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Demokratie

Ein trauriger Morgenmoment

Foto: Julia Pabst

Dein Morgenmoment ist da!

Guten Morgen,

In der Wiener Innenstadt hat es gestern Abend einen Anschlag gegeben. An Orten, an denen auch wir aus der Redaktion alle schon oft waren, sind Menschen verletzt und getötet worden. All das geht uns nahe. Für Live-Berichterstattung zu Anschlägen sind wir als kleines Magazin nicht die beste Anlaufstelle. Zur Stunde wissen wir noch nicht mehr über die Ereignisse als du wahrscheinlich auch.

Man sollte erkennen, wann man nichts Kluges beizutragen hat. Und deshalb halten wir uns zurück. Wir haben heute anders als sonst keinen Themenmix für dich, zwei Beobachtungen und eine Erinnerung wollen wir mit dir teilen.

Gestern Abend haben wir erlebt, dass Menschen in dieser Stadt trotz eigener großen Angst aufeinander schauen: Der Schlagzeuger Martin Grubinger spielte im Konzerthaus Zugabe um Zugabe, wissend, was draußen los war um sicherzugehen, dass kein Konzertgast das Haus verlässt und sich damit in Gefahr bringt. Zwei Wiener Jugendliche haben am Schwedenplatz unter Einsatz ihres Lebens einen verletzten Polizisten zum Rettungswagen geschleppt. Hunderte Menschen haben trotz der gefährlichen Situation ihre Türen geöffnet, um anderen in Not Unterschlupf und/oder eine Schlafgelegenheit zu bieten.

Gestern Abend haben wir auch gesehen, dass es JournalistInnen gibt, die in dieser Ausnahmesituation ihren Job machen und verantwortungsbewusst handeln: der ORF und all seine MitarbeiterInnen, die gestern Abend Dienst taten, seien hier für die zurückhaltende und faktenorientierte Berichterstattung positiv hervorgehoben. Wir haben nicht zum ersten Mal leider auch sehen müssen, dass es Medien gibt, denen grundlegender Anstand fremd ist. Über ihre (öffentliche Mit-)Finanzierung werden wir in den kommenden Wochen reden müssen. Das muss noch nicht jetzt und hier passieren.

In einer Situation, in der nichts klar ist, aber die Angst groß ist, gedeihen Gerüchte, Falschinformationen – und ja, auch Schuldzuweisungen machen schnell die Runde. Jens Stoltenberg, norwegischer Premier hat nach dem Terroranschlag von Utoya seine wichtigste Lehre daraus so zusammengefasst: „Eine der wichtigsten Lehren ist, dass man niemals eine Gruppe dafür verantwortlich machen kann, was eine Person tut.“

Das sollten wir ebenso in Erinnerung behalten, wie die kleinen Zeichen des Zusammenhalts, wie den selbstlosen Einsatz unserer Einsatzkräfte und natürlich das Gedenken an die Opfer.

Unser Mitgefühl gilt Ihnen wie ihren Familien.

Tom & Barbara

 

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