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Demokratie

Von Corona gebeutelt, aber Vereine und Gemeinnützige warten immer noch auf Hilfe

In Österreich gibt es mehr als 100.000 Vereine. Viele von ihnen leisten gemeinnützige Arbeit, oft ehrenamtlich. Seit dem Lockdown vor drei Monaten haben sie mit finanziellen Ausfällen zu kämpfen. Bis heute sind noch keine wirtschaftlichen Entschädigungen bei ihnen angekommen.
Vier Wochen sind vergangen, seit Vizekanzler Werner Kogler einen “relativ raschen”, eigenen, 700 Millionen Euro schweren Fonds für nicht-gewinnorientierte Organisationen (NPOs) und gemeinnützige Vereine angekündigt hat. Anfang Juli soll er kommen. Damit sollen entstandene Verluste und laufende Kosten abgedeckt und eine finanzielle Starthilfe ermöglicht werden. Bis heute stehen allerdings noch nicht einmal die Richtlinien des Fonds.

Das lange Warten

Betroffene sind zum Beispiel Fußballvereine – etwa der Askö Ebelsberg in Linz. Andreas Mühleder ist der Kassier des Sportvereins. Er erklärt im Gespräch, vor welchen Problemen man nun steht.
Durch die Corona-Krise fallen viele Mitgliedsbeiträge weg, weil die Mitglieder ihren Sport nicht ausüben können. Aber auch Sponsorgelder, Pacht- und andere Einnahmen bleiben aus. Dadurch bleiben dem Verein nur die Förderungen der Stadt Linz und einige Mitgliedsbeiträge. Bei einem der vielen Corona-Fonds hat der Verein, auch aufgrund der fehlenden Aussicht auf Erfolg, noch nicht angesucht.

Für die Maßnahmen und die anfängliche Verzögerung bei Entschädigungen hat Mühleder Verständnis. Gleichzeitig betont er im Einklang mit Vereinsobmann Mario Weindl allerdings, dass “irgendwann was fließen muss”, auch wenn für die engagierten Funktionäre “klar ist, dass es nicht von heute auf morgen geht, aber das Verständnis nimmt von Woche zu Woche ab.”

Die vergessenen Ehrenamtlichen

Die freiwilligen Feuerwehren – anfänglich gar nicht berücksichtigt – wurden doch noch in den NPO-Fonds mit aufgenommen. Der Präsident des Bundesfeuerwehrverbandes Albert Kern hofft “auf eine unbürokratische, rasche und vor allem zielorientierte Unterstützung.” Laut Kern fehlen dem Österreichischen Bundesfeuerwehrverband bis zu 100 Millionen Euro. Er betont, dass etwa die Hälfte davon wieder in die Wirtschaft geflossen wären -vor allem in die jeweiligen Gemeinden.

Der Bezirksfeuerwehrkommandant von Baden, Anton Kerschbaumer, erklärt im Interview, dass die Umsatzeinbußen der freiwilligen Feuerwehren vor allem auf die Ausgangsbeschränkungen, den wirtschaftlichen Einbruch und die Auflagen für Veranstaltungen zurückzuführen sind. Dadurch können keine Feuerwehrfeste gefeiert werden, Spenden werden weniger und die Anzahl der Einsätze die verrechnet werden können, verringert sich.

Zwar ist es für die Feuerwehren möglich, die finanziellen Ausfälle durch Rücklagen abzufangen. Allerdings müssen dafür notwendige Investitionen in Geräte, Häuser und Schutzausrüstung auf das nächste Jahr verschoben werden.

Ungewisse Zukunft

Im Kunst- und Kulturbereich verstärkt die Corona-Krise die bereits zuvor bestehenden prekären Zustände noch mehr. Die Arbeitslosenzahl in manchen Bereichen der Kulturszene stieg im Vergleich zum Vorjahr über 85%.

Für Yvonne Gimpel von der Interessengemeinschaft Kultur (IG Kultur) ist der NPO-Fonds nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Er kommt zu spät, ist viel zu wenig und bietet keine Perspektive. Ausreichende Entschädigungen scheitern ihrer Meinung nach in erster Linie am politischen Willen der EntscheidungsträgerInnen. Gimpel beschreibt die Lage der KünstlerInnen und Kunstschaffenden seit März als eine “Sackgasse”. “Über drei Monate später sind wir zwar am Ende der Sackgasse und es wurden mittlerweile Wegweiser aufgestellt, mit Informationen wohin es gehen soll – aber die Straßen dorthin wurden noch nicht gebaut.“

Neben den wirtschaftlichen Auswirkungen, ist es auch das soziale Leben, das unter der Krise der Vereine leidet. Denn sie sind es, die täglich dafür sorgen, dass es von der Großstadt bis ins Dorf ein Kultur- und Sport Angebot gibt.

Zwar deckt der NPO-Fonds einen Teil der bisher entstanden Kosten ab, Gimpel hält aber ein großes Paket für nötig, dass eine Perspektive bis nächsten Sommer bietet. Sie fürchtet aber einen massiven Verteilungskampf und langfristige soziale Verschlechterungen.

Noch warten die Vereine aber sogar auf den angekündigten Fonds. Weitere Maßnahmen vom Ministerium sind auf Nachfrage dort jedenfalls vorerst nicht geplant.

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