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Ungleichheit
Kapitalismus

Das Weltwirtschaftsforum: Alles, was du wissen musst

Klaus Schwab steht vor einem Bildschirm und redet vor Menschenmassen.
Vom 16. bis 20. Jänner findet 2023 wieder das Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos statt. Wer das organisiert, daran (nicht) teilnimmt und mit welchen Skandalen das Forum in Verbindung steht, gibt es in diesem Überblick.

Was ist das Weltwirtschaftsforum?

Seit 1971 treffen sich jährlich Topmanager:innen, Wissenschaftler:innen und Vertreter:innen unterschiedlicher Staaten und Organisationen im Luxus-Skiort Davos in der Schweiz für das Weltwirtschaftsforum (WEF). Es gilt als eines der größten Networking-Events der globalen Elite.  Das Forum dient laut eigenen Angaben der Beratung von Problemen und zukünftiger Entwicklungen von Weltwirtschaft und Politik. Rund 1000 internationale Unternehmen sind Mitglieder der Organisation, jährlich kommen immer knapp 3.000 Menschen zusammen.

Wer kommt denn zum Weltwirtschaftsforum?

Die Liste aller Teilnehmer:innen wird grundsätzlich nicht veröffentlicht. Nur Teilnehmer:innen aus der Politik werden unter der Liste Public Figures teilweise angekündigt. Teilnehmende aus der Wirtschaft werden entweder durch eigene Angaben, selektive Ankündigungen oder Leaks bekannt. Automatisch eingeladen werden immer alle Regierungs- und Staatschefs der G20-Staaten. Russische Vertreter:innen werden wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine aber diesmal ausdrücklich nicht eingeladen. 

Von den G7 kommt 2023 nur der deutsche Kanzler Olaf Scholz. Auch sind unter anderem noch EU-Kommission-Präsidentin Ursula von der Leyen, Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, der ukrainische Präsident Selenskyj (online) und eine kleine Delegation aus China angesagt. Einer der Star-Redner:innen des Forums 2023 ist Henry Kissinger, der umstrittene, ehemalige amerikanische Außenminister.

Aus Österreich sind als Gäste unter anderem Außenminister Alexander Schallenberg, Finanzminister Magnus Brunner, Arbeitsminister Martin Kocher, OMV-CEO Alfred Stern angemeldet.

Warum gibt es das Weltwirtschaftsforum?

Das World Economic Forum (WEF) wurde 1971 vom heutigen WEF-Chef Klaus Schwab (als “European Management Forum”) gegründet. Es soll laut eigenen Angaben die Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Unternehmen und Expert:innen zu fördern. Es soll globale Herausforderungen wie Armut, Umweltprobleme und soziale Ungerechtigkeit angehen. Es organisiert jährlich im Jänner ein Treffen in Davos, auf dem diese Themen diskutiert werden. 

Was ist die Kritik am Weltwirtschaftsforum?

Das Forum wird immerwährend kritisiert. Neben einigen haltlosen Verschwörungstheorien gibt es auch eine Reihe wichtiger Kritikpunkte am Forum. Es ist ein geschlossenes Eliten-Event. Die besprochenen Themen werden damit auch aus dieser Perspektive und von einer neoliberalen Weltsicht geprägt. Die intransparente Teilnahme und Entscheidungen, die dort beeinflusst werden, stehen außerhalb demokratischer Institutionen und Kontrolle. 

Auch Scheinheiligkeit wird dem WEF vorgeworfen. Während es sich sowohl die Pariser Klimaziele als auch die Bekämpfung von sozialer Ungleichheit auf die Fahnen schreibt, sind alldem zuwiderhandelnde Unternehmen wie Nestlé, BlackRock, Coca-Cola oder Google “strategische Partner” des Forums. Firmen. Auch Energiekonzern und größte CO2-Verursacher Europas RWE, der zeitgleich mit dem WEF 2023 das Dorf Lützerath in Deutschland abreißen will, um dort Kohle zu fördern, ist ein Partner des WEF. 

Vor allem, dass die tausenden Teilnehmer:innen oft mit (Privat-)Flugzeugen anreisen, sorgt auch für einen beachtlichen Ausstoß von Treibhausgasen durch das Events. Dieser liegt beim Jahresverbrauch von etwa 260.000 Autos. Auch der Überhang an männlichen Teilnehmer:innen steht in der Kritik. 

Das Forum ist in der Vergangenheit aus all diesen Gründen immer von Protesten begleitet worden, bei denen es um Themen wie Globalisierung, Armut und Ungerechtigkeit ging. Die Kritiker:innen wollen, dass das WEF gegen ein offenes, weniger exklusives, zugänglicheres Forum ausgetauscht wird.

Wie finanziert sich das WEF in Davos?

Das WEF wird von rund 1000 Unternehmen finanziert – dabei gibt es rund 120 “strategische Partner:innen”, die über die Ausrichtung, Panels und Themen mitentscheiden. Der jährliche Mindestbeitrag liegt bei umgerechnet ungefähr 600.000 Euro. Im Gegenzug bekommen Sponsor:innen Zugang zu exklusiven Treffen, Plätze in Diskussionsforen und Möglichkeiten zum Netzwerken. 

Das Forum genießt außerdem Steuervorteile, denn es ist als “gemeinnützige Stiftung” in der Schweiz anerkannt. Aktivist:innen kritisieren auch immer wieder, dass das WEF der ideale Marketing-Deckmantel für “Green-Washing” sei. 

Welche Themen werden auf dem WEF besprochen?

Am WEF gibt es ein breites Spektrum an Themen der Weltpolitik: vom Klima bis zu Kriegen und Konflikten. Die Teilnehmer:innen des Forums haben oft direkten Einfluss darauf, wie diese Themen in der Wirklichkeit aussehen. Kritiker:innen meinen, dass diese aktuellen Themen oft auf eine Weise dargestellt und genutzt werden, um damit die neoliberalen Agenden der Organisation voranzutreiben. 

Diskutiert wird 2023 etwa unter dem Motto “Zusammenarbeit in einer zersplitterten Welt”. Laut einem aktuellen Risikobericht vom WEF, würde sich die Kluft zwischen den reichen und armen Ländern immer weiter vergrößern und das Risiko von Wirtschaftskriegen erhöhen. Gewarnt wird auch vor potenziellen “geo-wirtschaftlichen Konfrontationen” sowie der Gefahr eines Atomkrieges.  

Wer leitet das WEF?

Das Weltwirtschaftsforum (WEF) wird von einem Direktorium geleitet, das aus einer Gruppe von Führungskräften aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft besteht. Das Direktorium ist für die Geschäftsführung und die strategische Ausrichtung des WEF verantwortlich.

Der aktuelle Vorsitzende ist Klaus Schwab, der das WEF im Jahr 1971 gegründet hat.  

Schwab ist besonders seit der Covid-19 Pandemie von zahlreichen Verschwörungstheorien umgeben. Grund dafür ist unter anderem das von ihm mitverfasste Buch „The Great Reset“. Darin geht es um die Auswirkungen von Covid-19 auf Gesellschaft und Wirtschaft durch eine neoliberale Sichtweise. Verschwörungstheoretiker:innen lesen es aber als Plan für eine mögliche Weltregierung.

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