Zölle als Waffe: Was du über Trumps Zölle wissen musst
Was bedeutet Zollpolitik eigentlich?
Zollpolitik bedeutet, dass ein Staat zusätzliche Abgaben (Zölle) auf Produkte erhebt, die Einwohner:innen und Firmen aus dem Ausland einkaufen. Ziel ist, ausländische Waren bewusst teurer zu machen, um die heimische Wirtschaft zu schützen und ausländische Konkurrenz zurückzudrängen.
Donald Trump verfolgt genau diese Strategie: Er hat hohe Zölle auf Produkte wie Stahl, Aluminium und Autos aus dem Ausland eingeführt. Damit will er erreichen, dass Amerikaner:innen eher in den USA produzierte Waren kaufen, weil importierte Waren teurer werden.
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Warum hat Trump Zölle eingeführt?
Trump kann Zölle als Waffe verwenden, weil fast alle Länder der Welt die USA als Absatzmarkt brauchen. Die USA sind der größte Konsument der Welt, ihre Einwohner:innen und Firmen kaufen weltweit am meisten vom Rest der Welt ein.
Er verfolgt mit seiner Zollpolitik mehrere Ziele: Einerseits will er amerikanische Unternehmen vor Konkurrenz aus dem Ausland schützen. Andererseits nutzt er die Zölle als Druckmittel, damit andere Länder ihre Märkte stärker für US-Produkte öffnen.
Drittens sollen durch Zölle auch Arbeitsplätze zurück in die USA geholt werden. Firmen sollen ihre Produktion wieder dorthin verlagern, weil es sich weniger lohnt, im Ausland günstiger zu produzieren. Vor allem die enttäuschten Wähler:innen des Mittleren Westens in den USA hat Trump im Blick. Dort gab es früher besser bezahlte Industriejobs als heute.
Ein zusätzliches Motiv ist, politische Rivalen wie China wirtschaftlich zu schwächen. Er nimmt dabei bewusst Nachteile wie steigende Preise und Unsicherheit für die US-Wirtschaft in Kauf.
Sind Zölle gut oder schlecht für Verbraucher:innen?
Zölle sind meistens schlecht für Verbraucher:innen, weil sie Preise erhöhen. Ein konkretes Beispiel: Wenn Trump 25 Prozent Zoll auf Autos aus Europa erhebt, wird beispielsweise ein BMW oder Volkswagen für amerikanische Käufer:innen deutlich teurer. Deshalb könnten sie eher ein günstigeres US-Fahrzeug wie einen Chevrolet kaufen.
Aber auch US-Produkte selbst werden durch Zölle indirekt teurer. Viele amerikanische Firmen importieren nämlich Teile oder Rohstoffe, wie Stahl oder Elektronik, für ihre Produkte. Durch hohe Zölle steigen ihre Produktionskosten und diese höheren Kosten geben Unternehmen wiederum an die Verbraucher:innen weiter. Dadurch werden auch US-Produkte letztlich teurer.
Was bringen Trumps Zölle?
Trumps Zölle könnten teilweise amerikanischen Branchen wie der Stahlindustrie kurzfristig helfen, weil sie vor billigeren Importen geschützt werden. Insgesamt überwiegen aber die negativen Folgen. Weil die meisten Firmen für ihre Produkte auch Material aus dem Ausland brauchen, könnten ihre Produktionskosten steigen.
Viele Unternehmen klagen über Unsicherheit und fürchten weniger Nachfrage. Langfristig droht sogar eine Rezession („Trumpcession“), da die Zölle den Welthandel stören und Handelsbeziehungen gefährden.
Für Europa und Österreich sind die Zölle besonders kritisch: Die USA sind der wichtigste Absatzmarkt für EU-Warenexporte. Ein Rückgang der Exporte in die USA könnte europäische Unternehmen schwer treffen, besonders in der Maschinen-, Fahrzeug- und Chemiebranche.
Wer zahlt die Zölle von Trump am Ende?
Am Ende zahlen amerikanische Verbraucher:innen und Unternehmen die Zölle, auch wenn Trump sie auf importierte Produkte erhebt. Ein Beispiel: Trump erhebt hohe Zölle auf Stahlimporte, wodurch Stahl für US-Unternehmen teurer wird. Amerikanische Firmen, die diesen Stahl kaufen müssen, erhöhen dann die Preise ihrer eigenen Produkte, zum Beispiel Autos oder Waschmaschinen. Die zusätzlichen Kosten landen letztlich bei den Verbraucher:innen, die beim Einkauf höhere Preise zahlen müssen. Zölle wirken also wie eine indirekte Steuer auf die Konsument:innen.
Was ist ein Handelskrieg und wie wird er geführt?
Ein Handelskrieg entsteht, wenn Länder sich gegenseitig mit hohen Zöllen oder anderen Handelshemmnissen bekämpfen, um wirtschaftliche Vorteile zu erzielen oder um sich gegenseitig politisch und wirtschaftlich unter Druck zu setzen. Trump hat einen solchen Handelskrieg begonnen, indem er Zölle gegen Länder wie China, Kanada, Mexiko, Südkorea und die EU eingeführt hat. Diese Länder antworteten darauf mit Gegenzöllen auf amerikanische Produkte, etwa auf landwirtschaftliche Güter, Medikamente oder digitale Dienstleistungen. Das Zurückrudern Trumps bei den Zöllen gegen einige Länder für zumindest 90 Tage entschärft die Situation vorerst wieder etwas.
Ein Handelskrieg verschärft Konflikte, erschwert den Welthandel, erhöht Preise und führt zu wirtschaftlichen Schäden auf allen beteiligten Seiten.
Wie stark treffen Trumps Zölle Österreich?
Trumps Zölle könnten Österreich erheblich treffen, weil Österreich viele Waren ins Ausland verkauft, also stark exportabhängig ist. Die USA waren 2023 Österreichs zweitwichtigster Handelspartner bei Exporten, insbesondere bei Maschinen, Fahrzeugen und Fahrzeugteilen. Genau diese Waren sind besonders von Trumps Zöllen betroffen. Ein Rückgang dieser Exporte könnte daher viele Arbeitsplätze gefährden, besonders in exportstarken Regionen wie Oberösterreich oder der Steiermark. Auch indirekt könnte Österreich leiden, denn Handelskonflikte führen zu Unsicherheit und weniger wirtschaftlicher Aktivität, was sich sogar auf Dienstleistungen wie Tourismus auswirken könnte, von denen Österreich stark profitiert.
Welche Bedeutung hat der Handel zwischen der EU und den USA für Europa?
Die USA sind für die Europäische Union der wichtigste Absatzmarkt für Warenexporte und der zweitgrößte Lieferant von Warenimporten. Ein eskalierender Handelskrieg durch Trumps Zollpolitik würde Europa wirtschaftlich stark treffen, insbesondere die Maschinen-, Auto- und Chemieindustrie, da diese Branchen auf Exporte in die USA angewiesen sind. Die Unsicherheit durch Zölle und Gegenzölle könnte auch insgesamt das europäische Wirtschaftswachstum bremsen und Arbeitsplätze gefährden.
Sind Zölle nicht ganz normal?
Grundsätzlich hat jedes Land Zölle. Wenn schon nicht auf alle Waren, dann zumindest auf viele. So auch die Europäische Union, innerhalb der Österreich gemeinsam mit den anderen Ländern seine Zölle festlegt. Ungewöhnlich ist die Höhe der Zölle, die Trump nun festlegt. Das letzte Mal gab es so hohe Zölle in den 1930er-Jahren. In den letzten siebzig Jahren waren es vor allem auch die USA, die andere Länder weltweit zum Abbau von Zöllen gedrängt haben und den Freihandel weltweit einführen wollten.
Sinnvoll sind Zölle vor allem für Entwicklungsländer, die ihre neuen Firmen schützen wollen.
Kommen China und Europa unschuldig zum Handkuss?
Die USA kaufen schon seit Jahrzehnten mehr vom Ausland ein als umgekehrt. Sie leisten damit mehr für die weltweite Wirtschaft als Länder, die im internationalen Handel mehr ver- als einkaufen. Dazu gehören etwa China, Japan, Deutschland, und ein paar kleinere europäische Länder. Sie tun zu wenig für das weltweite Wirtschaftswachstum. Denn wer zwar gerne verkauft, aber dafür zu wenig einkauft, schwächt die gesamte Wirtschaftsleistung der Welt. Deutschland und China etwa machen wenig, um das Ungleichgewicht im Handel zu korrigieren. China könnte etwa seine Währung aufwerten, Deutschland mehr staatliche Ausgaben tätigen oder die Löhne erhöhen.
Ist Trumps Vorgehen extrem?
Trumps Vorgehensweise ist gefährlich. In gewisser Weise müssen die USA auch mehr einkaufen als sie verkaufen. Denn die restliche Welt möchte gerne US-Dollar, die Währung der USA, haben. Einerseits, um für harte Zeiten vorzusorgen. Andererseits, weil man Dollar braucht, um international Handel zu treiben. So wird etwa Öl in US-Dollar gehandelt. Man braucht die Währung also, um grundlegende Rohstoffe zu kaufen.
Das ist ein riesiger Vorteil für die USA. Denn mit ihrer eigenen Währung können sie weltweit fast alles kaufen. Trump setzt das aufs Spiel. Er möchte, dass die USA selbst Überschüsse im internationalen Handel erwirtschaften. Damit hätte die Welt aber eine Knappheit an Dollar zu befürchten. Das ganze internationale Handels- und Währungssystem seit dem zweiten Weltkrieg steht damit auf dem Spiel.
Anmerkung der Redaktion: Der Artikel wurde am 10.04.2025 veröffentlicht und am 11.04.2025 aktualisiert.
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