print print
favorites-circle favorites-circle
favorites-circle-full favorites-circle-full
Gesundheit
Demokratie

Burnout-Syndrom oder nicht? Weswegen ist Rudolf Anschober zurückgetreten?

Rudolf Anschober hat wegen gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt bekanntgegeben. Bereits 2012 nahm er sich als Landesrat eine Auszeit, weil er an einem Burnout litt. Viele Medien spekulierten daher, dass es sich auch dieses Mal darum handle. Doch Anschober hat das in der Pressekonferenz klar zurückgewiesen. Was unterscheidet Anschobers Gesundheitzustand von einem Burnout?
Das Burnout-Syndrom wurde erst in den 1970er-Jahren zum ersten Mal von einem US-amerikanischen Psychotherapeuten beschrieben. Ursprünglich wurde damit die Belastung von Menschen in “aufopfernden”, also sozialen, Berufen beschrieben. Mittlerweile wird das Syndrom jedoch für alle Berufsgruppen verwendet.

Schätzungen zufolge sind etwa 500.000 ÖsterreicherInnen von einem Burnout betroffen. Dabei ist jedoch zu beachten, dass der Begriff “Burnout” aktuell nicht als wissenschaftliche Diagnose gilt. Psychische Krankheiten werden in einem internationalen Klassifikationssystem (ICD-10) der WHO beschrieben, das Burnout kommt darin seit kurzem zwar vor – genauer definiert ist es jedoch nicht und gilt darin nur als Zusatz-, nicht als Behandlungsdiagnose. Das bedeutet, dass es nicht als alleinige Diagnose gelten kann. 
 

Welche Symptome habe ich bei einem Burnout?

Grundsätzlich beschreibt das Burnout einen Zustand von Überlastung, der häufig durch die Arbeit hervorgerufen wird. Allerdings können auch andere Herausforderungen, wie etwa die Pflege von Angehörigen, dazu führen. Die Überlastung wird von Betroffenen oft lange verleugnet oder nicht als solche wahrgenommen. Das führt zu Erschöpfung und psychischen Erkrankungen, wie etwa Angststörungen. Betroffene fühlen sich überfordert sowie freud- und kraftlos. Sie sind “burned out”, also ausgebrannt. Wie man in diesen Teufelskreis kommt und was man dabei fühlt, hat uns eine Betroffene selbst berichtet.

Viele dieser Zustände können sich aber auch als Begleiterscheinung einer Depression entwickeln. Der Unterschied liegt oft darin, dass sich eine Depression auf alle Lebensbereiche bezieht, ein Burnout jedoch häufig nur auf die berufliche Situation. Doch auch das ist nicht immer der Fall.

Daher ist es wichtig, individuell zu klären, wovon diese genau ausgelöst werden.

Die genauen Phasen eines Burnouts kannst du in der folgenden Grafik sehen. Diese können individuell jedoch variieren, diese Übersicht ist also nur ein grober Leitfaden.
 

 
Burnout-Torte

So sehen die einzelnen Stufen zu einem Burnout aus.

Credit: Klinik Pirawarth

Ist Rudolf Anschober wegen einem Burnout zurückgetreten?

Anschober hat in seiner Pressekonferenz mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass er an keinem Burnout leidet: “Bei einem Burnout würde ich nicht hier stehen.” Er habe die letzten 14 Monate durchgearbeitet und sich dabei überlastet. In den letzten Wochen seien seine Blut- und Zuckerwerte gestiegen, außerdem habe er auch zweimal einen Kreislaufkollaps erlitten. 

Es ist durchaus möglich, dass Anschober auf dem Weg zu einem Burnout war, denn körperliche Probleme und Erschöpfung können Symptome dafür sein. Doch auch wenn manches darauf hindeutet: Ob sein Zustand tatsächlich zu einem Burnout geführt hätte, können nur ÄrztInnen und er selbst beurteilen. Denn erschöpft zu sein heißt nicht automatisch, dass man ausgebrannt ist. Für Anschober selbst ist ein Burnout aber offenbar erst der Endpunkt, an dem vor lauter Erschöpfung nichts mehr möglich ist. Ein Burnout fängt aber schon viel früher an.

Was kann ich gegen ein Burnout machen?

Anschober zeigt mit seiner Reaktion, was Betroffene selbst gegen ein Burnout unternehmen können: Sich so gut es geht zurücknehmen und um sich selbst kümmern. Besonders wenn das Burnout schon weiter fortgeschritten ist, gibt es für Betroffene kaum mehr andere Möglichkeiten. 

Im Idealfall beugt man der Erkrankung vor, bevor die Spirale der Überforderung beginnt. Das erfordert Achtsamkeit und einen ehrlichen Umgang mit den eigenen Grenzen. Doch leider wird das durch die Aspekte erschwert, die auch für die steigende Zahl an Burnout-Diagnosen verantwortlich gemacht werden: Steigender Leistungsdruck in der Arbeit sowie das Verlangen nach ständiger Erreichbarkeit. Regelmäßiger Sport, gesunde Ernährung und bewusste Pausen können gegen vor einem Burnout schützen. Psychotherapeutische Behandlung wäre wohl das beste Mittel, um einem Burnout vorzubeugen. 

Welche Menschen sind von einem Burnout betroffen?

Tatsächlich können alle Berufs- und Altersgruppen von einem Burnout betroffen sein. Allerdings ist das Risiko für einige durchaus höher. Menschen in Sozialberufen gehören dazu, aber auch Menschen in Schichtbetriebe sind häufig davon betroffen, wie du in dieser Grafik sehen kannst:
 

Generell haben Menschen, die an lauten oder wenig beleuchteten Arbeitsplätzen tätig sind, ein höheres Risiko für ein Burnout. Auch bei einer hohen Arbeitszeit steigt das Risiko, daran zu erkranken. Wer neben der Arbeit ehrenamtlich tätig ist, hat dafür ein niedrigeres Risiko.
 

    Neuen Kommentar hinzufügen

    Kommentare 0 Kommentare
    Kommentar hinzufügen

    Neuen Kommentar hinzufügen

    Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Beitrag!