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Kapitalismus

Verschuldeter Wutbauer: Vielen wird Fremdwährungskredit nun zum Verhängnis

Wutbauer Christian Bachler hat sich offenbar mit einem Fremdwährungskredit schwer verschuldet und konnte dank Spendengeldern seinen Bergbauernhof retten. Warum er nicht der einzige ist, dem dieser zum Verhängnis wird, erklärt Konsumentenschützer und Jurist Peter Kolba.
 
Christian Bachler wurde medial als Wutbauer bekannt, als er nach einer Auseinandersetzung mit dem Journalisten Florian Klenk diesen zur Mitarbeit auf seinem Hof einlud. Derzeit läuft eine Spendenaktion, um seinen Bergbauernhof zu retten – extrem erfolgreich. Bachler hat sich offenbar mit einem Fremdwährungskredit schwer verschuldet. Warum er nicht der einzige ist, dem dieser zum Verhängnis wird, erklärt Konsumentenschützer und Jurist Peter Kolba.
 
Porträt von Peter Kolba

Jurist und Konsumentenschützer Peter Kolba erklärt, warum Fremdwährungskredite nun für viele Menschen zum Verhängnis werden.

VKI

MOMENT: Was ist das Verhängnisvolle an Fremdwährungskrediten?

Peter Kolba: Um das Jahr 2000 wurden erstmals im großen Stil Privatpersonen Fremdwährungskredite empfohlen. Die Raiffeisenbank war da vorne mit dabei, die hat sogar viel an osteuropäische Länder verdreht. 

Doch leider wurden viele Kunden über den Tisch gezogen: Ihnen wurde erklärt, dass sie etwa auf Kredite in Schweizer Franken viel weniger Zinsen bezahlen als auf Kredite in Österreich, außerdem wird die Rückzahlung erst komplett am Ende der Laufzeit fällig. Verschwiegen wurde aber, dass das am Ende teurer kommt als ein Kredit, der nach und nach zurückbezahlt wird, da die Zinsen dann immer auf den gesamten Betrag berechnet werden. Auch wurde das Risiko dieser Anlageform immer schön klein geredet, denn was könnte schon mit Schweizer Franken passieren, das sei doch eine absolut stabile Währung? Dass das Risiko im Wechselkurs liegt, wurde natürlich verschwiegen.

 

MOMENT: Das kann doch aber auch nicht im Interesse der Bank sein, dass die Kunden ihre Kredite dann nicht mehr zurückzahlen können, oder?

Kolba: Die Verkäufer haben richtig viel Provision bekommen, kein Wunder, dass sie alles versucht haben, um die Kunden mit allen Tricks zu Fremdwährungskrediten zu überreden. Auf einen Kredit von rund 150.000 Euro bekamen sie etwa 4.000 Euro an Provision. Da herrschte Goldgräberstimmung. Und nicht nur das: Sie haben den Leuten meistens noch ein zweites Finanzprodukt verkauft, nämlich eine Lebensversicherung. Sie haben den Leuten vorgerechnet, dass sie das Geld für den Kredit durch diese Form des Sparens anlegen können und am Ende können sie mit dieser Summe und den tollen Zinsen locker den fälligen Kredit zurückbezahlen und am Ende würde sogar noch Geld übrig bleiben. Der Verkäufer hat dafür dann nochmals Provision kassiert. 

 

MOMENT: Warum wurde das nicht verboten?

Kolba: Mittlerweile ist es sogar verboten, Privatpersonen solche Fremdwährungskredite zu verkaufen. Durch die Finanzkrise 2008 flog das windige Konstrukt dieser Finanzprodukte auf, die Bankenaufsicht hat diese dann verboten – aber leider zu spät. Es gibt rund 250.000 Menschen in Österreich, die solche Fremdwährungskredite abgeschlossen haben.

 

MOMENT: Und nun werden viele fällig – inmitten einer weiteren Krise, in denen es bestimmt vielen finanziell erst recht schlecht geht …

Kolba: Genau! Dass die Bank in dem Fall von dem Wutbauern den Kredit fällig stellt und einen Hof zwangsversteigern lassen möchte, der viel mehr wert ist, finde ich ungeheuerlich. Die Banken könnten hier wenigstens die Fristen verlängern.

 

MOMENT: Was kann jemand tun, wenn er oder sie sich einen Fremdwährungskredit einreden hat lassen und nicht zurückzahlen kann – und keine gütigen Spender wie im Fall des Wutbauern hat, die ihn oder sie retten?

Kolba: Ich selbst habe einmal 2012 eine Sammelklage geführt, die in einen Vergleich geendet hat, da bekamen die Kunden zumindest ein Drittel des Schadens zurückerstattet. Schadensersatzklagen können sich durchaus lohnen, jedoch können Ansprüche bereits verjährt sein.

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