffekt beim Sex.

Nunu: Ja klar, sag ich ja die ganze Zeit! Aber die Sache hat einen Haken. 

Nunette: Das hat Sex ja auch ganz selten…. 

Nunu: Die, die mehr haben, wollen noch mehr, um sich abzuheben von denen, die weniger haben. 

Und die, die weniger haben, wollen die, die viel haben, nachahmen. Das dreht sich immer im Kreis. Man macht die Reichen nach und die Reichen suchen neue Trends, um sich weiterhin abheben zu können. Da gibt’s ganz viele Beispiele dafür: Jährlich kommen von unterschiedlichen Luxusfirmen neue IT-Bags raus. Und die MUSS man dann haben, obwohl sie ca. drei Bruttojahreseinkommen einer durchschnittlichen Supermarktmitarbeiterin kosten. Oder: gerade WEIL. Dann dauerts nur ein paar Monate, und man findet diese Taschen in nachgemacht fürs Budget selbiger Supermarktkassiererin und die Reichen brauchen wieder was neues, um anders auszusehen. Jeder Trend wird quasi nach unten durchgereicht. 

Nunette: So, und was ist, wenn ich (Wickie-Nasestreichen) nachhaltige Produkte jetzt zum Obersuperluxustrend mache? Dann muss sich das ja in weniger reiche Bevölkerungsschichten durchmäandern, oder? 

Nunu: Den Gedanken hab ich auch schon einige Male gehabt. Da könnt nämlich wirklich was dran sein, aber das muss dann halt wirklich superexklusiv sein. Im Grunde kann es dann nur noch das vom Bergbauernsohn Gustl Stinkengruber mit Naturprodukten bei Vollmond handgefärbte Leder vom totgestreichelten Rind sein, liebevoll von seiner Mutter Josefine genäht. Wäre zwar völlig überzogen und würde das Handwerk auf eine unangenehm exklusive Ebene heben, aber immer noch besser als „Made in China“ ohne Rücksicht auf Verluste in Sachen Umweltverschmutzung. Aber  es wär DER Ansatz für besseren Konsum: 

Beide gleichzeitig: GUSTL; MELDE DICH!!! 
 

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