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Arbeitswelt

Einmalzahlung für Arbeitslose: Viele gehen leer aus

In der Corona-Krise haben viele Menschen von einem Tag auf den anderen ihren Job verloren. Für sie soll es nun eine Einmalzahlung von 450 Euro geben. Warum viele Betroffene leer ausgehen werden und es eine echte Erhöhung des Arbeitslosengeldes braucht.
In der Corona-Krise haben viele Menschen von einem Tag auf den anderen ihren Job verloren. Für sie soll es nun eine Einmalzahlung von 450 Euro geben. Warum viele Betroffene leer ausgehen werden und es eine echte Erhöhung des Arbeitslosengeldes braucht.

Birgit B. (Name von der Redaktion geändert) versteht die Welt nicht mehr. Aufgrund der Corona-Krise wurde sie arbeitslos. Die Regierung hat nun allen, die aufgrund der Pandemie ihren Job verloren haben, eine Einmalzahlung von 450 Euro versprochen. Doch Birgit wird sie nicht bekommen.

KellnerInnen bekommen wenig Arbeitslosengeld

Mitte März wurde die Kellnerin wegen der Corona-Krise plötzlich arbeitslos. Als Teilzeitkraft verdiente sie 660 Euro Netto. Das zusätzliche Trinkgeld war eine wichtige Einkommensquelle. Das Arbeitslosengeld berücksichtigt das jedoch nicht. Sie bekommt nun 470 Euro. Und das zeigt auf, warum es ein Problem ist, wenn zu viel Einkommen vom Trinkgeld abhängt.

Viele Corona-Arbeitslose werden Einmalzahlung nicht bekommen

Die Einmalzahlung von 450 Euro für Arbeitslose erhält jedoch nur, wer zumindest 60 Tage zwischen Mai und August Arbeitslosengeld oder Notstandshilfe bezogen hat. Birgit begann Mitte Juni wieder zu arbeiten und erfüllt damit nicht die Kriterien. “Wäre ich bis Juli daheim geblieben, würde es mir zustehen. Verkehrte Welt,” ärgert sich die Kellnerin. 

Vergangene Woche haben 1.586 Menschen einen Job gefunden, so beträgt die aktuelle Arbeitslosenzahl 432.193.

Erhöhung des Arbeitslosengeldes sinnvoller als Einmalzahlung

Birgits Fall zeigt klar auf, warum die Einmalzahlung keine sinnvolle Maßnahme ist. Viele, die aufgrund der Corona-Krise arbeitslos wurden und massive Einkommensbußen hinnehmen mussten, gehen leer aus. Sinnvoller wäre eine generelle Erhöhung des Arbeitslosengeldes. Dafür sprechen sich auch die ÖkonomInnen des Momentum Instituts aus: Derzeit beträgt das Arbeitslosengeld 55 Prozent des letzten Nettoeinkommens. Wenn dieses auf 70 Prozent angehoben werden würde, brächte das vor allem einkommensschwachen Haushalten viel mehr. In dieser Grafik wurde gegenübergestellt, wie sich das Jahresnettoeinkommen nach Einkommensklasse erhöhen würde – einmal nach Einmalzahlung, einmal nach der Erhöhung des Arbeitslosengeldes (Nettoersatzrate 70 Prozent).

 

 
Grafik: Erhöhung des Arbeitslosengeldes (70% Nettoersatzrate) vs. Einmalzahlung 450 Euro. Die Maßnahme bedeutet nur für wenige eine echte Hilfe.

Die Arbeitslosengelderhöhung wäre nicht nur wichtig, damit Menschen wie Birgit einen gerechten Ausgleich ihres Einkommensausfalls erleben und halbwegs gut über die Runden kommen, sondern würde auch der Wirtschaft generell helfen, erklärt Oliver Picek, Chefökonom vom Momentum Institut: “Zusätzliches Einkommen in den untersten Einkommensgruppen würde in der Wirtschaftskrise den Konsum anregen.”

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