5 Fragen zum Rücktritt Joe Bidens: Kann Kamala Harris Donald Trump besiegen?

MOMENT.at: Noch ist nicht fix, dass Kamala Harris die Präsidentschaftskandidatin der Demokraten wird. Wer ist noch im Rennen und wie stehen ihre Chancen?
Yussi Pick: Besonders viele sind nicht im Rennen. Von den Namen, die herumgegeistert sind, unterstützen mittlerweile sehr viele Kamala Harris – Gavin Newsom, Josh Shapiro und viele weitere der Senator:innen und Governeur:innen, die genannt wurden. Einer, der spekuliert, wieder ins Rennen zu gehen, ist Joe Manchin. Das ist ein bisschen der Hans Peter Doskozil der Demokraten. Er hat eigentlich seine Parteizugehörigkeit abgelegt, um als Third Party Kandidat anzutreten. Das hat er nicht geschafft, und jetzt überlegt er, es doch wieder für die Demokraten zu probieren. Aber viele Chancen würde ich ihm nicht einräumen.
MOMENT.at: Kamala Harris wäre die erste schwarze Frau im Präsidentenamt. Damit wird auch oft argumentiert, wenn Zustimmung geäußert wird. Wie progressiv ist ihre Politik?
Pick: Sie ist sehr progressiv. Allerdings gilt ihre Zeit als Generalstaatsanwältin in Kalifornien für manche Linke als Archillesferse. Dort hat sie Drogengesetze vollstreckt, durch die junge schwarze Menschen in den Knast geworfen wurden. Das wird ihr durchaus vorgeworfen – wurde es schon während der Vorwahlen 2020. Ansonsten ist ihre Karrierebilanz aber für amerikanische Verhältnisse relativ progressiv.
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MOMENT.at: Mit welchen Themen könnte sie bei der Wählerschaft punkten und wo steht sie vor Herausforderungen?
Pick: Wir wissen, dass das Thema Frauengesundheit extrem mobilisiert. Und sie hat da extrem viel Glaubwürdigkeit, weil sie da schon sehr früh sehr klar Position bezogen hat. Die Schwäche ihrer Zeit als Generalstaatsanwältin könnte sie auch nutzen. Auf der einen Seite der verurteilte Verbrecher Trump, auf der anderen Seite die Staatsanwältin. Das ist ein gutes Bild. Das hat sie schon 2020 bei ihrer Vorwahlkandidatur versucht zu zeichnen.
MOMENT.at: Welche US-Bundesstaaten sind jetzt zentral für den Ausgang der Wahlen?
Pick: Die Swing States sind Wisconsin, Michigan, Pennsylvania, Arizona und Nevada. Das sind die Staaten, die Joe Biden 2020 gewonnen hat und Donald Trump 2016. Und es sind die Staaten, die Kamala Harris fix gewinnen muss, damit sie Präsidentin wird.
MOMENT.at: Was bedeutet der Wechsel für den Wahlkampf der Republikaner?
Pick: Donald Trump hat zwei Probleme damit. Erstens gehörte zu seiner Botschaft: „Joe Bidens Präsidentschaft ist schlecht, ich kann das besser.“ Er wird natürlich trotzdem versuchen, Kamala alles umzuhängen, was er schon Biden umgehängt hat. Das funktioniert jetzt aber nicht mehr so gut.
Zweitens war das hohe Alter ja nicht ausschließlich ein Thema, das Joe Biden betraf. Donald Trump sieht neben Joe Biden zwar nicht alt aus, aber neben Kamala Harris sehr wohl. Donald Trump ist jetzt der älteste Mensch, der jemals für das Präsidentenamt kandidiert hat. Das ist ein Problem für ihn.