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Arbeitswelt
Ungleichheit

Erbschaftssteuer: Die häufigsten Argumente gegen die Wiedereinführung in Österreich sind alle falsch

Die Wiedereinführung der Erbschaftssteuer in Österreich wird mit den immer gleichen Sprüchen abgelehnt. Warum die häufigsten Argumente falsch sind, erklärt Barbara Blaha.

Die Top 3 “Argumente” gegen Erbschaftssteuern. Gehen wir sie mal durch. 

#1 Alles, was geerbt wird, wurde doch schon mal besteuert!

Wer erbt, hat noch nie Steuern auf für das Einkommen aus der Erbschaft bezahlt. Er oder sie wird also zum ersten Mal besteuert. 
Und selbst wenn, wäre das Argument weird: Denn es gibt so viele Steuern, die wir auf … bereits versteuerte Dinge zahlen. Wer von seinem – bereits versteuerten Einkommen! – eine Wurscht-Semmel kauft, zahlt Mehrwert-Steuer oben drauf. Unternehmen führen Umsatzsteuer ab – und zahlen Steuern auf ihren Gewinn. VÖLLIG NORMAL. 

 

#2 Erbschaften besteuern ist leistungsfeindlich

Tatsächlich strengen sich in Österreich vor allem Leute an, die keine Erbschaftssteuern zahlen müssten … weil sie nix erben! Von den reichsten ÖsterreicherInnen ist nicht einmal jeder Fünfte „self-made“. Reichtum ist fast nie eine Frage von Leistung und persönlichem Einsatz. Sondern eine Frage des Stammbaumes. 

Viel Vermögen sammelt sich über Generationen in den Händen weniger. Wer in Österreich richtig reich ist, hat seine Villen, Wälder und Whirlpools mit ziemlicher Sicherheit nicht selbst gesammelt. Das waren seine Vorfahren über viele, viele Generationen. Und die Schere geht immer weiter auf: 9 von 10 Haushalten, die eine Wohnung oder ein Haus erben, besitzen zu diesem Zeitpunkt bereits selbst schon eine Immobilie. Von wegen Eigenbedarf.

Im reichsten Prozent des Landes klingelt die Erbschaftskasse überhaupt am lautesten: 8 von 10 Personen in diesem reichsten Prozent freuen sich im Schnitt über ein Erbe von 3,3 Millionen Euro. Schön für die da oben. Für alle anderen sieht es ein wenig trister aus: 7 von 10 Menschen erben nämlich: gar nix. Und gehen trotzdem jeden Tag in die Arbeit und hauen sich so richtig rein.

#3 Erbschaftssteuern belasten den Mittelstand?!

Nein. WAS den Mittelstand belastet, sind die hohen Steuern und Abgaben auf den Faktor Arbeit. Sagen wir der Einfachheit halber, Österreich nimmt jedes Jahr  100 Euro Steuern ein: Dann kommen von diesen 100 Euro saftige 80 von uns allen gemeinsam. Mehrwertsteuer zahlen wir ja für jedes Wurstsemmerl; allein ein Viertel macht die Lohn- und Einkommenssteuer aus. 

 6 von diesen 100 Euro zahlen die Unternehmen, weil wir ihre Gewinne besteuern. Und was ist mit dem Vermögen? Lächerliche 4 von den 100 kommt aus der Besteuerung von Vermögen. Die restlichen 11 Prozent  stammen aus Kommunalsteuern, Hundesteuer und so weiter. Also noch mal zum Mitschreiben: Gerade mal 3 von 100 Steuer-Euros kommen stammen aus vermögensbezogenen Steuern. 

Null, nada, niente, aus großen Erbschaften. Erben ist komplett unbesteuert; Arbeiten voll. DAS belastet den Mittelstand. Und DAS ist einer der Hauptgründe, dass das Vermögen sich immer mehr in den Händen von wenigen Menschen anhäuft.

Fassen wir zusammen

Unser Wohlstand wird gemeinsam – eben arbeitsteilig – erwirtschaftet. Die Früchte dieser Arbeit landen aber bei ganz wenigen Einzelnen. Wenn die paar ihre irren Vermögen unbesteuert an die nächste Generation weiterreichen können, dann konzentriert es sich von Generation zu Generation stärker.

Und wer mit einem großen Vermögen startet, der kann auch viel leichter ein noch größeres Vermögen erwirtschaften – als das mit Arbeit je möglich wäre. 
Wer viel erbt, erbt dreifach: Mit einem riesigen Vermögen erbt man auch die Chance, ein noch riesigeres Vermögen aufzubauen, was für jemanden unmöglich wäre, der bei Null startet. Und dazu noch das Ansehen und die Macht der Vorfahren. Da hat sich seit der Habsburgerzeit wenig verändert: Die wichtigste „Leistung“ ist, in die richtige Familie geboren zu werden. 

Langfristig heiß das: Extrem viel Geld sammelt sich über Generationen in extrem wenigen Familien. Und auf deren Bankkonten. Das haben die allermeisten Industrienationen erkannt und sagen deshalb: Wer viel erbt, der oder die soll ein bischen an die Allgemeinheit zurückgeben. Denn von einem funktionierenden Gemeinwesen, einer Gesellschaft mit Demokratie, Gerechtigkeit und Sicherheit profitiert auch das oberste Prozent. Denn Gemeinwesen, das heißt: Straßen, Schienen, Spitäler, Schulen … alles, was uns als Gesellschaft ausmacht.

Es ist überhaupt nicht kompliziert: Wer wenig erbt, soll wenig zahlen. Wer viel erbt, mehr. So einfach ist das. Und so fair.

 

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