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Kapitalismus
Ungleichheit

Hohe Inflation: Was steckt hinter der aktuellen Teuerung? 

Hohe Inflation: Was steckt hinter der aktuellen Teuerung? 

Die Inflation ist derzeit hoch. Doch das bleibt vermutlich nicht lange so, denn kurzfristige Effekte stecken dahinter. Die Regierung sollte etwas für die strukturellen Verlierer der Teuerung machen.

2,8% Preissteigerung zum Vorjahr – die höchste jährliche Rate seit 2012. Wird die Teuerung in Zukunft schlimmer? Die Antwort: Nein. Höchstwahrscheinlich ist die leicht höhere Inflationsrate nur vorübergehend. Im Moment wirken einmalige Effekte aus der Pandemie nach. Doch was genau passiert derzeit? 

Aktuell erleben wir folgendes Phänomen: Während der Pandemie letztes Frühjahr sind die weltweiten Ölpreise und damit auch die Benzin-/Dieselpreise an der heimischen Zapfsäule stark gesunken. Niemand braucht Öl, wenn alles stillsteht. Jetzt passiert das Umgekehrte: Wie in jeder Wirtschaftserholung zuvor, steigt auch der Ölpreis wieder. Weil er aber letztes Jahr so stark gesunken ist und daher auf einem niedrigen Level lag, wirkt der prozentuelle Anstieg der Treibstoffpreise jetzt umso größer. 

 
Der Ölpreis der vergangenen 3 Jahre: 2018-2021

Der Ölpreis der vergangenen 3 Jahre: 2018-2021

Screenshot: Finanzen.at

 

Tatsächlich kehren die Treibstoffpreise einfach auf das Niveau zurück, das sie schon einmal vor Corona hatten. Für einige Monate werden sie daher sogar die Inflationsrate als Ganzes zwischenzeitlich hinauftreiben. Ein große, dauerhafte Teuerung wie in den 1970ern (z.B. über 10% jährlich) steht uns aber wohl nicht bevor. In ein paar Monaten ist der Spuk vermutlich vorbei, die Inflationsrate wird wieder sinken. Schon jetzt sieht man das anhand der niedrigeren Inflation ohne Energiepreise.  

 
Die Preisanstiege kommen vor allem von den Energiepreisen

Die Preisanstiege kommen vor allem von den Energiepreisen

Dann werden die Verwerfungen vorbei sein, die aktuell noch für steigende Rohstoff- und Transportpreise sorgen. Während Corona wurden Produktionskapazitäten abgebaut oder eingestellt. Es dauert zwar, bis sie wieder aufgebaut sind. Aber dann wird es Preissteigerungen dämpfen.  

Einige Unternehmer sanieren sich mit den höheren Preisen jetzt auch in der Zeit nach Corona. Dort, wo sie Marktmacht haben – wenn die Leute an den See in den Urlaub fahren wollen, oder Restaurant-, Theater- und Clubbesuche nachholen wollen – können die Unternehmen auch einfach höhere Preise für ihre Dienstleistungen verlangen.

Höhere Inflation könnte auch gut sein

Eigentlich wäre eine höhere Inflationsrate eine gute Sache, wenn sie Ergebnis eines kräftigen Aufschwungs nach Corona ist. Weil dann die Löhne ebenfalls steigen würden – sogar mehr als die Preise. Dadurch würden sogar die realen Löhne für die Menschen steigen. Aktuell ist das leider noch nicht der Fall, die Preise (2,8%) steigen schneller als die Löhne mit 1,6% (Tariflohnindex).  

Deswegen ist die Inflation vor allem ein Problem für NiedrigverdienerInnen, die kein oder kaum Vermögen haben, um steigende Preise mit angespartem Geld abzufedern. Für InflationsverliererInnen mit wenig Einkommen sollte sich die Politik daher einen finanziellen Ausgleich überlegen, bis der noch zaghafte Aufschwung wirklich bei allen ankommt. Ein zielgerichteter Konsumgutschein für NiedrigverdienerInnen und Corona-VerliererInnen könnte in der Zwischenzeit Abhilfe schaffen. 

MieterInnen verlieren bei Inflation seit Jahren

Zu den InflationsverliererInnen gehören seit Jahren übrigens schon (Neu-)MieterInnen. Von allen Kategorien trieben Mieten die Inflationsrate am stärksten an – alleine in den letzten fünfeinhalb Jahren stiegen sie um ein knappes Viertel. Hier braucht es endlich ein großes Mietenpaket der Bundes- und Landesregierungen gegen exzessive Mietenanstiege, um die Welle steigender Mieten zu brechen. Beginnend bei einer strengeren Raumplanung/Flächenwidmung, mehr nachhaltigem und kostengünstigen Neubau bis zu einer Beschränkung von Wohnen als finanziellem Anlageobjekt. Nur so bekommen wir die Inflationsrate nachhaltig in niedrigere Gefilde. Treffsicher wäre das auch, weil besonders ärmere und jüngere Haushalte zur Miete leben.

 
Die Grafik zeigt die Teuerung verschiedener Kategorien. Es geht um Inflation

Steigende Mieten waren in den vergangenen Jahren der große Treiber der Inflation.

Leicht erhöhte Inflation wird uns also die nächsten Monate begleiten. Wirklich entscheidend wird es im Herbst. Ob es die Ergebnisse der Verhandlungsrunden zwischen Gewerkschaft und Wirtschaftskammer über die Gehälter schaffen werden, ein Lohnplus auszuverhandeln, steht noch in den Sternen. Wenn das nicht ausreicht, um die gestiegenen Preise auszugleichen, sollte sich die Bundesregierung wirklich einen Teuerungsausgleich überlegen.

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