Arbeiten bis 70: Dänemark hebt Pensionsantrittsalter an
Ab 2040 gilt diese Grenze für alle, die nach dem 31. Dezember 1970 geboren wurden. Damit verschiebt Dänemark die Grenze für das Pensionsantrittsalter in Europa deutlich nach oben.
Wer länger lebt, muss länger arbeiten
Das dänische Modell koppelt das Pensionsantrittsalter automatisch an die durchschnittliche Lebenserwartung von 60-Jährigen – eine Zahl, die in den letzten Jahrzehnten stetig gestiegen ist. Alle fünf Jahre wird das Antrittsalter überprüft und gegebenenfalls angepasst. Steigt die Lebenserwartung, steigt auch das Pensionsantrittsalter. Für die jüngeren Generationen könnte das bedeuten, dass sie künftig erst mit 74 Jahren in Pension gehen können – eine Entwicklung, die bereits von der Europäischen Kommission prognostiziert wird.
In Österreich ist das Pensionsantrittsalter nicht an die Lebenserwartung gekoppelt. Derzeit liegt es bei 65 Jahren für Männer. Für Frauen wird das Antrittsalter seit 2024 schrittweise angehoben und gilt ab Geburtsdatum 1. Juli 1968 ebenfalls mit 65 Jahren.
Trotzdem fordern vor allem Konzerne und Wirtschaftsvertreter:innen immer wieder eine Anhebung auf 67 Jahre oder mehr.
Ältere bleiben auf der Strecke
Die Realität am österreichischen Arbeitsmarkt sieht anders aus: Schon ab 55 wird es für viele schwer, einen neuen Job zu finden – insbesondere wegen Altersdiskriminierung. Ab 60 sind die Chancen auf eine Anstellung fast null.
Viele scheiden wegen Krankheit, Pflegepflichten oder Diskriminierung vorzeitig aus dem Erwerbsleben aus. Laut AMS und Momentum Institut ist fast ein Drittel der Menschen in Österreich vor dem Pensionsantritt nicht mehr erwerbstätig. Besonders betroffen sind Menschen mit körperlich anstrengenden Berufen, Geringverdiener:innen und Frauen, die häufiger wegen Betreuungspflichten oder gesundheitlicher Probleme aus dem Arbeitsleben ausscheiden und dadurch niedrigere Pensionen beziehen.
Unternehmen profitieren
Ein höheres Pensionsantrittsalter würde diese Gruppen besonders hart treffen und zu mehr Altersarmut und Ungleichheit führen. Unternehmen profitieren, weil sie sich länger Pensionszahlungen und Sozialbeiträge sparen, stellen aber ältere Arbeitnehmer:innen selten ein oder drängen sie frühzeitig aus den Betrieben. Die Rechnung zahlen die Beschäftigten – mit Arbeitslosigkeit und Armut.
Pensionsloch: Panik unbegründet
Das österreichische Pensionssystem gilt laut Momentum Institut und Alterssicherungskommission als langfristig stabil und solide finanziert. Die Beiträge der Erwerbstätigen reichen aus, um die laufenden Pensionen zu bezahlen – bei Angestellten und Arbeiter:innen zahlen die Aktiven sogar mehr ein, als ausgezahlt wird. Das oft zitierte „Pensionsloch“ betrifft vor allem Selbstständige und Landwirt:innen, weil deren Beiträge meist nicht ausreichen und der Staat einspringen muss. Für die große Mehrheit der Beschäftigten ist das System aber gut abgesichert.
Die Babyboomer-Generation sorgt laut Prognosen der Alterssicherungskommission und internationalen Organisationen zwar kurzfristig für etwas höhere Kosten, doch nach dieser Welle stabilisieren sich die Ausgaben wieder. Die niedrigen Verwaltungskosten und die breite Absicherung durch das gesetzliche System schützen besonders Menschen mit geringeren Einkommen vor Altersarmut.
Was es wirklich braucht, sind Maßnahmen, um das faktische Pensionsantrittsalter zu erhöhen. Dass also Arbeitnehmer:innen tatsächlich bis zum geplanten Pensionsantrittsalter von 65 arbeiten können. Das wäre auch finanziell effektiver. Laut Momentum Institut könnten dadurch bis 2035 57 Milliarden Euro eingespart werden. Durch eine Koppelung des Pensionsantrittsalters an die Lebenserwartung bis 2035 sind es lediglich 17 Milliarden Euro.
Es braucht Unternehmen, die Ältere einstellen und faire, altersgerechte Jobs schaffen. Teilpension und eine bessere Anrechnung von Kinderbetreuung und Pflege würden das System gerechter machen – und nicht eine pauschale Anhebung des Pensionsantrittsalters.
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