Letzte Aktualisierung: 15.2.2022
Für Masterarbeiten oder Teile einer kumulativen Dissertation:
Arbeit
Wie sehr werden Langzeitarbeitslose am Arbeitsmarkt diskriminiert? Die Arbeit repliziert internationale Experimente für Österreich, indem sie bis auf ausgewählte Merkmale (wie zum Beispiel die Dauer der Arbeitslosigkeit) identische Bewerbungen an Firmen verschickt und daraus die Diskriminierung der Unternehmen gegenüber langzeitarbeitslosen Personen für Österreich quantifiziert. Als Vorbild gibt es ein kürzlich durchgeführtes Experiment für Deutschland.
In wie weit hat die Arbeitsmarktöffnung Österreichs für die neuen EU-Länder 2011 und 2013 zu Verdrängung bestimmter Gruppen am (ost-)österreichischen Arbeitsmarkt geführt? Erste Evidenz für solche Effekte gibt es auf Mikro- und Makroebene. Das ist spannend, inbesondere weil Migration in anderen Fällen zu positiven Ergebnissen für die Gesellschat als Ganzes geführt hat. Mittels einer Untersuchung auf Basis der Arbeitsmarktdaten des AMS soll untersucht werden, ob es in Österreich „Verlierer“ der Arbeitsmarktöffnung – etwa spezielle Berufsgruppen – gab, und ob diese ausreichend für ihre monetären Verluste mit dem vergleichsweise niedrigen österreichischen Arbeitslosengeld entschädigt wurden.
Eine universelle Jobgarantie für Österreich. Amerikanische Politikberater/innen und WissenschafterInnen haben eine Jobgarantie für alle – also die jederzeitige Möglichkeit einen staatlich finanzierten Arbeitsplatz zum Mindestlohn aufzunehmen – vorgeschlagen. Für Österreich existieren jedoch nur Vorschläge einer auf Langzeitarbeitslose abgestellten beschränkten Jobgarantie. Die Abschätzung der fiskalischen Kosten einer universellen Jobgarantie ist komplex. Ein Teil davon ist der Antwort auf folgende zentrale Frage geschuldet: Wieviele Personen würden potenziell in eine solche Jobgarantie hineinwechseln (wollen und können)? Die Arbeit umreißt eine erste Antwort auf diese Frage.
Eine Jobgarantie für Deutschland. Vorschläge für eine Jobgarantie für Langzeitarbeitslose existieren bereits in Österreich sowie andere Ländern, nicht aber für Deutschland, das zwei ausgezeichnete Voraussetzungen dafür besitzt. Als stärktes Land der Eurozone ist es finanziell ohne weiteres in der Lage, Beschäftigung zu schaffen. Aufgrund der vergleichsweise günstigen Arbeitsmarktsituation sind außerdem weit weniger Menschen in Beschäftigung zu bringen, als dies noch vor 15 Jahren der Fall gewesen wäre. Die Arbeit macht in Anlehnung an österreichische Vorschläge einen solchen Vorschlag für Deutschland.
Ein internationaler Überblick über Programme für Langzeitarbeitslose, die aktuell oder in der Vergangenheit öffentlich finanzierte Stellen geschaffen haben. Die Programme werden anhand entsprechender Kriterien kategorisiert (Höhe des Lohnkostenzuschusses, Dauer, Zielgruppe, welche Art von öffentlichen Jobs, usw.). Ziel des Projekts ist auch eine Visualisierung der Ergebnisse in Form einer Welt- bzw. Europakarte mit Unterstützung des Momentum Instituts. Einige Vorarbeiten sind vorhanden.
Steuern
Aktuell keine Themen
Politische Ökonomie
Regulatory Capture und der Drehtür-Effekt sind zwei Bezeichnungen, um den Einfluss von Lobbys auf wirtschaftspolitische Entscheidungen zu beschreiben. Der Drehtür-Effekt beschreibt, wie politische Entscheidungsträger nach „getaner“ Arbeit zu ihren Herkunftsfirmen zurückkehren oder in Firmen, für die sie Gesetze beeinflusst haben, eine lukrative Anstellung finden. Regulatory Capture bezeichnet die „Übernahme“ einer Regulierungsbehörde durch die eigentlich Regulierten, also beispielsweise die wenn ein Bankenvertreter in eine Führungspositionen der Nationalbank oder der Finanzmarktaufsicht wechselt und dort Entscheidungen zugunsten der regulierten Industrie verändert. Aus wissenschaftlicher Sicht ist der zweifelsfreie Nachweis von Regulatory Capture nicht einfach. Die Arbeit könnte daher – enger gefasst – sich auf den Drehtür-Effekt in Österreich konzentrieren, analog zu Studien bzw. Listen, die es für die EU oder Deutschland bereits gibt. Eine weiter gefasste Arbeit könnte sich hingegen – beschränkt auf ausgewählte Politikfelder (Ministerämter, Geschäftsführerposten bei Behörden und Regulatoren z.B. im Bereich Banken, Industrie, Finanzen, Energie, usw.) – ansehen, in wie weit sich Regulatory Capture als Übergewicht der Industrieinteressen anhand von Personalentscheidungen vermuten lässt und einen „Regulatory Capture Index“ erstellen.
Markoökonomie & Konjunktur
Während der Corona-Krise wurde die Effektivität staatlicher Ausgaben bzw. gezielter Einnahmenausfälle kritisiert – viel Geld, wenig Effekt auf die Konjunktur durch Mitnahmeeffekte. In einem dynamischen Makromodell kann die Effektivität staatlicher Ausgaben durch die Höhe des Multiplikators dargestellt werden. In der Praxis besteht der aber aus vielen staatlichen Multiplikatoren unterschiedlicher Ausgaben und Einnahmen, wodurch der aggregierte Multiplikator je nach Zusammensetzung eines Konjunkturpakets größer oder kleiner ausfällt. Wie wichtig ist die Wirksamkeit der Ausgaben für Staatsschuldenquote und Wirtschaftswachstum? Die Arbeit analysiert das anhand eines theoretischen, dynamischen Modells. Hilfreich sind mathematische Kenntnisse in dynamischen Systemen (Differenzen- oder Differentialgleichungen) und die Bereitschaft, diese mit relevanten Parametern (z.B. mit Mathematica oder Matlab) zu simulieren.
Umwelt
Viele „Marktlösungen“, die ursprünglich als überlegen angesehen wurden, haben in den vergangenen Jahren ihre Ziele krachend verfehlt. Was passiert, wenn Emissionshandelssysteme oder CO2-Steuern als Marktlösung ebenfalls scheitern und den Treibhausgasausstoß nicht eindämmen? Das Problem an Marktlösungen für Knappheit ist außerdem, dass vermögens- und einkommensstarke Personen sich Kraft ihrer finanziellen Mittel von der Knappheit freikaufen können, während das knappe Gut für gesellschaftlich sinnvolle Projekte fehlt. In Zeiten echter Knappheit wurde in der Vergangenheit rationiert mittels staaatlich gelenkten Zuteilungen sowie einschneidenden Verboten und Regulierungen (Lebensmittel- und sonstige Bezugskarten im 2. Weltkrieg, Fahrverbote in den 1970ern). Welche Zuteilungs- und Rationierungssysteme gab und gibt es in der Geschichte? Kommen Sie für das Management des Klimawandels ebenfalls in Frage?
Individuum versus Staat im Klimawandel: Wieviel kann die einzelne Österreicherin an Treibhausgasen durch einen nachhaltigen Lebenswandel maximal einsparen, und wieviel steckt im „System“, für das nur politische Lösungen helfen können? Kann dies überhaupt sauber getrennt werden?
Link, Link2
Das Eigenheim ist der Traum vieler ÖsterreicherInnen. Doch ist in Zeiten einer kommenden Klimakatastrophe die Förderung neuer Eigenheime noch zeitgemäß: Welchen Unterschied im ökologischen Fußabdruck macht es, im durchschnittlichen österreichischen Eigenheim statt in der Mietwohnung zu wohnen?
Sozialstaat
Das größte Einkommensrisiko für Haushalte im arbeitsfähigen Alter ist der Verlust ihres Arbeitsplatzes oder eine schwere Erkrankung. Gut etabliert in der Literatur ist, dass diese zu dauerhaften Einkommensverlusten führen, die im Regelfall später nicht mehr aufgeholt werden. Der Sozialstaat gleicht einen Teil des Einkommens durch progressive Steuern, Arbeitslosengeld, Krankengeld, und weitere Transfers aus. Wie hoch sind diese für in Österreich? Die Arbeit betrachtet eines der beiden Risiken (Arbeitsplatzverlust oder Erkrankung) und berechnet anschließend den Einkommensersatz in den Jahren, die dem „Ereignis“ folgen. Link
Löhne
Nach „Benyas Formel“ sollen ArbeitnehmerInnen einen Anteil am gesamtwirtschaftlichen Produktivitätsfortschritt plus die Inflationsrate bekommen. Inwieweit haben die Verhandlungsergebnisse der Kollektivvertäge verschiedener Branchen dieser Formel entsprochen?
Der Einkommensbericht des Rechnungshofes zeigt eine beunruhigende Tendenz: Gerade die Reallöhne des untersten Viertel sind stark gefallen, während die mittleren und oberen Viertel ihren Reallohn halten oder steigern konnten. Was steckt hinter diesem österreichischen Niedriglohnsektor? Wer sind diese Personen, wie sind sie abgesichert, in welchen Branchen arbeiten sie?
Fiskalpolitik
Sogenannte „Narrative Fiscal Policy Databases“, die Änderungen bei Steuern, Staatsausgaben, oder Sozialbeiträgen systematisch auflisten und klassifizieren, sind ein essenzieller Bestandteil für eine Schätzmethode von Fiskalmultiplikatoren. Welcher dieser Datenbanken, z.B. des IWF, sagen etwas zu Österreich? Ziel der Arbeit ist, bestehende Datenbanken um noch fehlende Teile zu ergänzen und somit zu einer (halbwegs vollständigen) Narrative Fiscal Policy Database für Österreich zu kommen.
Kann das dänische System eines Gehalts für StudentInnen während des Studiums für mehr Ausgewogenheit bei der sozialen Herkunft der StudentInnen sorgen? Wie funktioniert das System in Dänemark und wie wird es finanziert? Kann man es auf Österreich umlegen, und wie? Soll ein für ehemalige Studierende höherer Lohnssteuersatz zur Finanzierung herangezogen werden? Ziel der Arbeit ist ein konkret für Österreich umsetzbares wirtschaftspolitisches Konzept.
Flexbilität und Reformen des Stabilitäts- und Wachstumspakt: „Making best use of the flexibility that is built into the existing Stability and Growth Pact within the existing rules“ lautete die Devise der letzten Juncker Kommission, wenn es zur Anwendung des Stabilitäts- und Wachstumpakts auf einzelne Länder (außerhalb eines Troika-Programmes) kam. Wie kann dies für Österreich aussehen? Welche kreativen Auslegungs- und Umgehungsmöglichkeiten gibt es, um Ausgaben nicht innerhalb des Paktes verbuchen zu müssen?
Anmerkung zum Thema: Umfangreiche Vorarbeiten existieren (es müsste nur ein Update vorgenommen werden)
Die politischen Kräfteverhältnisse haben neben sogenannten Schuldenbremsen und Defizitbegrenzungen für den öffentlichen Sektor auch Ausgabenbremsen durchgesetzt, die einseitig staatliche Ausgaben kürzen, unzureichende Steuereinnahmen aber außen vor lassen. Als Alternative einer Ausgabenbremse ist eine Mindeststeuerregel denkbar, die Steuersätze auf bestimmte Staatseinnahmen automatisch erhöht. Setzt man die Staatseinnahmen intelligent fest, sodass sie verteilungstechnisch bessergestellte und steuerlich leistungsfähigere treffen, kann eine solche Regel ein Budgetdefizit sozial ausgeglichener rückführen. Thema der Arbeit wäre, Einzelfall-Beispiele dieser Regeln genauer zu recherchieren und (mit Hilfe des Betreuers) einen eigenen Vorschlag für eine solche Regel zu entwickeln.
Wie haben sich die niedrigen Zinssätze auf Staatsanleihen bisher auf das österreichische Staatsbudget ausgewirkt? Bisherige Berechnungen schauen auf die Zinskosten für Staatsverschuldung und setzen diese im Vergleich zu einer hypothetischen Situation mit höheren Zinsen als Ersparnis an. Dennoch gibt es weitere Einflussfaktoren, wie zum Beispiel Einnahmen aus der Kapitalertragssteuer (aus Wertpapierverkäufen sowie niedrigeren Zinserträgen) und der Bilanzgewinn der Notenbank. Diese zu berücksichtigen und deren Nettoeffekte auf den Staatshaushalt zu berechnen oder mit intelligenten Annahmen so weit als möglich abzuschätzen ist Thema der Arbeit.
Inflation
Was treibt die aktuelle Inflation? Verschiedene Maßzahlen versuchen, die gemessene Inflationsrate genauer aufzuschlüsseln. Dazu gehört die Kerninflationsrate, „trimmed mean“, oder die Prozentzahl der Güter/Dienstleistungen, die über 2% Inflation aufweisen. Die gemessene Inflation ist oft beeinflusst von einzelnen Gütern und Dienstleistungen, die enorm starke Preisveränderungen verzeichnen. Weil das aber tendenziell eher relative Preisveränderungen sind als Vorboten eines generell steigenden Preislevels (die „Inflation“ als solche ausmacht), gibt es den „Trimmed CPI“ – den an den Enden getrimmten Verbraucherpreisindex. Er ist ein alternatives Maß für die sogenannte Kerninflationsrate, die ebenfalls den zugrunde liegenden Trend des Verbraucherpreisindex abbilden soll. Ziel der Arbeit ist, mittels Daten der Statistik Austria mehrere solcher Indices für Österreich zu berechnen und diese mit der historischen Entwicklung (Ölpreisschock der 70er) zu vergleichen.
Wie hoch ist die importierte Inflation in Österreich? Die leicht höheren Inflationsraten derzeit gehen zum Teil auf Angebotsknappheiten zurück (Gas, Strom, Öl, Lieferschwierigkeiten). Die Europäische Zentralbank hat für die Eurozone Beiträge zur Inflation nach Importintensität der einzelnen Güter oder Dienstleistungen berechnet. Mittels Daten der World Input Output Database (WIOD) lassen sich die Güter- und Dienstleistungskategorien, aus denen sich der Verbraucherpreisindex zusammensetzt, nach Importintensität aufschlüsseln. In einem weiteren Schritt lässt sich die monatliche Inflationsrate nach den Beiträgen der errechneten Kategorien aufteilen. Ziel wäre es, diese Aufschlüsselung für Österreich und (optional) Deutschland zu berechnen.
Wie wirkt sich ein Angebotsschock in Öl und Gas auf die Inflation in Österreich aus? Mittels Input-Output Daten lässt sich berechnen, welcher Industrien in Österreich besonders von Rohstoff-Preisanstiegen betroffenen sind. Dadurch lässt sich (mittels einiger Annahmen – vollständige Überwälzung) ein Szenario simulieren, wie sehr in welchen Industrien die Preise steigen könnten.
Geldpolitik
Wieviel kostet den österreichischen Staat das „Verbot der monetären Staatsfinanzierung“? Artikel 21 des Vertrags über die Funktionsweise der Europäischen Union legt fest, dass staatliche Wertpapiere der Euro-Mitgliedsländer nicht direkt vom Europäischen System der Zentralbanken aufgekauft werden dürfen. Dennoch gibt es in der Geschichte auch positive Beispiele für eine temporäre oder regelmäßige monetäre Finanzierung von Staatsdefiziten. Wieviel niedriger wäre die Staatsschuldenquote, wenn europäische Staaten entweder gar keine oder aber stabile langfristige Zinssätze auf direkt von der Notenbank aufgekaufte Staatspapiere seit 1999 gezahlt hätten?
Industriepolitik
Welche Beispiele gibt es in Österreich für erfolgreiche Industriepolitik seit dem 2. Weltkrieg? Was war erfolgreich, was ist fehlgeschlagen? Der Arbeit wird mit einem Methodenmix (qualitative Interviews von ehemaligen PolitikerInnen, ManagerInnen, BeraterInnen, WirtschaftswissenschafterInnen) und Fallstudien einige Beispiele für österreichische Industriepolitik untersuchen.