Was kann man gegen Armut tun? Man sieht Barbara Blaha vor dem Moment Mal Sujet. Sie zeigt eine leere Geldtasche in die Kamera.

Was kann man gegen Armut wirklich tun?

/ 25. Februar 2022

Österreich ohne Armut? Ja, geht denn das? Barbara Blaha erklärt, wer von Armut am schlimmsten betroffen ist und was wir gegen Armut tun können.

Österreich ist ein richtig reiches Land. Ja, wirklich. Österreich ist regelmäßig unter den 20 reichsten Staaten der Welt. Und trotzdem ist jeder Fünfte in Österreich armutsgefährdet. Moment mal.

Tatsächlich: Während 40.000 Haushalte die Hälfte des Vermögens in Österreich hamstern, bleiben für den Rest nur Krümel: Ja, jeder 5., der in Österreich lebt, ist armutsgefährdet, das sind mehr als 1,5 Mio. Menschen. Sie können im Winter ihre Wohnung nicht heizen, sie haben am Ende des Monats nicht genug Essen im Kühlschrank, können ihre Miete nicht bezahlen.

Wer ist in Österreich von Armut betroffen?

  • Erstens: Alleinerziehende - und ihre Kinder. Jede 8. Familie ist eine Ein-Eltern-Familie: In den allermeisten Fällen ist es die Mama, die sich allein um die Kinder kümmert. Kindergärten haben aber trotzdem nicht länger offen. Gerade am Land kannst du dich als Alleinerzieherin brausen gehen: Da haben nur 4 von 10 Kindergärten lang genug offen, dass sich eine Vollzeitstelle ausgeht. Also nicht zuletzt deshalb: Jede zweite alleinerziehende Mama arbeitet Teilzeit. Aber wer nur Teilzeit arbeiten kann, verdient zum Leben nicht genug.
     
  • Zweitens: Arbeitssuchende: und ihre Kinder. Wer seinen Job verliert, verliert über Nacht auch die Hälfte seines Einkommens. Die Fixkosten halbieren sich aber nicht. 9 von 10 Arbeitslosen bekommen weniger als 1.200 Euro Arbeitslosengeld. Retten einen da am Anfang vielleicht noch die Ersparnisse, sind die bald mal aufgebraucht: Je länger die Arbeitssuche dauert, desto schwieriger die finanzielle Lage. Jeder 4. pumpt sich Geld im Freundes- oder Bekanntenkreis, überzieht sein Konto oder bleibt Rechnungen schuldig.
    Übrigens: Arbeit allein schützt dich vor Armut nicht: Sieben Prozent der Arbeitnehmer:innen leben trotz regelmäßiger Erwerbstätigkeit unter der Armutsgrenze. 300.000 Menschen in Österreich gehen also hackeln - und können von ihrem Einkommen trotzdem nicht leben. Das nennt sich dann "working poor", übersetzt: arbeitende Arme.
     
  • Drittens: Familien mit mehreren Kindern. Wer 3 Kinder oder mehr hat, der hat eher kein Sparbuch mehr. So ein Kind, das leppert sich nämlich ganz schön. Rund 800 Euro muss monatlich aufbringen, wer ein Kind hat: Die brauchen ja Platz in der Wohnung, warm soll die auch sein, essen wollen sie auch was, Kinderschuhe, Schulausflug, und so weiter und so fort. Je mehr Kinder, umso höher der finanzielle Aufwand.

Was kann man gegen Armut tun?

Eigentlich soll unser Sozialstaat alle Menschen auffangen, wenn sie stolpern oder fallen. Und das tut er auch - aber eben nur zum Teil: Viele Haushalte leben trotz Sozialleistungen unter der Armutsgefährdungsschwelle.

Die durchschnittliche Mindestsicherung liegt um 350 Euro darunter. Das Arbeitslosengeld um 300 Euro, die Mindestpension (“Ausgleichszulage”) um 190 Euro. Das muss nicht so sein. Dass bei uns jedes 5. Kind in Armut lebt, ist eine politische Entscheidung. Denn um alle Menschen in Österreich über die Armutsgefährdungsgrenze zu heben, bräuchten wir 4,2 Mrd. Euro. Das ist nicht nichts: Aber auch nicht so viel, dass es unmöglich wäre.

Denn: Ein Viertel davon würde sofort wieder durch höhere Einnahmen beim Konsum zurück in die Staatskasse fließen. Und: Unser Steuersystem gehört sozial gerecht umgebaut. Die Steuerprivilegien für Vermögende sind schon lange nicht mehr zeitgemäß.

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