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Ungleichheit

Warum wir geschlechtergerechte Sprache verwenden sollten

Eine Gruppe von Menschen mit unterschiedlichen Gesichtsausdrücken.
Gendern ist für viele ein rotes Tuch. Doch geschlechtergerechte Sprache hat Einfluss auf unser Denken und Handeln. Wir haben 3 Argumente gesammelt, warum du gendern solltest.
 

Wenige Themen erhitzen die Gemüter so sehr wie geschlechtergerechte Sprache. Kritiker:innen sehen darin im schlimmsten Fall den Untergang der deutschen Sprache begründet, im besten Fall finden sie es unnötige Zeitverschwendung. Dabei gibt es viele gute Gründe dafür, geschlechtergerechte Sprache zu verwenden. Wir haben drei davon für euch zusammengefasst.

#1 Wer die männliche Form verwendet, spricht vor allem über Männer

Viele Menschen, die sich gegen geschlechtergerechte Sprache wehren, argumentieren mit dem “generischen Maskulin”. Wenn sie über Gruppen sprechen – Anwälte, Lehrer, Busfahrer –  verwenden sie nur die männliche Form. Das habe nichts mit dem biologischen Geschlecht der Personen zu tun, sondern habe rein grammatikalische Gründe. Frauen und nicht-binäre Personen sind dabei also “mitgemeint”.

Nur ist mitgemeint eben nicht mitgedacht. Studien haben gezeigt, dass sich Menschen bei der Verwendung des generischen Maskulins zu einem großen Teil auch Männer vorstellen. Wer also tatsächlich andere Menschen “mitmeinen” will, muss sie auch direkt ansprechen.

#2 Geschlechtergerechte Sprache kann eine gerechtere Wirklichkeit schaffen

Geschlechtergerechte Sprache führt nicht nur theoretisch zu mehr Inklusion. Sie kann auch an etwas an realen Verhältnissen ändern.

Frauen bewerben sich etwa häufiger für Jobs, die geschlechtsneutral formuliert sind. Eine Studie, in der Bewerbungen simuliert wurden, ist außerdem zu dem Schluss gekommen, dass Frauen bei rein männlich beschriebenen Stellenausschreibungen als weniger passend für die Stelle angesehen wurden – obwohl ihnen von den Proband:innen der Studie eine gleich hohe Qualifikation zugeschrieben wurde.

In Schweden wurde 2015 das geschlechtsneutrale Pronomen “hen” eingeführt. Drei groß angelegte Studien (PDF) haben gezeigt: Die Nutzung des Pronomens führt zu mehr Akzeptanz gegenüber der LGBTIQ-Community und Frauen in der Politik. Länder, die in ihrer Sprache weniger oder gar nicht nach Geschlecht unterscheiden, haben im Durchschnitt einen höheren Grad an Gleichstellung. Dort stimmen Menschen seltener mit traditionellen Geschlechternormen überein, es sind mehr Frauen erwerbstätig und politisch aktiv.

Geschlechtergerechte Sprache führt nicht automatisch zu absoluter Gleichberechtigung. Das ist allerdings auch ein Strohmann-Argument. Sie kann aber sehr wohl ihren Teil dazu beitragen, dass sich etwas an den Tatsachen ändert.

#3 Sprache entwickelt sich ständig weiter

Den Kampf um die “reine” Deutsche Sprache gibt es schon seit dem 17. Jahrhundert. Für Sprachpurist:innen ist es mal der französische Einfluss, mal sind es englische Ausdrücke und jetzt vor allem die geschlechtergerechte Sprache, die ihre Sprache bedroht.

Auch wenn viele Menschen sie gerne konservieren würden: Sprache steht nie still, sie entwickelt sich immer weiter. Wir sprechen und schreiben heute anders als vor 100, 50 oder gar zehn Jahren. Im Duden werden jedes Jahr Wörter gestrichen und neue aufgenommen. Auch gesellschaftliche Verhältnisse schlagen sich in der sprachlichen Veränderung nieder. Manche Ausdrücke, die früher als “normal” galten, würden wir heute etwa nicht mehr verwenden.

Weil wir als Gesellschaft inklusiver werden wollen, passt sich auch unsere Sprache daran an. Wir wollen durch sie nicht zusätzlich Menschen ausschließen oder verletzen. Das verändert unsere Sprache. Aber sie wird dadurch weder zerstört noch entwertet.

 

 

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