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Ungleichheit
Arbeitswelt

Frauentag: Ach, das bisschen Sorgearbeit!

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Eh klar, dass Frauen weniger verdienen. Sie arbeiten ja so oft in Teilzeit! Barbara Blaha übernimmt am Frauentag die Haus- und Sorgearbeit in der Debatte - und räumt mit diesem Märchen auf.

Einmal im Jahr “feiern” wir den Frauentag. Da gibt es dann einen Schulterklopfer und vielleicht Blumen – als Ausgleich dafür, dass wir das ganze Jahr über die Hack’n machen. Moment mal!

Woran wir nicht nur am feministischen Kampftag denken sollten

Unbezahlte Haus-, Familien- und Sorgearbeit ist Frauensache. Auf der ganzen Welt. Immer. Überall.  Mütter, Töchter, Omas, Tanten und Enkelinnen; Ehefrauen, Lebensgefährtinnen und Freundinnen pflegen, kümmern, betreuen, kochen, putzen, waschen und halten den Haushalt zusammen. Frauen machen im Schnitt um 71 Prozent mehr. 3 Stunden und 48 Minuten Sorgearbeit – gegenüber nur 2 Stunden und 14 Minuten bei den Männern.

Und: Das sind nur Zahlen, die noch immer nix über die Qualität der Arbeit aussagen. Wenn und dort wo Männer sich beteiligen bei der unbezahlten Haus- und Sorgearbeit … übernehmen sie weniger die direkte Care-Arbeit wie die Kinderbetreuung oder die Pflege von Angehörigen. Und eher unterstützende Tätigkeiten wie Einkaufen, Wäsche, Geschirr, Haustiere versorgen, Kochen, Aufräumen. Unterm Strich sind Frauen ihnen in jeglicher Form von Care-Arbeit „voraus“: 

  • Frauen übernehmen mehr als doppelt so viel Kinderbetreuung und -versorgung; 
  • sie verbringen aber auch ein Drittel mehr Zeit mit unterstützenden Care-Tätigkeiten – über drei Stunden täglich.

Und selbst wenn es um Fürsorge für andere, in einem anderen Haushalt geht, zum Beispiel um die Pflege der kranken Schwiegermutter – dann übernehmen Frauen knapp ein Viertel mehr. 

Frauen arbeiten durch Sorgearbeit insgesamt mehr

Das ist normalerweise der Punkt, wo wir den Frauen dann erzählen: Ja, das mag ja alles so sein. Aber das ist ja nur logisch, denn die Frauen arbeiten halt auch nur Teilzeit. Klar machen sie dann zuhause mehr. 

Leute: Frauen arbeiten täglich mehr Stunden als Männer, sie werden nur weniger für Stunden bezahlt. Würden Frauen den Staubsauger hinschmeißen, dann hätten wir generell ein ziemliches Problem. Frauen stemmen unbezahlt – und sind wir ehrlich: unbedankt – Gewaltiges. Die unbezahlte Arbeit der Frauen entspricht mit 22 Prozent fast einem Viertel der österreichischen Wirtschaftsleistung.

Schon bei Kindern große Unterschiede

Und, wisst ihr was: Frauen hackeln schon mehr zuhause mit, bevor sie überhaupt einen Beruf haben. Mädchen übernehmen knapp ein Drittel mehr Sorgearbeit als Buben. Je älter die Kinder werden, desto größer wird der Gap. Mädchen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren machen jeden Tag fast um die Hälfte mehr Sorgearbeit als Burschen. 

Und natürlich sind auch hier wieder die Zahlen die eine Geschichte … und die Art der Tätigkeiten, die andere Geschichte: Buben erledigen eher die Gartenarbeit, versorgen Nutztiere und gehen mit dem Hund spazieren. Mädchen verbringen deutlich mehr Zeit mit Hausarbeit wie Aufräumen und Putzen, Kochen und Geschirr abwaschen oder Einkaufen.

Und warum sollte das, was in der Kindheit und im Erwerbsleben gilt, in der Pension nicht mehr gelten? Die Männer gönnen sich – und die Frauen hackln weiter unbezahlt. 73 Prozent mehr unbezahlte Arbeit machen die Seniorinnen mehr als ihre Senioren.

Mama macht mehr

Frauen sind mit der Familienarbeit ziemlich alleine – egal wie alt sie sind. Besonders heftig trifft es Frauen, wenn sie kleine Kinder haben: Sie machen dann 130 Prozent mehr als ein Mann. Mehr als doppelt so viel also. Und zahlen einen hohen Preis dafür: Bis das Kind die Volksschule verlässt, verdienen Mütter im Schnitt nur HALB so viel wie vor der Schwangerschaft. Sie verlieren 50 Prozent ihres Gehaltes. Männer verlieren … nix. 

Die Frauen gehen in Teilzeit. Aber nicht, weil das so lustig ist, sondern weil es alternativlos ist: Außerhalb der Städte gibt es für 7 von 10 Kindern unter 6 keinen Kindergarten oder keine Krippe, die einen Vollzeitjob zulassen würden. Nach der Volksschule ist es natürlich nicht vorbei, beruflich kommen Mütter nicht mehr vom Fleck:  Wer in Teilzeit ist, wird seltener befördert. Einen Führungsjob kannst du meistens auch knicken. Man warnt also die Frauen immer brav vor der Teilzeitfalle. Lässt sie aber absichtlich reinrennen. Weil: Was ist die Alternative? Sollen sie sich die Kindergärten selber bauen? 

Und all das bleibt an den Frauen picken – und wir geben ihnen die Schuld dafür, statt klar zu sagen: Hier hat die Politik versagt. 

Andere Länder machen vor wie es geht. 

Sorgearbeit: Was es nach dem Frauentag braucht

  • flächendeckende, kostenlose Kinderbetreuung mit Öffnungszeiten, die mit Vollzeit-Job vereinbar sind,
  • den Ausbau der qualitätsvollen Pflege – von der mobilen Unterstützung bis hin zu Pflegeeinrichtungen, damit die Frauen nicht mehr unbezahlt die Pflege ihrer Angehörigen schultern müssen,
  • eine verpflichtende Väterkarenz 
  • und eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich. Das alles hilft dabei, unbezahlte Arbeit zwischen Männern und Frauen endlich fair zu verteilen.

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