Von wegen Frauen müssen sich rasieren
Eine männlich dominierte Perspektive
Wenn wir uns die gängigen Schönheitsideale ansehen, stellen wir schnell fest: Es sind oft Männer, die uns sagen, wie wir auszusehen haben. Während sie ihre Körperbehaarung stolz präsentieren, werden wir Frauen* gedrängt, unsere Behaarung als „Problem“ zu betrachten. Wir müssen glatt und haarfrei sein – zumindest an den „richtigen“ Stellen. Die Gesellschaft hat uns eingeredet, dass wir für das Wohlbefinden anderer – oft für das Wohlbefinden von Männern – verantwortlich sind.
Der Druck ist ungleich verteilt
Besonders hart trifft es BIPoC-Communities, deren Haarstrukturen nicht dem westlichen Schönheitsideal entsprechen. Während Weiße Frauen sich den gängigen Normen anpassen müssen, erleben BIPoC eine doppelte Diskriminierung, wenn sie nicht in das Raster passen. Widersetzen sich Weiße Frauen* diesen „Regeln“, kommen sie eher damit durch und kassieren subtilere Diskriminierung. Dieses Privileg haben viele Flinta nicht. Das ist nicht nur ein Schönheitsproblem, sondern ein gesamtgesellschaftliches Versagen. Wir stehen nicht nur für uns selbst, sondern für alle, die unter diesen veralteten Idealen leiden.
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Frauen müssen sich rasieren: Ein Milliardenmarkt für Unsicherheit
Und während wir uns dem Druck beugen und an unseren Körpern herumwerken, profitieren Unternehmen von unseren Unsicherheiten. An ihrer Spitze – natürlich Männer. Wie könnte es denn anders sein? Einwegrasierer, Enthaarungscremes und die nächste „Revolution“ in der Haarentfernung: Wir greifen tief in die Tasche und glauben, wir tun uns etwas Gutes. Ironisch, oder? In Wirklichkeit ist es eine riesige Industrie, die mit unserer Scham und unserem Selbstbild spielt und sie zu Geld macht.
Echte Selbstbestimmung heißt, unseren Körper so zu akzeptieren, wie er ist. Es bedeutet, dass wir die Wahl haben, ob wir uns rasieren oder nicht – ohne Scham oder Erwartungen und ohne Druck. Das beginnt, wenn wir unseren Mitmenschen diese Botschaft weitergeben und das Märchen, wie eine „echte Frau“ auszusehen hat, nicht mehr weiterspinnen. Dieses Märchen nimmt uns alle kollektiv unter die Lupe, die besonders BIPoCs, speziell Schwarze Frauen*, Trans Frauen*, Frauen* mit Behinderung und viele andere ausgrenzen und diskriminieren.
„Selbst“bestimmung kann nur dann ihren Namen verdienen, wenn sie mehr als nur das Bild der weißen, cis, privilegierten Frau berücksichtigt – eine Frau, die gesellschaftlich nach den weißen Männern immer noch die meiste Freiheit genießt, egal ob sie es hören will oder nicht. Ein Feminismus, der nicht intersektional ist, verliert seinen Wert, denn die Freiheit für alle Frauen beginnt erst dann, wenn wirklich alle Frauen* gemeint sind.
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