Analyse der Kurz-Rede: Inszenierung und Schuldsuche
Bevor wir die Rede von Bundeskanzler Sebastian Kurz analysieren, sehen wir uns an, wie die Ankündigung zu einer Schlagzeile wurde. Das Prinzip dahinter: Jedes Fuzzelchen wird medial verwertet.
#1 Erst kommt die Ankündigung, dass es überhaupt eine Rede gibt
#2 Am nächsten Tag eine grobe Themeneingrenzung
#3 Am Tag darauf die ersten konkreten Punkte
#4 Am Vortag noch einen Aufreger unterbringen
So wird die Rede die ganze Woche vermarktet ohne, dass sie überhaupt gehalten worden ist. Jeden Tag ganz vorne in den Schlagzeilen. Diese großspurigen „Reden an die Nation“ sind natürlich abgeschaut aus der amerikanischen Politik, wo so „State of the Union“-Reden aus dem Oval Office dazu gehören.
Die Rede in 3 Punkten
#1 Wenn es gut läuft, hat er es geregelt
Es wird wirklich jeder Politikbereich abgedeckt – es hat schon was von programmatischer Wahlkampfrede. Jede_r Türkise Minister_in bekommt einen Shoutout. Überall wird was gemacht. Soll zeigen: Sie habe es im Griff, überall wird gearbeitet. Türkis macht.
Kurz betont Klimaschutz und Ökologisierung sehr stark in dieser Rede in verschiedenen Bereichen. Am Anfang hat er einmal die Grünen miterwähnt, dann nicht mehr. Sie färben das Thema türkis ein. Grüne Ministerien werden nie allein erwähnt. Selbst bei Impfungen oder korrekten Verordnungen sind dafür nicht die Grünen für ihr Ressort verantwortlich, sondern immer auch ein_e Türkise Minister_in. Soll zeigen, dass Grüne alleine nix machen (können).
#2 Alt und jung spielt er gegeneinander aus
#3 Noch ein bisschen Angstmache
Jetzt kommt doch wieder ein wenig die Angstschiene. Erst durch die Aufzählung werden die Ereignisse erst möglich. So nonchalant stellt er „Terroranschlag“ und „Cyberangriff“ in den Raum, als müssten wir täglich damit rechnen. Aber er und die Regierung werden uns retten. Die Kleinen Sympathischen gegen die Großen Bösen – dieses David vs Goliath-Bild haben wir schon beim EU-Gipfel gesehen.
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