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Demokratie

Gemma Kanzler schauen

Gemma Kanzler schauen

Ein Morgenmoment Haltung.

Guten Morgen,

Als Tochter eines Knechts lebte meine Urgroßmutter bei Bad Ischl. Im Sommer, so erinnerte sie sich gerne, gab es einen fixen Programmpunkt für die Menschen der Umgebung. „Den Kaiser sind wir schauen gegangen. Viel hast nicht gesehen, es war ein Gedränge und ein Auflauf, ich ein Kleinkind. Der Herr Vater hat mich auf die Schultern genommen, die Kutsche ist gleich bei uns vorbeigefahren. Das war ein Hallo.“ Szenen aus einer vergangenen Zeit? Aber nein. Kanzler schauen gehen die Leute heute noch gern. Das weiß der Kanzler natürlich auch. Dass er Menschenansammlungen ohne Sicherheitsvorkehrungen in Corona-Zeiten bewusst in Kauf nimmt, sagt viel über ihn. Ein Morgenmoment von Barbara Blaha.

 

#1 Möchtest du das teilen?

Vor mittlerweile zwei Monaten wurde von der Regierung das erste Corona-Gesetz verkündet. Seitdem spricht zwar das ganze Land darüber, aber welche Menschen bestimmen in Österreich eigentlich den öffentlichen Diskurs dazu? Wir haben uns  genauer angesehen, wer in den wichtigsten politischen Talkshows des Landes zu Gast war. Die Analyse zeigt: Frauen und direkt Betroffene kommen kaum zu Wort.

#2 Zahl des Tages

Das Europäische Parlament diskutiert ein Corona-Hilfspaket für die Wirtschaft. Insgesamt 2.000 Milliarden Euro will das Parlament in die Hand nehmen, um die Wirtschaft in Schwung zu bringen.

 
Auf einem Tisch liegen mehrere zerknitterte Geldscheine. Zahl des Tages: 2000 Milliarden Euro will das Europäische Parlament für den Aufbau der Wirtschaft locker machen.

#3 Hast du das gesehen?

Als Expertinnen kommen Frauen derzeit kaum zu Wort. 100 Prozent betroffen sind sie aber an allen Tagen von sexueller Belästigung. Es braucht  trotzdem zwei Männer, die im Fernsehen 15 Minuten Sendezeit gewinnen, damit in der Primetime dieses Thema aufgearbeitet wird. Sophie Paßmann führt durch die Ausstellung „Männerwelten“. Sehenswert.

 

#4 Aufreger der Woche

Der Kanzler hat seine „Corona-Tour“ durch Österreich gestartet, erste Station: Vorarlberg, genauer das Kleinwalsertal. Von Abstand halten, Schutzmasken aufsetzen oder sonstigen Sicherheitsregeln war weit und breit nichts zu sehen.

Bevor ihr euch weiter ärgert, bedenkt: Was für uns gilt, muss noch lange nicht auch für den Kanzler gelten. Unsere Kolumnistin Hanna Herbst weiß Rat.
 
Post von Hanna #32. Hallo Fanboys and -girls, "Ich könnte in der Mitte des Kleinwalsertals stehen und jemanden erschießen und würde keine Wähler verlieren." Ich höre, das (oder etwas ganz anderes) hat Sebastian Kurz bei seinem Besuch in der Vorarlberger Gemeinde gesagt. Danach ist er, glaube ich, durch die Menge gecrowdsurft wie Axl Rose. Den kleinen Huster in den hinteren Reigen hat er dabei geübt ignoriert, wie die Bedürfnisse von allen, die weniger als 1 Million auf verschiedenen Konten haben. Hanna

#5 In was für einer Welt leben wir eigentlich?

Corona ist auch für Superreiche ein echtes Problem. Viele sitzen aufgrund der internationalen Reisesperren nun länger als vorgesehen in Ländern fest, wo sie sich lieber nur kurz aufhalten: Überschreitet man die Aufenthaltsdauer in einem Land, wird man in vielen Fällen steuerpflichtig. Andere wiederum hatten für dieses Jahr einen Umzug in Länder geplant, die SteuervermeiderInnen mit geringen Steuersätzen anwerben. Die Umzugspläne vieler Superreicher würden von Corona durchkreuzt, berichten Steuerberatungs-Experten der Nachrichtenagentur Bloomberg.

So, das reicht.

Happy weekend!

Barbara

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