Gehts den Börsen gut, gehts den Börsen gut – gehts den Börsen schlecht, gehts uns allen schlecht

Seit Tagen gibt es auf allen Nachrichtensendern Katastrophenberichterstattung. Zeitungen haben Ticker, TV-Stationen berichten mit Grabesstimmen über die Zollpolitik von Donald Trump. Die Börsen sind auf Talfahrt, einzelne Aktienkurse werden besprochen wie die Opfer eines Terroranschlags. X schmiert komplett ab, während Y sich wieder erholt.
Die Rechnung kriegen wir alle
Ich wünschte, ich könnte an dieser Stelle schreiben: Warum interessiert uns das alles? Doch das wäre zynisch. Börsentalfahrten haben uns immer interessiert. Es ist nämlich völlig klar, was als Nächstes kommt: Sparpolitik, Milliarden-Subventionen in “die Wirtschaft” und Abbau von Leistungen für die Allgemeinheit. Es werden an einem Tag einfach so Billionen Dollar vernichtet und die Rechnung wird am Ende allen präsentiert.
Das wäre ein fairer Deal, wenn es umgekehrt genauso laufen würde: Wenn es Rekordhochs an den Börsen gibt, dann müsste man doch logischerweise über Steuersenkungen auf Arbeit, Arbeitszeitverkürzungen oder Leistungsausbau für die Allgemeinheit reden. Dax mit Rekordzahlen? Wunderbar, dann kann Deutschland sich auch eine funktionierende und günstige Bahn leisten. Wall Street im Partymodus? Grandios, das bedeutet dann wohl eine vernünftige Krankenversicherung für alle. Nur läuft es so nicht. Es gibt keine aufgeregte Berichterstattung, wenn Milliardengewinne eingefahren werden. Es gibt keine Diskussion darüber, was das für die Allgemeinheit bedeutet. Diese gibt es nur, wenn alles den Bach runter geht.
„Der Markt“ braucht Sicherheit und Stabilität. Und der Mensch?
Der mystische Börsenmarkt ist ein scheues Tier, er braucht Sicherheit und Stabilität. Ironiefrei werden diese Mantras vorgetragen, als würde man nicht umgekehrt genau diese beiden Faktoren realen Menschen vorenthalten. Reale Menschen müssen flexibel sein, sollen unbegrenzt arbeiten, sollen weite Wege auf sich nehmen, werden drangsaliert, gedemütigt und sanktioniert. Aber “der Markt” braucht Sicherheit und Stabilität.
Es wäre nun ein Leichtes, sich zynisch zurückzulehnen und dabei zuzuschauen, wie das alles verdientermaßen zerbricht. Wäre da nicht die Tatsache, dass die Renten vieler Leute in vielen Ländern genau in diesen so wankelmütigen Aktienmärkten angelegt sind. Oder die andere Tatsache, dass die ersten, die ihre Jobs verlieren werden, die ärmsten der Armen sind. Oder, dass “too big to fail” noch immer gilt und strauchelnde Unternehmen nun doch wieder mit Steuergeld aufgefangen werden. Oder oder oder. Auch, wenn man keine einzelne Aktie besitzt, kann man sich den negativen Effekten nicht entziehen.
Nur die Reichsten gewinnen
Um etwas von den wirklich positiven Effekten zu haben, wenn es “den Märkten” gut geht, muss man selbst große Summen investieren und das können nur die wirklich reichen. Das sind Milliardengewinne für Hedgefonds oder Personen mit großen Aktienpaketen. Es ist nicht die Mehrheit. Eine Finanztransaktionssteuer gibt es ebenso wenig wie eine Gleichbesteuerung von Vermögen und Arbeitseinkommen.
Was ist mit Don Donald?
Trump hat dieses absurde System nicht wirklich beendet, sondern bringt es unter seine Kontrolle wie ein Mafia-Pate, der nach Befindlichkeit Schutzgeld erpresst. Eine tatsächliche Veränderung hätte spätestens nach 2008 passieren müssen. Die wurde aber mit allen undemokratischen Mitteln bekämpft. Nun: Wer die demokratische Veränderung nicht zulässt, bekommt die autoritäre Veränderung.
Mein Mitleid mit den Banker, Hedgefonds-Managerinnen und Tech-Giganten hätte auf einer Briefmarke Platz. Sie werden das Desaster aber nicht ausbaden, das werden wie immer die Leute, die am wenigsten dafür können.
Es wäre längst überfällig, über eine solidarische Alternative zum ausbeuterischen, klimazerstörenden und schlicht ungerechten globalisierten Neoliberalismus nachzudenken. Damit die Gewinne endlich bei der Mehrheit ankommen und nicht nur die Verluste.