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Demokratie

Die Vermessung der zweiten ORF-Wahlduelle: Themen, Redezeiten und Konflikte

Welche Themen kamen in den ORF-Wahlduellen zur Nationalratswahl 2019 vor? Und wer sprach wie viel darüber?

 
Alle gegen alle – so preist der ORF sein Format für die Wahlduelle an. Wir haben uns gefragt: Wie angriffig sind die KandidatInnen und vor allem: Geht es endlich um Inhalte? Also haben wir uns vor den Bildschirm gesetzt und die Zeit gestoppt. Das Ergebnis des ersten Abends lest ihr hier.

Neos – Grüne

Redezeit  Beate Meinl-Reisinger: 8,2 Minuten  Werner Kogler: 7,9 Minuten
 

Werner Kogler, Spitzenkandidat der Grünen, gab sich anfangs versöhnlich. Überall, wo es um Menschenwürde gehe, gebe es mit den Neos Gemeinsamkeiten. Neos-Parteichefin Beate Meinl-Reisinger stimmte da zwar noch zu, über die Hälfte der Diskussionszeit waren sich die beiden aber dann doch uneins: Soll die EU das Freihandelsabkommen mit den südamerikanischen Staaten des Mercosur abschließen oder nicht? Wie schon bei den Freihandelsabkommen TTIP und CETA trat Meinl-Reisinger prinzipiell für das den Abschluss ein, Grünen-Chef Kogler befürchtete falsche Lenkungseffekte hin zu mehr klimaschädlichem Handel über weite Distanzen hinweg.

ÖVP – Liste Jetzt

Redezeit  Karoline Edtstadler: 8 Minuten  Peter Pilz: 7 Minuten
 

Fast die Hälfte des Duells sprachen Peter Pilz (JETZT) und die gar nicht für den Nationalrat kandidierende Karoline Edtstadler (ÖVP), die trotzdem Sebastian Kurz vertrat, über die diversen Skandale rund um die Volkspartei der letzten Monate: Ibiza, die Schredder-Affäre, das Verschleiern von Großspenden. Edtstadler musste die meiste Zeit Verteidigerin spielen. Inhaltlich blieb es kurz und knapp, zumindest ein paar Minuten lang ging es um die Pflege, zu einer Steuerreform fielen eine Handvoll Sätze.

 

SPÖ – Grüne

Redezeit  Pamela Rendi-Wagner: 7,7 Minuten  Werner Kogler: 8,9 Minuten
 

Ausschließlich um Sachthemen ging es beim Duell zwischen SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner und Werner Kogler. Damit unterschied sich das Duelle deutlich von den anderen Konfrontationen an diesem Abend. Wirklich emotional wurde es nur bei der Frage, ob der Wiener Flughafen um eine dritten Piste erweitert werden sollte. Kogler konnte hier gegen Rendi-Wagner mit Verweis auf die klimschädlichen Folgen des Flughafenausbaus punkten.

Neos – Liste Jetzt

Redezeit  Beate Meinl-Reisinger: 8,4 Minuten  Peter Pilz: 7,5 Minuten
 

In dem vergleichsweise nüchtern geführten Gespräch kritisierte Beate Meinl-Reisinger Peter Pilz für die Zustimmung seiner Liste zum neue Partefinanzierungsgesetz wegen dessen Beschränkung privater Großspenden. Beim Thema Pensionen lobte Peter Pilz die Sicherheit eines staatlichen Systems und punktete gegen Meinl-Reisinger, die weiterhin für den Ausbau privater Pensionsversicherungen als vermeintlich hilfreich gegen demografische Probleme eintrat.

SPÖ – FPÖ

Redezeit  Pamela Rendi-Wagner: 5,4 Minuten  Herbert Kickl: 7,7 Minuten
 

Die zu Beginn klar erkennbare – und durchaus wirksame – Strategie von Rendi-Wagner im Duell mit Herbert Kickl war es, die FPÖ für deren arbeitnehmerfeindliche Beschlüsse wie die Einführung des 12h-Tages anzugreifen. Ein Hinweis auf Ibiza fiel nur einem Nebensatz, den Kickl aber dankbar aufgriff, um einen offensichtlich einstudierten Gegenangriff zu starten und Rendi-Wagner ihren letzen Urlaubsort vorzuhalten. Ganz allgemein zeigt die Analyse, dass Kickl viel mehr seiner Redezeit (20%) als Rendi-Wagner (8%) auf persönliche Attacken verwendete. Im letzten Drittel des Duells gelang es Herbert Kickl dann – nach zwei früheren, gescheiterten Versuchen – zu „Ausländerthemen“ zu wechseln. Rendi-Wagner stieg darauf ein, also wurde für den Rest der Konfrontation darüber gesprochen.

 

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