print print
favorites-circle favorites-circle
favorites-circle-full favorites-circle-full
Ungleichheit

Wie wäre es mit einem Grunderbe für alle?

Fliegende 100 Euro Scheine
Erben bringt enorme Vorteile. Warum sollte das nicht jede:m möglich sein? Wie ein Grunderbe mehr Chancengleichheit bringen kann.

 

Weniger Kapital, weniger Möglichkeiten: Die Vermögensungleichheit in Österreich wächst und wächst. Ein Grunderbe könnte mehr Chancengleichheit bringen. Wie das aussehen kann, erklärt Sebastian Schwarz. 

Stell dir vor, du bekommst zu deinem 25. Geburtstag 120.000 Euro geschenkt? Auch 20.000 Euro wären schon toll. Realität für jene, die jung erben. Für alle anderen eine absolute Wunschvorstellung. Dabei ist ein “Grunderbe für alle” sehr wohl möglich.

Grunderbe: Verteilung von oben nach unten

Der französische Ökonom Thomas Piketty forderte bereits vor 3 Jahren die Einführung eines Grundkapitals. Wer das 25. Lebensjahr erreicht, soll bedingungslos eine finanzielle Starthilfe von 120.000 Euro erhalten. Woher dieses Geld kommt? Aus den Erträgen einer Vermögens-, oder Erbschaftssteuer. 

Vermögen von “oben” nach “unten” zu verteilen, macht Sinn, denn die Vermögenskonzentration steigt. Wenige Menschen besitzen immer mehr Vermögen – die anderen gehen leer aus. Auch in Österreich: Im Jahr 2000 haben die Top 10% der österreichischen Bevölkerung bereits 60,8% des gesamten Vermögens besessen. 2021 schon 61,9%. Beim vermögendsten Prozent war es laut World Inequality Database sogar ein Anstieg von 22,4% (2000) zu 30,6% (2021).

Warum einige wenige so viel mehr besitzen als alle anderen? 30% der Vermögensungleichheit in Österreich lässt sich durch Erbschaften erklären. Erben trägt also wesentlich zur Vermögenskonzentration bei und nur 38% aller Österreicher:innen kommen überhaupt in den Genuss einer Erbschaft.

Das Erbvolumen wächst in den nächsten Jahren beträchtlich. Aufsummiert auf die nächsten 30 Jahren werden fast 700 Milliarden Euro vererbt werden. Rund die Hälfte davon geht an die reichsten 10 % der Haushalte. Nach aktueller Gesetzeslage frei von Erbschaftssteuern.

Ein Grunderbe verringert die Vermögenskonzentration 

Ein Grunderbe würde dieser ungleichen Vermögensverteilung von zwei Seiten entgegenwirken: Einerseits wäre Erben nicht mehr nur einer Minderheit der Bevölkerung vorbehalten, andererseits würde das Wiedereinführen von Erbschafts- und Vermögenssteuern zu einer ausgeglicheneren Vermögensverteilung beitragen. Der Sozialstaat würde massiv von Vermögenssteuern profitieren. Durch nur wenige Prozent Besteuerung der Reichsten, könnte man gefährlich unterfinanzierte Bereiche wie Kinderbetreuung oder Pflege in Milliardenhöhe aufstocken. 

Während ein Grunderbe in Österreichs Politiklandschaft noch keinerlei Erwähnung findet, ist es in Deutschland schon seit längerem in der politischen Debatte angekommen. Der Thüringer SPD-Politiker Carsten Schneider forderte bereits im Mai 2022 ein Grunderbe.

20.000 Euro für alle 18-jährigen

Basierend auf den Berechnungen des Ökonomen Stefan Bach vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), würde die Einführung eines Grunderbes in Höhe von 20.000 Euro für alle 18-Jährigen eine Finanzierung von 15 Milliarden Euro pro Jahr erfordern – die könnte durch eine Erhöhung der Vermögenssteuer um lediglich 1% gestemmt werden. 

Das Geld soll jede:r bedingungslos bekommen, dafür aber zweckgebunden: Das Grunderbe ist zum Beispiel für eine Ausbildung, ein Studium, die Gründung eines Unternehmens, die Altersvorsorge oder zur Finanzierung einer Wohnung gedacht und soll nicht zurückgezahlt werden müssen. 

Auch für Österreich möglich?

Der Forscher kommt zum Entschluss, dass der Gini-Koeffizient in Deutschland, der als statistischer Wert für das Ausmaß der Ungleichheit einer Bevölkerung gilt, durch die Einführung eines Grunderbes um bis zu 7% reduziert werden könnte, also die Ungleichheit verringert. 

In Anbetracht der Tatsache, dass der Vermögensanteil der Top 10% (61,9 vs. 58,9 : 2021) sowie des Top 1% (30,6 vs. 28,6 : 2021) gemessen an der Gesamtbevölkerung in Österreich und Deutschland nahezu gleich ist (WID), verspricht die Einführung eines Grunderbes in Österreich ähnliche Ergebnisse. Hier findest du weitere Zahlen und Prognosen.

Alleine löst ein Grunderbe die starke Vermögensungleichheit natürlich nicht. Es ist jedoch ein interessantes Konzept, das der starken Vermögenskonzentration in Österreich entgegenwirken würde und jungen Menschen Chancen eröffnet, Ideen und Visionen in die Tat umzusetzen. 
 

 

    Neuen Kommentar hinzufügen

    Kommentare 0 Kommentare
    Kommentar hinzufügen

    Neuen Kommentar hinzufügen

    Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Beitrag!