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Arbeitswelt
Fortschritt

Wer war Grete Rehor? Österreichs erste Ministerin

Grete Rehor war die erste weibliche Ministerin Österreichs. Die Gewerkschafterin war Mitglied der ÖVP und setzte sich für die Rechte von ArbeiterInnen ein.

Der März ist Women’s History Month. Wir stellen deshalb jeden Tag eine bemerkenswerte Frau aus Österreich vor. Heute: Grete Rehor.
 

Grete Rehor wurde 1910 als Tochter einer Krankenpflegerin und eines Beamten geboren. Ihr Vater starb im Ersten Weltkrieg.

Nach Ende des Krieges arbeitete die 14 Jahre alte Rehor als Textilarbeiterin. Mit nur 17 Jahren begann sie ihre gewerkschaftliche Arbeit als hauptamtliche Sekretärin im Zentralverband der christlichen Textilarbeiter. Kurz darauf wurde Rehor das erste weibliche Mitglied im Jugendbeirat der Arbeiterkammer Wien.

Grete Rehor setzte sich in ihrem Leben einerseits für soziale Gerechtigkeit ein, hielt aber an konservativen Familienbildern fest. So sah sie etwa die arbeitende Frau zwar als wichtige Kraft in der Produktion, aber auch als Gefahr „für das ganze Volk“. Denn eine Frau die arbeite, könne als Mutter nicht vollkommen aufgehen.

Politisch war Rehor von ihrem katholischen Glauben stark geprägt, in ihren sozialen Standpunkten antikapitalistisch. Zu Lebzeiten wurde sie auch die „Schwarze Kommunistin“ genannt.

Grete Rehors Mann, Karl Rehor, arbeitete an Konzepten zum Ständestaat mit, der im Austrofaschismus unter Engelbert Dollfuß später zur Realität wurde. Darin war er auch ein Funktionär. Später kämpfte das Ehepaar allerdings gemeinsam mit SozialdemokratInnen gegen den Nationalsozialismus. Karl Rehor wurde 1938 in ein Konzentrationslager deportiert, Grete Rehor nahm während des Nationalsozialismus an illegalen Treffen der christlichen Gewerkschaften teil.

Nach der Nazi-Diktatur verfolgte Grete Rehor weiter ihre Karriere in der Gewerkschaft. 1949 zog sie für die ÖVP in den Nationalrat ein. Dort setzte sie sich unter anderem für höhere Löhne für Frauen ein. Ihr Gedanke: Je höher die Löhne, desto unattraktiver werden Frauen als Arbeitskraft. Doch ihre Initiativen brachten in der Praxis die Frauen nicht zurück an den Herd, sondern förderten die weibliche Erwerbsarbeit. Das war der ewige Zwiespalt von Grete Rehor: Sie war selbst berufstätig, erfolgreich, alleinerziehend – und damit weit weg von ihren eigenen konservativen Idealen. Gleichzeitig sagte sie später in einem Interview: „Es ist wichtig und richtig, wenn Frauen auch in höchste Positionen vordringen. Dies entspricht nicht nur der Bevölkerungs- und Beschäftigungsstruktur, sondern auch der Wählerstruktur.“

1966 wurde Grete Rehor die erste Bundesministerin Österreichs. Vier Jahre lang gestaltete sie das Land als Sozialministerin in einer ÖVP-Alleinregierung mit. Dank ihr stiegen die Pensionen, Rehor richtete eine eigene Frauenabteilung in ihrem Ressort ein.

Grete Rehor starb 1987 in Wien.

Auch heute, 55 Jahre später, ist mindestens eine Forderung von Grete Rehor weiter schmerzlich relevant: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit.

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