Egal, was du an hast, du bist nicht schuld
Guten Morgen!
An so manchem Problem trägt die Gesellschaft Mitschuld. Manche Schuldfrage muss noch aufgearbeitet werden. Sexuelle Belästigung hingegen ist immer die Schuld des Täters. Davon liest du in deinem Newsletter mit Haltung. Heute senden dir den Lisa Wohlgenannt und Johanna Heiss.
#1 Möchtest du das teilen?
Sandra Hesch wurde sexuell belästigt. Lange gab sie sich selbst die Schuld. Sie mied Kleidung, in der die Übergriffe passierten. Heute sagt sie: „Egal, was du an hast, du bist nicht schuld!“ Die Sängerin spricht mit uns offen über ihre Erfahrungen mit sexueller Belästigung.
#2 Zitat des Tages
Stimmst du zu? Reinhard Steurer, Professor für Klimapolitik an der BOKU Wien, stand Protestaktionen wie dem Festkleben auf der Straße zuerst kritisch gegenüber. Heute sieht er das anders. Als „Feueralarm in einer brennenden Welt“, bezeichnet er die Aktionen im Gespräch mit dem ORF. Und der führt zumindest dazu, dass man wieder über die Klimakrise spricht.
Das ist wichtig, denn wir tun nach wie vor viel zu wenig, um die Klimaziele zu erreichen und die Erderhitzung einzudämmen. „Klimaneutralität 2040 ist von einem Versprechen zu einer Märchenerzählung geworden“, sagt Steurer dazu. Sowohl die Politik versage als auch die Gesellschaft, die die notwendigen Schritte nicht mitträgt.
Dieses Jahrzehnt ist laut dem Wissenschafter entscheidend und das muss den Menschen bewusst werden. Es braucht: Ein Klimaschutzgesetz, Emissionen müssen schnell und drastisch sinken, weniger Ressourcenverbrauch, den Schutz von Ökosystemen und Veränderung unseres (Konsum-)Verhaltens – und zwar jetzt.
#3 Besser geht endlich doch
Der Sklavenhandel hat enorm zum Status, Prestige und Reichtum der heutigen britischen Royals beigetragen. Aufgearbeitet wurde diese Vergangenheit bis jetzt nicht. Das soll sich nun ändern. Der königliche Palast teilte mit, dass er für wissenschaftliche Untersuchungen die Royalen Archive und die Königliche Sammlung öffnet.
Angestoßen wurde das durch die Veröffentlichung eines Dokuments aus dem Jahre 1689. Dieses Dokument bezeugt einen Aktienübertrag der Royal African Company an König William III. Die Royal African Company war im Sklavenhandel tätig, Edward Colston unterzeichnete als ihr stellvertretender Gouverneur. Historiker:innen sehen dadurch bewiesen, dass die britische Monarchie nicht nur in den Sklavenhandel verwickelt war, sondern finanziell auch enorm davon profitiert hat.
Colston galt lange Zeit als Wohltäter. Aktivist:innen machten auf diese Ironie aufmerksam. Im Zuge der „Black Lives Matter“–Proteste in Bristol versenkten sie eine Statue von Colston im Hafenbecken.
König Charles nehme die Aufarbeitung ernst: „Um die Kraft unserer gemeinsamen Zukunft zu entfesseln, müssen wir die Fehler eingestehen, die unsere Vergangenheit geprägt haben.“ Eine Entschuldigung blieb bislang aber aus.
#4 Bonus Track
Was denken die Vielen über ökonomische Ungleichheit und Verteilung? 7 von 10 Menschen in Österreich sind davon überzeugt, dass bei uns Einkommen und Vermögen ungerecht verteilt sind. Zwei Drittel der Bevölkerung wünschen sich eine Vermögenssteuer. Die neue SORA-Studie im Auftrag des Momentum Instituts untersucht die Haltung der Menschen zu den Themenbereichen Steuern, Arbeit und Soziales. Leonhard Dobusch, wissenschaftlicher Leiter des Momentum Instituts, spricht im Ö1-Mittagsjournal über die Ergebnisse.
#5 Buchverlosung des Tages
Es gibt wieder etwas zu gewinnen – das Buch „Armut“ von Daniela Brodesser. Das ist ein ungeschönter Bericht über armutsbedingte Ausgrenzung, Beschämung und Verzweiflung und ihre Auswirkungen auf unsere Gesellschaft.
Was du tun musst, um das Buch zu gewinnen? Schicke uns bis zum 18. April die Antwort auf folgende Frage an verlosung@moment.at: Wie hoch ist der Anteil der Menschen, die finden, dass Vermögen und Einkommen in Österreich ungerecht verteilt sind?
Wir wünschen dir einen guten Start in die kurze Woche!
Lisa und Johanna