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Ungleichheit

Vermieter mit Herz: “Es ist nicht notwendig, jetzt die Mieten zu erhöhen”

Werner hat acht Kleinwohnungen. Seine Mieter:innen sind und waren dabei seit 1996 fast ausschließlich Studierende. Bei der Mietpreiserhöhung im April macht er nicht mit, denn “sie sind schlichtweg nicht notwendig." 

Ich sehe rechnerisch, als Vermieter nicht die Notwendigkeit jetzt die Mieten zu erhöhen. Die Index-Anpassung ist ein Freibrief für Vermieter:innen, sich auf die Regierung auszureden. Ich empfinde das als unfair. 

Durch die ÖVP-Regierung hat die Gier Einzug in die Politik gefunden. Das Thema Mieterhöhungen trifft die große Mehrheit der Österreicher:innen hart. Es regiert das Motto “Auf’s G’wissen wird g’schissen”, wie Nationalratsabgeordnete Maria Großbauer sagte. Da mache ich nicht mit. 

Letzte Mieterhöhung vergangenen Juli 

Ich erhöhe meine Mieten im Normalfall alle 18 Monate nach dem Verbraucherpreisindex. Das letzte Mal war das im Juli 2022 angesichts der extrem gestiegenen Energiekosten. Die Erhöhung betrug ca. 7,5% der All-In-Miete. Das deckte aber kaum die Mehrkosten für Energie. Also haben die Mieter:innen und ich uns abgestimmt, dass alle brav Strom und Energie sparen. Das haben sie gemacht und es ging sich aus. 

Ich habe ein innovatives privatrechtliches All-Inklusive Modell gewählt für meine Mieter:innen. Strom, Heizung, Internet, Waschküche – das alles ist im Preis inkludiert. Damit bekommen sie mehr Preissicherheit. Da ich alle meine acht Wohnungen im Haus in Eigenregie betreue, spare ich auch Kosten für die Hausverwaltung. 

Freude bei Mieter:innen war groß

Die meisten meiner Mieter:innen sind Studierende, da die Wohnungen in der unmittelbaren Nähe vom Campus sind. Die haben sich natürlich sehr gefreut, dass sie ab April nicht mehr zahlen müssen. Wir haben eine WhatsApp-Gruppe, in der wir über jegliche Anliegen kommunizieren. Da sind dann die Dankesnachrichten gekommen. Student:innen kämpfen sich mit Nebenjobs, Kinder-Beihilfe und wo es geht mit Unterstützung der Eltern irgendwie durch. Da waren sie noch einmal extra froh, dass ich die Mieten nicht erhöhe. 

“Mir geht kein Geld verloren”

Ich weiß nicht, wie die anderen Vermieter-Kolleg:innen gerechnet haben, aber mir geht kein Geld verloren, wenn ich die Mieten jetzt nicht erhöhe. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich ein gutes Miet-Modell gewählt habe. Ich konnte so gut wie alle Nebenkosten streichen, aufgrund meines Pauschalmodells. Mein Geschäftsmodell ist anders als das der klassischen Vermieter:innen. 

Ich weiß, dass andere Vermieter:innen jetzt sagen werden: “Ja, aber bringt das keine Probleme?”. Natürlich gibt es manchmal Auseinandersetzungen und Konflikte, aber ich habe in 27 Jahren Vermietungstätigkeit noch nie ein Gericht oder eine Schlichtungsstelle gebraucht. Wenn es wirklich eine Auseinandersetzung gibt, dann siegt im Härtefall die Kulanz. Wenn die Kaution für einen Schaden nicht reicht, dann hab ich halt mal einen Verlust gemacht. 

Nachmacher erwünscht 

Ich kenne keine anderen institutionellen Vermieter:innen, die entweder jetzt im April die Erhöhung aussetzen oder so ein Modell haben wie ich. Einzelfälle aber schon. Das sind meistens Menschen, die eine oder zwei Anlegerwohnungen haben und das Vermieten nicht institutionell betreiben. Ich glaube, die sind nicht so abgehobene Miet-Haie. Das sind Menschen, mit denen man reden kann. Nachmachen ist ausdrücklich erwünscht. 

Mietgesetz entrümpeln 

Die Mietpreisbremse ist für mich persönlich momentan nicht nötig, weil ich die Mieten eh nicht erhöhe. Aber sie ist an sich ein Instrument, das Menschen in sozial schwierigen Situationen hilft und auch die Inflation bekämpft. Mir persönlich wäre es wichtig, das Mietgesetz zu entrümpeln und dadurch der Privat-Autonomie mehr Raum zu geben sowie innovative Modelle zu fördern. 

Die Mietpreisbremse geht sich für Anfang April nicht mehr aus. Die hätte schon längst beschlossen werden müssen. Über innovative Modelle diskutieren wir derzeit kaum. Wir müssten das Mietrecht öffnen. Ich verstehe, dass sich Mietervereinigungen dagegen stellen, weil es natürlich auch solche Vermieter:innen gibt, die nur auf den Profit aus sind. Gleichzeitig versperrt es aber auch die Möglichkeit eben etwas Innovatives und Gutes für Vermieter:innen und Mieter:innen zu schaffen. 

Derzeit werden alle Kosten auf die Vermieter:innen im Mietrechtsgesetz umgelegt. Das fördert den Zwang, die Mieten zu erhöhen. Ich bin Schritt für Schritt auf mein gemeinschaftliches Modell umgestiegen. Das funktioniert gut, wenn man die Leute einbezieht und wie Kund:innen behandelt, nicht wie Milchkühe.

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