Demokratie

AfD-Annäherung geht schief, weil Protest in Deutschland noch wirkt

Der dubiose Lobbyverband “Die Familienunternehmer” suchte öffentlich die Nähe zur AfD. Doch nach einem lauten Aufschrei in der Öffentlichkeit kam es zum Rückzieher. Nicht aus innerer Überzeugung, sondern aus Druck - und gerade das ist eine gute Nachricht, kommentiert Natascha Strobl.

Der Begriff “Familienunternehmen” klingt nach sympathischen Klein- und Mittelständlern, bei denen der Chef noch jeden Tag selbst mit anpackt. Der Name weckt Nostalgie nach echtem deutschen Handwerk und Handschlagqualität.

Das romantische Bild stimmt natürlich auch bei kleinen Unternehmen nicht immer. Doch der Verband der "Familienunternehmer" hat damit jedenfalls nichts zu tun. Seine öffentlich bekannten Mitglieder sind oft Branchenriesen und Konzerne.


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Diese Konzerne haben Interessen, die sie aggressiv vertreten: Sie sind gegen Vermögens- und Erbschaftssteuern, gegen mehr Rechte für Beschäftigte, gegen Tarifverträge, gegen den Sozialstaat und oft auch gegen ambitionierte Klimapolitik. Es ist das übliche Programm, das man aus dem marktradikalen Spektrum kennt - Profit geht vor Gemeinwohl.

Wenn Neoliberalismus auf Rechtsaußen trifft

Eine Annäherung an die AfD ist für diesen Verband fast schon logisch. Niemand sonst vertritt diese Positionen so radikal - abgesehen von der mittlerweile fast bedeutungslosen FDP. Mit der AfD würde man sich zudem eine der umfragenstärksten Parteien Deutschlands ins Boot holen.

Aus österreichischer Sicht wäre so ein Bündnis wohl kaum der Rede wert. Es wächst zusammen, was zusammengehört: Wenn die Zeiten härter werden, umarmen sich Marktfundamentalisten und Rechte gerne.

Der Aufschrei der Zivilgesellschaft

Doch in Deutschland ticken die Uhren anders. Die geplante Veranstaltung führte zu einem echten Beben. Die Deutsche Bank, in deren Räumen das Treffen stattfinden sollte, kündigte den Vertrag für Folgeveranstaltungen. Mehrere prominente Mitglieder zogen die Reißleine: Unternehmen wie Vorwerk, Rossmann und Fritz-Kola traten demonstrativ aus dem Verband aus. Auch andere Großunternehmen distanzierten sich deutlich.

Nach turbulenten Tagen kam es schließlich zur Kehrtwende. Die Präsidentin der Familienunternehmer, Marie-Christine Ostermann, ruderte zerknirscht zurück und lud die AfD wieder aus.

Geld ist der wunde Punkt

Nichts davon passierte, weil diese Menschen plötzlich ihr Herz für Antifaschismus entdeckt haben. Es ist knallhartes Geschäftsinteresse. In Deutschland rechnet sich eine offene Nähe zu Rechtsextremen (noch) nicht. Immer wieder testen solche Verbände aus, wie weit sie gehen können.

Aber auch dieses Mal ist das Ergebnis klar: Wer mit der AfD kooperiert, riskiert, dass viele Kund:innen beim nächsten Mal zur Konkurrenz gehen.

Damit steht Deutschland in Europa ziemlich einzigartig da. Der Protest wirkt ganz real. Er sorgt dafür, dass sich Wirtschaftsverbände und die AfD trotz ähnlicher Ziele öffentlich nicht verbünden können. Die Zivilgesellschaft hat mehr Macht, als sie oft glaubt - und mehr Macht, als Politiker und Lobbyisten ihr zugestehen wollen. Das sind gute Nachrichten.


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