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Gesundheit

Vorarlberger Abtreibungspraxis nun doch nicht im Krankenhaus: Die Versorgung bleibt unsicher

Die Abtreibungspraxis in Vorarlberg wird nun doch nicht im Krankenhaus in Bregenz untergebracht. Foto: Weissengruber und Partner/Vorarlberger Landeskrankenhäuser
Bereits im Sommer wollte der einzige Arzt, der in Vorarlberg Schwangerschaftsabbrüche durchführt, in Pension gehen. Mit 71 Jahren kaum überraschend. Das Versorgungsproblem war lange absehbar. Lösungen wurden gesucht, angekündigt - und wieder verworfen. Eine lückenlose Versorgung kann aktuell nicht garantiert werden.

Die zuständige Landesrätin Martina Rüscher (ÖVP) hatte im vergangenen Jahr eine Klinik in einem ehemaligen Personalwohnheim am Areal des Landeskrankenhauses in Bregenz in Aussicht gestellt. Diese Lösung wurde wieder verworfen – der Umbau wäre zu teuer und würde zu lange dauern. Das Problem ging nicht weg. Vor einem Monat wurde plötzlich ein neuer Vorschlag präsentiert, der schneller umzusetzen sei: Eine private Praxis im Krankenhaus selbst. Wie es in vielen Bundesländern bereits der Fall ist.

Rechtskonservative und christliche Organisationen gegen Abtreibungsklinik im Krankenhaus

Kritik wurde laut. In den Vorarlberger Nachrichten (VN) wurde Diözesanbischof Benno Elbs zum Thema interviewt. Der wollte sich als Bischof zwar nicht in die Aufgaben der Politik einmischen – kritisierte den Plan, die Abtreibungspraxis im Krankenhaus unterzubringen, dann aber doch.
Anfang der Woche demonstrierten außerdem Abtreibungsgegner:innen gegen die geplante Lösung im Krankenhaus. Die einschlägige Organisation “Jugend für das Leben” appelliert an Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP), „ein Machtwort“ zu sprechen. Ebenfalls unter den Demonstrierenden waren die „Plattform für das Leben Vorarlberg“ und die rechtskonservative Plattform „CitizenGo“. Letztere kämpft europaweit gegen Abtreibung und mehr LGBTIQ-Rechte.

Druck war zu groß: Keine Abtreibungspraxis im Krankenhaus

Der Druck von (rechts-)konservativer und christlicher Seite war offenbar groß genug. Es wird nun doch keine Abtreibungspraxis im Krankenhaus geben. Diese Lösung wäre zwar günstig, einfach, schnell und sinnvoll gewesen, wurde nun aber wieder verworfen. 

„Wir sehen, dass mit diesem Thema sehr viele Emotionen in alle Richtungen einhergehen. Dies ist auch ein Grund, dass wir von einer Übergangslösung einer Privatordination im Spital abgesehen haben“, erklärt Landesrätin Rüscher nach der Ausschuss-Sitzung im Landtag.

Die war nicht öffentlich. Laut den VN hat auch der Leiter der Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG) Gerald Fleisch sich dort noch einmal betont für das Krankenhaus als Standort ausgesprochen. Einerseits würden die Patientinnen dort bestens betreut werden. 

Andererseits spreche die Anonymität dafür, sagt Angelika Atzinger vom Verein Amazone in Bregenz. Für Abtreibungs-Gegner:innen ist nicht einfach erkennbar, wer für einen Schwangerschaftsabbruch in ein Krankenhaus geht.

Abtreibungspraxis in Vorarlberg: Alles auf Anfang

Stattdessen geht es zurück zum anfänglichen Modell: Dem ehemaligen Personalwohnheim. Der Plan, der verworfen wurde, weil er als zu teuer galt und zu viel Zeit in Anspruch nehme. Im Laufe des Jahres 2024 soll die Räumlichkeit bezogen werden können. Das zumindest ist wieder einmal das Versprechen. Der Mediziner, der bislang alle Abbrüche durchführte, will jedoch mit Ende dieses Jahres seine Tätigkeit endgültig einstellen. Wie diese Lücke geschlossen werden soll? Das ist noch nicht klar. Man suche nach Übergangslösungen.

Für eine solche stehe der Arzt zur Verfügung, sagt er im Gespräch mit MOMENT.at. Aber nicht mehr wie bisher – als einziger Arzt, der Abbrüche durchführt. Sondern vor allem in beratender und begleitender Funktion. Er zeigt sich optimistisch, dass zumindest das bis Jahresende funktionieren würde.

“Bedürfnisse der Betroffenen sollten im Vordergrund stehen”

Atzinger vom Verein Amazone zeigt sich enttäuscht, dass die Praxis nun doch nicht im Krankenhaus umgesetzt wird und kritisiert: „Das Wichtigste, wenn es um Schwangerschaftsabbrüche geht, sind die Bedürfnisse der Betroffenen. Die sollten ganz oben stehen und nicht die Bedenken der Gegner:innen.” Hier haben sich erst einmal die Gegner:innen durchgesetzt.

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