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Arbeitswelt
Gesundheit
Ungleichheit

Dieses tödliche Fressen wird nicht geliefert

Guten Morgen!

Wie wir uns um den Verstand fressen und warum manche sinnlose Schmerzen bald besser behandelt werden können. Dein Morgenmoment kommt heute von Tom Schaffer.

#1 Möchtest du das teilen?

Mit kaum einem Nahrungsmittel verbinden wir so viele Emotionen wie mit Fleisch. Kein Wunder, war es doch für die Menschheit immer von enormer Bedeutung – auch wenn wir die meiste Zeit sehr wenig zur Verfügung hatten. Mittlerweile essen wir in Österreich auf jeden Fall viel zu viel davon. Das wird sich so schnell auch nicht ändern, sagt der Historiker Ilja Steffelbauer. Im Interview erklärt er, warum die Menschen immer schon gierig auf Fleisch waren – und sich daran vielleicht zu Tode fressen.

#2 Ignoriert

Die Regierung in Österreich ruft die „Mission 11“ aus. Das Ziel: Haushalte sollen wegen der drohenden Gasknappheit um 11% weniger Energie verbrauchen. Und klar: es ist für uns alle und den Planeten gut und billiger, wenn wir so wenig Energie wie möglich verbrauchen.

Das gemeinsame Ziel ließe sich aber wohl schon ohne größere Opfer und Härten einfach erreichen, wenn vor allem reiche Menschen ihr Verhalten ändern. Denn sie verbrauchen mehr Energie. Reiche haben etwa größere Häuser, schwerere und mehr Autos und machen deutlich mehr Reisen. Ihr Lebensstil ist sowohl in der Energie- als auch in der Klimakrise ein besonderes Problem.

Das Momentum Institut hat berechnet, dass Österreichs Haushalte insgesamt schon um 7% weniger Gas benötigen würden, würde nur das reichste Fünftel seinen Verbrauch auf den der mittleren Haushalte senken. Für Deutschland hat ein Forscher der Universität Leeds errechnet, dass sich der Gesamtenergieverbrauch in Deutschland sogar um 26% verringern ließe, würde niemand mehr Energie als die mittleren Haushalte verbrauchen.

#3 Grafik des Tages

Es stimmt schon, einen natürlichen Klimawandel hat es schon immer gegeben. Aber der menschliche Einfluss greift stark in diesen Wandel ein. Unsere Grafik des Tages zeigt: In den vergangenen 22.000 Jahren war es auf unserem Planeten nie so heiß, wie heute. Und Temperatur-Veränderungen, wie wir sie im vergangenen Jahrhundert seit der Industrialisierung verursacht haben (+1,2°C), haben bisher mehrere Jahrtausende gedauert. Die Folgen davon sind schon jetzt teils katastrophal.

In Zukunft droht ohne viele starke, gemeinsame Maßnahmen der Welt ein noch schlimmerer Ausschlag. Beim aktuellen Kurs von Politik und Wirtschaft würden wir unsere Erde bis zum Jahr 2100 um bis zu 3,6°C erhitzen. Nach der letzten Eiszeit hat die gleiche Temperaturerhöhung über 10.000 Jahre lang gedauert.

#4 Da tut sich was

 
"Wilder Streik" bei Mjam: Lieferant:innen protestieren gegen schlechte Löhne und Arbeitsbedingungen

Die Arbeitsbedingungen für Essenslieferant:innen waren schon bisher notorisch schlecht. Nun befürchten die bei der Firma „Mjam“ freiberuflich beschäftigten Mitarbeiter:innen weitere Verschlechterungen. Künftig sollen Provisionen offenbar noch wichtiger für die Bezahlung sein. Nur wer besonders viele Lieferungen in kurzer Zeit schafft, soll Boni bekommen. Der Stress und die Unfallgefahr würde dadurch steigen, sagen die Lieferant:innen. Dabei sei die Arbeitslast schon jetzt hoch und die Vertragsbedingungen immer weiter von der Realität entfernt.

Am Sonntag haben sie sich deshalb in Wien zu Mittag versammelt, um für mehr Respekt, gerechtere Löhne und zumutbare Arbeitsbedingungen zu demonstrieren. Unter dem Motto „Heute wird kein Essen ausgeliefert“ zogen Dutzende von ihnen auch durch die Mariahilferstraße. Auch Lieferant:innen, die zufällig am Ort der Demo vorbei kamen, schlossen sich laut Augenzeugen zeitweilig an. Für das kommende Wochenende kündigt das „Riders Collective“ gegenüber MOMENT.at weitere Proteste an. Die Initiative versucht Arbeitskräfte in der „Plattform-Ökonomie“ mit der Gewerkschaft zu verbinden und über ihre Rechte aufzuklären.

#5 Besser geht doch

 
Endometriose: Ein neuer Speicheltest verkürzt die Diagnose radikal

Etwa jede zehnte Frau leidet im Laufe ihres Lebens an Endometriose (mehr dazu hier). Die Krankheit verursacht unter anderem extreme Schmerzen während der Regelblutung oder beim Geschlechtsverkehr und kann es schwierig machen, schwanger zu werden. Die Diagnose dauert oft ein Jahrzehnt. Manchmal braucht es dafür sogar eine Operation. Das ändert sich nun aber. Forscher:innen haben einen Speicheltest entwickelt, der innerhalb von zwei Wochen Klarheit verschafft. Die schnellere passende Behandlung kann verhindern, dass Schmerzen chronisch werden und die Chancen auf eine Schwangerschaft steigern.

Die Tests sind bereits verfügbar. Ein Problem gibt es aber noch: Der neue Test kostet 800 Euro. Damit es keine finanzielle Frage bleibt, ob eine Frau jahrelange unnötige Schmerzen ertragen muss, müssten Krankenkassen ihn übernehmen.

Betroffene in Österreich müssen warten. Weil es noch keine Evidenz über den Test gebe, werden die Kosten zumindest derzeit noch nicht übernommen, hieß es auf Anfrage von MOMENT.at bei der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK). Eine Nachfrage dazu, wie lange so etwas normalerweise dauert, wurde nicht mehr rechtzeitig beantwortet – wir reichen die Information gegebenenfalls in einem zukünftigen Morgenmoment nach.

Einen schönen Tag wünscht

Tom

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