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Arbeitswelt
Ungleichheit

Wieso ich froh bin, dass Fasching für die Kinder ausgefallen ist

Daniela Brodesser und ihre neue Kolumne: Armutprobe. Das Cover zeigt Brodessers skizziertes Porträt.

Normalerweise kommt im Schuljahr gerade jetzt viel zusammen. Wegen der Pandemie fallen die Fixpunkte aber aus - und Kolumnistin Daniela Brodesser ist heilfroh darüber.

Manchmal frag ich mich, ob ich eine schlechte Mutter bin. Gerade die Zeit von Fasching bis Ostern ist für mich als Mutter mit wenig Geld eine große Herausforderung. Umso mehr erleichtert bin ich, dass die Pandemie Faschingsfeier und gemeinsame Jause unmöglich macht.

Fasching macht mir Stress. Ich habe vier Kinder, brauche also vier Kostüme. Und mit dem Alter steigen die Ansprüche. Im Kindergarten reichte noch das selbstgebastelte Kostüm, da zählte noch die Kreativität. Aber später wollten meine Kinder gekaufte Kostüme aus dem Geschäft, um in der Klasse dazuzugehören.

Vier Kostüme? Unleistbar

Abgesehen davon, dass mir überhaupt nicht einleuchtet, wieso alle Kinder einheitliche Kostüme von der Stange brauchen, waren diese auch viel zu teuer. Sind sie immer noch. Um die 30 Euro kostet ein Kostüm mindestens. Das vier Mal? Für uns unleistbar. Und dasselbe Kostüm im nächsten Jahr wieder tragen? Für die Kinder undenkbar. Irgendwann wollten sie an Faschingsdienstag gar nicht mehr in die Schule gehen.

Zu meinem großen Glück fällt nicht nur Fasching aus, auch die Gesunde Jause, die jedes Jahr in der Fastenzeit an den Schulen veranstaltet wird, findet in diesem Jahr nicht statt. Jede Familie musste zu dieser Zeit mindestens eine Gesunde Jause aus Biolebensmitteln für 25 Kinder zubereiten.

In der Vergangenheit habe ich versucht, die Schule darauf aufmerksam zu machen, dass nicht alle diese Ausgaben leicht bewältigen können. Als Antwort kam nur: „Die paar Euro hat wirklich jeder. Da muss man eben woanders einsparen.“ Und genau das haben wir gemacht. Eingespart haben wir beim Essen zu Hause. Weil ich nicht riskieren wollte, dass die Kinder von den KlassenkollegInnen ausgefragt oder ausgegrenzt werden.

Es ist schade, dass ich erleichtert bin, wenn Fixpunkte im Schuljahr ausfallen. Aber ich kann nicht anders. Ich bin wirklich froh darüber, mir für ein Jahr keine Gedanken über Kostüme und Bio-Tomaten machen zu müssen.

 

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