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Demokratie

Der verwirrende Gegenangriff als Strategie: Jede Kritik ist Cancel Culture!

Du bist gecancelt! Wenn Politiker:innen heutzutage Kritik ausgesetzt sind, greifen sie gern zu einer einfachen Strategie. Sie vermeiden die inhaltliche Debatte und gehen in einen Gegenangriff über. Natascha Strobl erklärt diese Strategie.

 

Gecancelt: Jede Kritik ist Cancel Culture!

Reporterin Nat: “Frau Strobl, was sagen Sie zu Vorwurf y?”

Frau Strobl: “Das ist doch nichts Neues und irrelevant.”

Reporterin Nat: “Es geht um den gesamten Vorwurf, was sagen Sie dazu?”

Frau Strobl: “Ich werde angegriffen, weil ich den Linken ein Dorn im Auge bin. Das ist eine Kampagne!”

Reporterin Nat: “Aber der Vorwurf…”

Frau Strobl: “Hexenjagd, Zensur, Cancel Culture!”

Ihr kennt solche Gespräche mit Politikerinnen und Politikern vielleicht. Was ist hier ihre Strategie, und warum ist sie unredlich?

Verdrehen, vernebeln, verwirren

Die Situation gibt es häufiger, als es gut ist: Es gibt konkrete und detaillierte Kritik an einem Politiker oder einer Politikerin. Und dann wird die Person damit konfrontiert. Doch anstatt sich damit inhaltlich auseinanderzusetzen, wird verdreht, vernebelt und es kommt zum Gegenangriff. Offensive ist die beste Defensive.

Auch wenn man online mit Leuten diskutiert, sieht man die Taktik oft. Du bringst ein Argument vor und erwartest dir ein Gegenargument. Aber stattdessen kommt ein persönlicher Angriff auf dich, eine zusammenhangslose Ausflucht oder das Anraunen einer angeblichen Verschwörung.

Strategie: Gegenangriff

Egal was du versuchst und wie du versuchst, Erwartungen zu brechen, um doch noch eine Antwort zu bekommen – du bekommst sie nicht.

Stattdessen: Angriff, Angriff, Angriff.

Die Strategie dahinter ist, aus jeder Defensive eine Offensive zu machen. Je heftiger die Vorwürfe und Kritik sind, desto heftiger schlägt man zurück. Sebastian Kurz war ein Meister dieser Strategie:

Das unangehmene Gespräch soll zerstört werden

Es geht nie um das inhaltliche Argument an sich, sondern darum, wer es sagt, wo es gesagt wird und wann es gesagt wird. Das Gegenüber bringt neue oder umformulierte Argumente, um eine kohärente Antwort zu bekommen. Sie kommt nicht.

Es geht nämlich gar nicht um die Sache, und wer Recht hat, sondern darum, das Gespräch zu zerstören, weil es unangenehm ist.

Am Ende bleiben dann nur Verwirrung und ungeklärte Vorwürfe, die mit Gegenvorwürfen geontert wurden. Was wie plausibel und wie faktenbasiert etwas ist, ist für Zuschauer:innen zunehmend schwieriger zu beurteilen. Am Ende sind irgendwie alle und niemand Schuld. Und für eine Person ist das besser als der Ausgangspunkt: Nämlich für die, die tatsächlich an etwas schuld ist.

 

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