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Demokratie

Quelle bitte: Wie Internet-Trolle jede Diskussion zerstören.

Ignoranz im Netz? Natascha Strobl erklärt, wie Internet-Trolle mit unfairen Methoden jede Diskussion zerstören.

Der Satz „Quelle bitte!“ ist oft nicht ernst gemeint. Ziel ist es, einen ehrlichen Diskurs nicht möglich zu machen. Politologin Natascha Strobl erklärt, wie Internet-Trolle mit unfairen Methoden jede Diskussion zerstören.
 

Wie zerstören Internet-Trolle ehrliche Diskussionen?

Ihr kennt das: Ihr seid mitten in einer angeregten Diskussion im Web. Und immer und immer wieder kommt diese eine Person und kräht hinein: „Quelle?!“Und egal, wie viele Quellen du präsentierst, es reicht ihr nicht. Spoiler: Es geht gar nicht um Quellen.

Die Gretchenfrage der Online-Diskussion: „Quelle bitte!“

Es sind die immer selben Mechanismen: – tarnen sich als ernstzunehmende Diskussionsteilnehmer:innen. Ihr Ziel ist aber eigentlich einfach nur, das Gegenüber auszulaugen. Die Gretchenfrage jeder Online-Diskussion ist daher „Quellen bitte!“

Vorweg: Es kommt tatsächlich vor, dass Leute diese Frage ernst meinen. Das ist das Schöne, wenn eine Diskussion gelingt: Man kann danach auch klüger als vorher sein und seine Ansichten anpassen. Hallelujah, es passiert tatsächlich.

Mal lernt man was. Mal bringt man anderen was bei. Schön. Gemeinsam können wir die Welt besser erfahren als alleine. Deswegen ist die Frage nach Quellen erst einmal eine neutrale, ja sogar eine positive.

An der Reaktion entscheidet sich aber, ob man es mit einer ernsthaften Diskussionsteilnehmerin zu tun hat oder mit einem Troll. Ein ernsthafter Diskussionsteilnehmer kann auf einen Quellenbeleg zum Beispiel folgendermaßen reagieren:

Trolle wollen den Diskurs zerstören

Alles sind Indikatoren dafür, dass die Person die Quelle prinzipiell registriert und anerkannt hat. Sie nimmt die neue Information entweder an oder formuliert eine Kritik daran. Ganz normales Diskussionsverhalten also.

Trolle hingegen nutzen diese Frage zur aktiven Diskurszerstörung. Da macht sich eine Person also die Mühe und sucht die Quellen heraus, bereitet sie auf und wirft sie in die Diskussion ein, nur damit sie ignoriert werden.

Es ist das Wesen von Desinformation und auch von Verschwörungsdenken, seine Ansichten nicht an der Realität zu messen oder sich bei ihnen von so etwas Lästigem wie Fakten beirren zu lassen. Alles wird in das Grundnarrativ passend eingefügt. Es gibt absolut nichts, was einem zum Zweifeln und Revidieren der eigenen Aussagen bringen würde.

Aha, die absolut große Mehrheit der Wissenschaft sagt x, dann muss es eine große Verschwörung sein. Aha, es gibt Empfehlungen für y? Alles Teil der Massenkontrolle! So und so viele seriöse Institute sagen z? Alle gekauft, alles Marionetten einer dunklen Macht! Wahr kann nur sein, was auf bestimmten (meist dubiosen) Seiten steht. Das sind die einzigen Quellen, denen vertraut wird.

Es hat keinen Sinn, mit diesen Leuten weiter einen faktenbasierten Diskurs zu führen. Sie lassen sich nicht überzeugen.

Nicht durch Argumente und schon gar nicht durch Fakten und Quellen. Eine weitere Diskussion führt nur zu Aufreibung und verlorener Zeit. Es ist sinnvoller, ein paar Kekse zu essen und Schneeflocken zu zählen. Und dankbar zu sein, dass man bereit ist, auch etwas von anderen zu lernen.

 

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