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Demokratie

Die Vermessung der ersten ORF-Wahlduelle: Wer wie lange und worüber geredet hat

Welche Themen kamen in den ORF-Wahlduellen zur Nationalratswahl 2019 vor? Und wer sprach wie viel darüber?

Auch am zweiten Abend der ORF-Wahlduelle hat sich die Moment-Redaktion wieder hingesetzt (hier klicken zu Teil 1), und die Themen vermessen. Wie oft wurde inhaltlich diskutiert? Und worüber? Und wer hat wie lange über welches Thema gesprochen? Eine kommentierte Aufschlüsselung.

ÖVP – Grüne

Redezeit  Sebastian Kurz: 8 Minuten  Werner Kogler: 8,03 Minuten

Klimakrise und Flüchtlingspolitik waren die dominanten Themen dieses Duells. Besonders aufschlussreich war, wie Kogler es schaffte, eine wiederkehrende Strategie der ÖVP des Lügens mit Fakten „aufzublatteln“: Kurz brüstete sich ernsthaft damit, dass unter seiner Ägide der Ausstoß von Treibhausgasen in Österreich gesunken sei. Grund dafür war jedoch, worauf Kogler genüßlich hinwies, die Wartung eines Hochofens der Voest und gerade nicht die gelungene Klimapolitik der Kurz-Regierung. Lügen mit Fakten eben.

FPÖ – Liste Jetzt

Redezeit  Norbert Hofer: 7 Minuten  Peter Pilz: 8,7 Minuten

In Sachen politische Kampfrhetorik und Spin ist Peter Pilz vielleicht als einziger auf Augenhöhe mit Vertretern jener Parteien, die er in diesem Duell regelmäßig als „Ibiza-Parteien“ bezeichnete. Wie schon Kickl in seinem Duell gegen Rendi-Wagner versuchte Hofer vor allem mit persönlichen Untergriffen aus der Defensive zu kommen, was ihm aber nur mäßig gelungen ist.

SPÖ – Neos

Redezeit  Pamela Rendi-Wagner: 7,5 Minuten  Beate Meinl-Reisinger: 7 Minuten

Die Talking Points von Neos-Chefin Meinl-Reisinger waren fast wortgleich wie jene vom Agenda-Austria-Leiter Franz Schellhorn im ORF-Report am Vortag in dessen Duell mit Momentum-Chefin Barbara Blaha: keine Erbschafts- und Vermögenssteuern, weil das Steuerniveau zu hoch sei. Leider versäumte die SPÖ-Vorsitzende stärker herauszuarbeiten, dass Steuersenkungen ohne Gegenfinanzierung über Erbschafts- und Vermögenssteuern Leistungskürzungen und damit Belastungen zur Folge haben. Stattdessen benutzte auch Rendi-Wagner den „Entlastungs“-Begriff im Bezug auf Steuersenkungen. Dabei werden breite Teile der Bevölkerung vor allem durch steuerfinanzierte Leistungen und Infrastruktur „entlastet“, die bei sinkendem Steueraufkommen schwerer zu finanzieren sind.

Liste Jetzt – Grüne

Redezeit  Peter Pilz: 8,2  Werner Kogler: 7,1

Was zuerst wie ein schlechter Witz begann, nämlich das von einem Mann moderierte Duell zweier männlicher Spitzenkandidaten mit dem Thema Frauenpolitik zu eröffnen, funktionierte zunächst erstaunlich gut, bis sich die Diskussion in Feinheiten inner-grüner Kopftuchverbotsdiskussionen verlor. Was in der quantitativen Analyse von Gesprächsanteilen etwas untergeht ist das penetrante Duzen vor allem von Seiten Peter Pilz, der es bisweilen schaffte gleich mehrmals in einem Satz „Werner“ unterzubringen.

ÖVP – FPÖ

Redezeit  Sebastian Kurz: 9,3 Minuten  Norbert Hofer: 7,4 Minuten

„Positive Grundstimmung“, in den Worten von Norbert Hofer, ist noch eine Untertreibung. Vielmehr wechselten Kurz und Hofer zwischen Liebeswerben und Schwelgen in Koalitionsnostalgie. Von einem „Duell“ lässt sich deshalb nichts berichten.

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