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Gesundheit
Klimakrise

Die Klimakrise bringt uns neue Krankheiten

Aufgrund der Klimakrise verbreiten sich neue Stechmücken und Zecken bei uns - und sie bringen mitunter extrem gefährliche Krankheiten mit - für Mensch und Tier.

Die Klimakrise bringt neue Stechmücken zu uns. Bereits vier Stechmückenarten, die in Österreich bisher nicht heimisch waren, konnten hier mittlerweile nachgewiesen werden. Sie können gefährliche Krankheitserreger wie das Zika-Virus oder Dengue-Virus übertragen. Und auch andere gefährliche Erreger können sich aufgrund des warmen Wetters seit einigen Jahren bei uns verbreiten.

 

Klimakrise bedingt auch Verbreitung von heimischen Stechmücken …

Diese bei uns neuartigen Stechmücken sind nicht das einzige Problem. Werden exotische Krankheiten eingeschleppt, können manche dann auch von heimischen Arten übertragen werden. Die Stechmückensaison dauert in der Regel von Mai bis August. Doch aufgrund des warmen Wetters kann sich diese Zeitspanne ausdehnen und die Mücken können mehr Generationen aufbauen, sprich: Sich rasanter vermehren. 

Ob es heuer wie zuletzt oft in Medien berichtet zu einer Gelsen-Plage bei uns kommt, ist noch ungewiss, erklärt Parasitologe Hans-Peter Führer von der Veterinärmedizinischen Universität Wien: “Das hängt vom Wetter ab. Es müsste zuerst einmal feucht und dann wieder trocken werden. Die Larven von manchen Gelsen und Mücken schlüpfen erst, wenn die Eier mit Wasser in Berührung kommen.”

… und Zecken

Mit den Zecken verhält es sich ähnlich. Aufgrund der milden Winter sind sie bei uns schon das gesamte Jahr aktiv. Sie können die alt bekannten Krankheiten FSME (dagegen hilft die Zeckenschutzimpfung) und die durch Bakterien ausgelöste Lyme-Borreliose übertragen (dagegen hilft die Impfung leider nicht). 

Jährlich gibt es bis zu 80.000 Fälle von Lyme-Borreliose in Österreich. Ob es jährlich durch die Klimakrise mehr Fälle gibt, kann man schwer sagen – die Krankheit ist nicht meldepflichtig und wird oft nicht erkannt. Jedoch wurden in jüngster Zeit neue Erreger in Zecken gefunden, etwa Bakterien der Gruppe Neoehrlichien oder neuartige Zeckenrückfallfieber-Borrelien, wie Mateusz Markowicz von der Medizinischen Universität Wien erklärt: “Diese sind normalerweise harmlos, können aber für immungeschwächte Menschen gefährlich werden. Wir können aber nicht sagen, ob es diese Erreger erst kürzlich gibt, oder ob es schon immer gegeben hat und sie nur nicht entdeckt wurden.”

Klimakrise weitet Lebensraum für exotische Mücken und Zecken aus

Zusätzlich zu den heimischen Parasiten breiten sich aber auch immer mehr Arten aus, denen früher unser Klima zu kalt war. Wir stellen dir hier die problematischsten ursprünglich nicht-heimischen Parasiten vor:

Asiatische Tigermücke

Sie kam in den Neunzigern als blinder Passagier durch den Altreifenhandel aus Südostasien nach Italien. Da das Klima langsam auch bei uns so wird wie am Mittelmeer, findet sie jetzt auch hier ideale Lebensbedingungen. In Österreich wurde sie erstmals 2012 in der Südsteiermark gefunden. Richtig stark verbreitet hat sie sich noch nicht, sie könnte aber eine Konkurrenzpopulation zu heimischen Mücken entwickeln. Die Tigermücke kann das West-Nil-Fieber übertragen.  In Österreich wurden zwischen 2009 und 2018 schon 44 im Inland erworbene Fälle dieses Fiebers bestätigt. Die wahrscheinlichen Ansteckungsorte sind Wien, Niederösterreich und das Burgenland. 

Die Tigermücke kann aber auch Gelbfieber, das Zika-Virus, die Erreger der sogenannten St.-Louis-Enzephalitis (virusbedingte Gehirnhautentzündung), das Dengue-Fieber oder Chikungunya-Fieber übertragen. Das sind Krankheiten, die bei uns Tropen- oder Reisekrankheiten genannt werden, aber bald schon könnte es zu einer Infektion vor der Haustüre kommen.

Japanische Buschmücke

Die aus Ostasien stammende japanische Buschmücke wurde ebenfalls hauptsächlich durch die Einfuhr von Altreifen, aber auch Zierpflanzen wie Bambus nach Europa gebracht. Sie wurde in Österreich 2011 erstmals im südlichen Burgenland nachgewiesen. Auch sie hat sich noch nicht bei uns etabliert. Sie kann ebenfalls Krankheiten wie das West-Nil-Fieber übertragen.

Riesenzecken

Bisher eher in Osteuropa zu finden, dringt mittlerweile auch die Auwaldzecke langsam bis zu uns vor, die auf Menschen das Fleckfieber übertragen kann. 

2018 wurde zudem erstmals eine besonders gefährliche subtropische Zeckenart in Österreich nachgewiesen. Dabei handelte es sich um die Zeckenart “Hyalomma marginatum”, die wohl Zugvögel mitgebracht haben. Die in Österreich von einer aufmerksamen Pferdebesitzerin im Raum Melk gefundene Zecke hatte gefährliche Bakterien in sich. Diese Art kann aber auch tödliche Krankheiten übertragen: Babesien, das sind Erreger, die rote Blutkörperchen zerstören. Lebensbedrohlich sind auch das Thogot- oder Bourbon-Virus und das Krim-Kongo-Fieber. Bei Letzterem liegt die Sterblichkeitsrate zwischen zwei und fünfzig Prozent. 

 
Vergrößerung einer Riesenzecke der Gattung Hyalomma marginatum.

Eine Riesenzecke der Gattung „Hyalomma marginatum“ kann das Krim-Kongo-Fieber übertragen, bei dem die Sterblichkeitsrate bei bis zu 50 Prozent liegt.

Gefahr durch exotische Insekten und Zecken besteht auch für Tiere

Einheimische Stechmücken und die Tigermücke können Fadenwürmer übertragen, die bei Hunden Herzwurmerkrankungen auslösen können. Diese zwanzig Zentimeter langen und sehr dünnen Würmer sind schwer zu therapieren und entfernen.

Babesien können die Hunde-Malaria auslösen. Sie werden von der Auwaldzecke oder der “Hyalomma marginatum” übertragen. Ohne rasche Behandlung kann die Krankheit in wenigen Tagen tödlich sein.

Für Rinder und Schafe sind die Gnitzen gefährlich. Das sind Mücken, die Viren übertragen können, die die sogenannte Blauzungenkrankheit auslösen können. Das ist eine anzeigepflichtige Tierseuche, für Menschen besteht aber keine Ansteckungsgefahr.

Wie du dich schützen kannst:

  • Mücken- und Zeckenschutz: Wir wollten dir mit diesem Artikel keineswegs den Aufenthalt in der Natur vermiesen. Vor allem wegen Corona brauchen wir alle dringend frische Luft. Noch gibt es auch keine Plage, doch wenn es ab Mai losgehen sollte – benutze Mücken- und Zeckenschutz für dich und dein Haustier und trage lange Hosen und Oberbekleidung, wenn du über Wald und Wiesen wandern oder spazieren gehst. Für Zecken gilt es, sie möglichst früh zu entfernen.

 

  • So erkennst du eine Infektion: Treten 2-3 Tage nach einem Mückenstich grippale Symptome wie Fieber auf, sowie eine Schwellung oder Rötung um die Stelle des Stichs, die nicht oder nur langsam zurückgeht, könnte eine Infektion vorliegen. Kontaktiere dann einen Arzt. Manchmal kann es aber Wochen dauern, bis eine Krankheit ausbricht. Und auch im Blut sind viele Erreger erst Wochen nach einer Infektion zu finden. Bei Borreliose ist der einzig deutliche Hinweis ein kreisrunder, roter Ausschlag um die Einstichstelle, der wandern kann. Er tritt bei cira 80 Prozent der Infizierten auf. 

 

  • So entfernst du Zecken richtig: Kontrolliere dich und dein Haustier nach dem Aufenthalt im Freien nach Zeckenstichen. FSME wird sofort mit dem Stich übertragen, das Risiko an Borreliose zu erkranken sinkt, je schneller die Zecke entfernt wird. Unbedingt gerade herausziehen, nicht drehen oder mit Öl oder anderen Flüssigkeiten beträufeln! Bleibt der Kopf stecken, so lass ihn in der Haut stecken, er fällt nach einigen Tagen von selbst ab. Vorsicht bei kleinen Zecken, sie sollten nicht zerdrückt werden. Auch für diese Parasiten gilt: Keine Angst vor Aufenthalten in der Natur. 95 Prozent aller Zeckenstiche sind völlig harmlos!

 

  • Vorsicht vor stehenden Gewässern: Stechmücken brüten mit Vorliebe in stehenden Gewässern. Übrigens auch in Regentonnen oder halbvollen Gießkannen, achte also zu Hause im Garten oder auf der Terrasse darauf, dass du ihnen keine unbeabsichtigte Willkommens-Einladung bereitest. Da es derzeit trocken ist und länger nicht geregnet hat, verbreiten sich auch viele Bakterien und Keime in Tümpeln und Teichen. Redaktionshund Fabio sowie einige seiner vierbeinigen Freunde waren in solchen bereits baden oder haben beim Spaziergang daraus getrunken und mussten danach zum Tierarzt, da die Bakterien Durchfall und Erbrechen ausgelöst haben. Doch allen Vierbeinern geht es wieder gut – pass auf deinen Hund auf, falls du einen hast, damit ihm nicht dasselbe passiert.

 

 

 

 

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