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Arbeitswelt
Ungleichheit

Schulstartgeld aus Elternsicht: "Für einkommensschwache Menschen sind 100 Euro eine Zumutung"

Während Bücher, Hefte, Stifte, Schuhe und Kleidung immer teurer werden, wurde das Schulstartgeld nie angepasst. Seit 2011 gibt es für Kinder zwischen 6 und 15 Jahren 100 Euro Schulstartgeld. Wegen der Inflation ist es heute schon ein Viertel weniger wert und damit viel zu niedrig, weiß auch Jana. Sie ist Mutter von vier Kindern und erzählt in unserer Serie “Was ich wirklich denke”, wie belastend der September sein kann. 

Jana* ist 47 und Mama von vier Kindern –  alle noch schulpflichtig. Ihr Mann hat einen gutbezahlten Job und für eines ihrer Kinder erhält sie Pflegegeld. Sie sagt, damit kommen sie ganz gut über die Runden. Aber beim Schulstart müssen sie auch sparen, erzählt sie in unserer Serie „Was ich wirklich denke“.

Wissenswert: Das Schulstartgeld wurde in Österreich 2011 eingeführt. Für Kinder zwischen 6 und 15 Jahren beträgt es 100 Euro. An die Teuerung angepasst wurde dieser Betrag bisher aber nie. Die Unterstützung ist deshalb laut Berechnungen des Momentum Instituts heute bereits 27% weniger wert als bei der Einführung.

Wir sind grundsätzlich finanziell in einer guten Situation. Mein Mann hat einen guten Job und ich betreue unsere vier Kinder. Eines der Kinder hat das Downsyndrom und benötigt intensivere Betreuung. Diese Pflege kostet entsprechend Zeit und Geld, wird aber auch finanziell unterstützt. Insgesamt geht es uns finanziell recht gut und ich bin froh, dass ich Vollzeitmama sein kann und nicht zusätzlich arbeiten muss.

Beim Schulstart wird gespart

Trotz unserer stabilen finanziellen Situation spüren auch wir den Schulstart auf dem Konto. Wir versuchen grundsätzlich etwas sparsam zu leben und beim Schulstart natürlich erst recht. 

Kleidung bekommen wir hin und wieder geschenkt und Sachen, die noch in Ordnung sind, werden unter den Geschwistern weitergegeben. Turnschuhe, Hausschuhe, Straßen- und Alltagsschuhe sowie Kleidung – da schauen wir erst einmal, was noch zuhause ist und noch passt. Wir kaufen quasi erst einmal zuhause in unseren Schränken ein, ehe wir richtig einkaufen gehen. 

Da sparen wir schon eine Menge Geld. Bei Dingen wie Hefte, Mappen, Stifte usw. nutzen wir Aktionen und kaufen in größeren Mengen ein, damit wir im besten Fall für das ganze Schuljahr eingedeckt sind.

Das Schulstartgeld in Österreich reicht nicht

Schultaschen braucht es nicht jedes Jahr. Gott sei Dank. Denn die sind teuer. Die Letzte, die wir gekauft haben, hat 190 Euro gekostet. Damit sind zwei Jahre Schulstartgeld für dieses Kind schon fast weg.

Aber selbst wenn keine Schultasche auf der Einkaufsliste steht, reichen 100 Euro Schulstartgeld nicht aus. Bücher, Hefte, Stifte, Mappen, Kleber, Taschenrechner usw. kosten auch in Aktion noch Geld. Und mit dem ersten Schultag ist es auch noch nicht erledigt. Material für den Werkunterricht kostet, Schulausflüge und Klassenfahrten ebenso und auch die Tablets, die die Kinder in den Schulen bekommen haben. Die sind wirklich ein tolles Angebot und der Selbstbehalt ist mit rund 100 Euro sehr niedrig. Die Unterstützung ist damit aber schon weg. Müssen solche Geräte selbst angeschafft werden, reicht es natürlich hinten und vorne nicht.

Für mich ist das Schulstartgeld eine schöne Hilfe, es deckt aber eben längst nicht alles ab.  Hin und wieder braucht es eben auch neue Schuhe und Kleidung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Familien mit niedrigeren Einkommen oder Alleinerziehende damit noch über die Runden kommen. Mir wäre zumindest angst und bange, wenn ich das alleine stemmen müsste.

“100 Euro sind eine Zumutung”

Wir sind in der glücklichen Situation, dass wir nicht jeden Euro zweimal umdrehen müssen. Doch den Schulstart spüren wir auch. Der kostet eine Menge Geld und es wird jedes Jahr noch mehr.

Wir versuchen genügsam zu leben, die Dinge positiv zu sehen und nicht zu jammern. Es geht uns ja auch gut. Aber ich bin der Meinung, dass hier mehr getan werden muss. Denn für uns ist es spürbar, für einkommensschwache Menschen sind 100 Euro für den Schulstart eine Zumutung.

 

*Name von der Redaktion geändert

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