Bluten muss man sich leisten können: Wien bekämpft Periodenarmut mit gratis Binden und Tampons
Die Menstruation ist teuer. Menstruationsprodukte wie Tampons oder Binden sind nicht billig - über das Leben gerechnet kosten sie allein schon etwa 3.000 Euro im Schnitt. Es läppert sich zusammen über circa 38 Jahre Menstruation von Frauen und anderen menstruierenden Personen. Viel Geld, das diese Menschen aus ihrer privaten Kasse zahlen müssen, nur weil sie nun mal das Los gezogen haben zu menstruieren.
Eine britische Umfrage zeigte zudem, dass die Periode betroffenen Personen sogar rund 540 Euro pro Jahr kosten kann. Das sind dann noch Ausgaben für Hygieneprodukte, Schmerzmittel und neue Unterwäsche. In einem ganzen Leben sind das rund 20.000 Euro. So manche nicht-menstruierende Person kauft sich dafür ein Auto.
Menstruation als finanzielle Belastung
Viele Menschen fallen in die sogenannte Periodenarmut. Das bedeutet, dass Betroffene sich keine Menstruationsprodukte leisten können, weil sie schlicht und einfach zu wenig Geld dafür haben oder die Produkte zu teuer sind. Auf der ganzen Welt haben etwa 500 Millionen Personen keinen Zugang zu Menstruationsprodukten. Ist das der Fall, seine Betroffene dazu gezwungen, auf unhygienische Alternativen wie Stoffreste und Klopapier auszuweichen, wie es in der Presseaussendung der Stadt Wien heißt.
Eine Befragung der Kinderrechtsorganisation Plan International lieferte erschreckende Erkenntnisse zum Thema Menstruation. Rund 53 % der menstruierenden Personen in Österreich würden sich demnach besser mit Menstruationsprodukten versorgen, wenn diese billiger wäre. Für jede dritte betroffene Person stellt die Menstruation eine finanzielle Belastung dar. Und 17 % zögern den Wechsel ihrer Menstruationsprodukte sogar hinaus, damit sie länger damit auskommen.
"Rote Box": Tampons nur gegen Gutschein
Die Stadt Wien will deshalb ein erfolgreiches Pilotprojekt auf das ganze Stadtgebiet ausweiten. Vier Monate lang gab es in vier ausgewählten Drogeriemarkt-Filialen in Wien-Brigittenau Menstruationsprodukte zur freien Entnahme. Rund 180.000 Tampons oder Binden wurden verteilt.
Ab Mitte Oktober soll das Projekt auf ganz Wien ausgeweitet werden. Jedoch mit einer kleinen Abänderung. Die Menstruationsprodukte sollen zwar nach wie vor gratis zur Verfügung gestellt werden. Allerdings muss man nun einen Gutschein dafür vorlegen. Das erhöht die Hürde für den Zugang.
Warum die Komplikationen? Gerda Mackerle, Sprecherin der Frauenstadträtin Kathrin Gaál (SPÖ) verweist im Gespräch mit MOMENT.at darauf, dass das Angebot so denjenigen zugute komme, die es wirklich benötigen. Es sei notwendig, um die zielgerichtete Verteilung sicherzustellen. Auch aus logistischen Gründen gäbe es die Notwendigkeit eines Gutschein-Systems, so Paul Pötschacher von REWE gegenüber MOMENT.at.
Die Gutscheine werden also in Jugendzentren und Sozialmärkten erhältlich sein. Einmal im Monat können sie dann in BIPA-Filialen gegen die “rote Box” eingetauscht werden. Wer Sozialmärkte, Jugendzentren oder BIPA nicht regelmäßig besucht, aber die Gutscheine in Anspruch nehmen muss, wird neue Alltagswege in Kauf nehmen müssen.
Das könnte dir auch gefallen
- Ich bin chronisch krank – und das ist teuer
- Solidarisches Wohnprojekt: Keine Miete mehr für „Arschlöcher”
- Hinter den Zahlen: Die Femizide des Jahres 2025
- Rassistische Firmenlogos in Österreich: Warum redet keiner mehr über M*****bräu?
- Femizid wird in Italien eigener Strafbestand: Was dafür und dagegen spricht
- Ich arbeite im Gewaltschutz für Frauen: "Eine Anzeige lohnt sich auf jeden Fall"
- Ungarn: Ins Gefängnis für die Pride?
- Langes Warten vor dem Frauenklo: Wie sich die Kloschlange abschaffen lässt