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Reiche verursachen Klimakatastrophe: Wir müssen die Warnungen des Klimarats endlich hören

Reiche verursachen Klimakatastrophe: Wir müssen die Warnungen des Klimarats endlich hören
Wir stecken mitten in der Klimakrise. Der Klimarat warnt im neuen IPCC-Bericht: Jetzt oder nie! Wir sind Lichtjahre von einer CO2-neutralen Welt entfernt. Wer Klimapolitik ernst meint, muss auch den extremen Reichtum bekämpfen. Das neue Moment Mal mit Barbara Blaha.

 

 

Klimakatastrophe: Wie erklären wir das den Kindern?

Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber mir gehts nicht gut. Gerade hat der Weltklimarat seinen neuen Bericht vorgestellt und sagen wir so: Leichte Lektüre ist das nicht. Klimaforscher:innen auf der ganzen Welt erklären, dass sie in Panik verfallen, wenn sie an die Klimafolgen denken. Dabei steht nichts Neues drin, was soll die Aufregung?

Jetzt oder nie: Wir sind Lichtjahre von einer CO2-neutralen Welt entfernt. Wer kleine Kinder hat, kann sich recht sicher sein, die werden einmal in einer um 3 – 4 Grad heißeren Welt leben. Dafür sorgen wir mit großer Beharrlichkeit, wie alle Daten zeigen. 

Eines Tages, in nicht allzu ferner Zukunft, in 10 Jahren werden uns unsere Kinder fragen: Wer hat die Welt so kaputt gemacht? Wir werden natürlich nicht zugeben, dass wir das waren. Aber: Wir schauen zumindest dabei zu, denn es passiert jetzt gerade direkt vor unseren Augen – und wir tun nichts. Gar nichts.

So schaut das dann im Ergebnis aus: Weite Teile der Erde werden unbewohnbar sein, weil es tödlich heiß ist. Hungerkatastrophen und Wasserknappheit werden Millionen Menschen das Leben kosten, noch viel mehr Menschen werden gezwungen sein, ihre Heimat zu verlassen, wenn sie überleben wollen: Milliarden Menschen werden auf der Flucht sein. Die Erde als unser Lebensraum ist dann unwiderruflich zerstört. Aber Hauptsache in der Antarktis hatte es letzte Woche 40 Grad mehr als es haben sollte. Und wir? Wir reden über die Oscar-Watschen. Ernsthaft jetzt: Wie erklären wir das den Kindern? In 10 Jahren?

Klimarat: Jetzt oder nie!

Wenn wir uns doch mal der Umweltkrise widmen, dann tun wir es symbolisch, in homöopathischen Dosen: zum Plastiksackerlverbot reicht es grade noch. Das feiern wir als Umweltmeilenstein, dabei stoßen wir für ein Bio-Baumwollsackerl so viel CO2 aus, wie für 20.000 Plastiksackerl.

Unser Fokus auf mikroskopische Fragen ist nicht zufällig. Solche Lösungen geben uns ein gutes Gefühl, denn sie entlasten uns: Wenn unsere Lösungen so klein sind, dann kann doch das Problem nicht so groß sein. Ja, jede Kleinigkeit zählt. Aber nicht sehr viel.

Unserer Notlage angemessen ist es jedenfalls nicht. Es ist es doch so: Es gilt, die Erhitzung der Erde auf 1,5 Grad zu begrenzen. Koste es, was es wolle. Wenn wir das schaffen wollen, müssen wir die Treibhausgasemissionen jedes Jahr um etwa 7 % senken: Das ist übrigens deutlich mehr, als sie 2020, Peak-Pandemie, gesunken sind. Ok, das sind historische Ausmaße. Schauen wir mal, wer haut am meisten CO2 raus, denn dort können wir am meisten einsparen.

Reiche vs. Klima

Die Gleichung lautet: Exzessiver Reichtum ist gleich exzessiver CO2-Ausstoß. Die CO2-Schere zwischen Arm und Reich ist größer ist als die Unterschiede zwischen einzelnen Ländern. Die reichsten 10 % sind für rund die Hälfte der weltweiten Emissionen verantwortlich. Genau, die reichsten zehn Prozent. Egal, ob sie in China, Indien, USA oder in Europa wohnen. Die ärmsten 10 %, egal wo sie leben, tragen weniger als 5 % dazu bei.

Nicht, dass ich jemandem die dritte Superyacht oder den Ausflug ins All nicht gönnen würde, aber der Planet gibt solche CO2-Exzesse nicht her. Tut er jetzt nicht, tat er noch nie.

Und die, deren Lifestyle der CO2-Exzess ist, die verhindern mit ihrer politischen Macht auch eine wirksame Klimapolitik. Also: Die Rettung des Planeten.

Ein Beispiel: CO2-Steuern sind wichtig, noch wichtiger wären aber substanzielle Vermögenssteuern: Nur wenn die Schere zwischen Arm und Reich nicht weiter aufgeht, schaffen wir es auch die CO2-Schere zu schließen.

Was kriegen wir? CO2-Steuern, die Abermillionen Wähler:innen auch mit kleinem Einkommen bezahlen müssen: Die sind politisch machbar. Vermögenssteuern, die nur sehr wenige, nur sehr Reiche bezahlen würden, leider, das geht gar nicht, das ist ganz schwierig – obwohl es für das Klima so wichtig wäre.

Was heißt das für uns?

Wer Erderhitzung wirklich begrenzen will, der darf die CO2-Exzesse der reichsten 10 Prozent nicht schulterzuckend zur Kenntnis nehmen.

Das bedeutet, dass wir Steuern brauchen, die die größten CO2-Verbraucher auch am stärksten erfassen. Ökosteuern müssen das mitdenken: niedriger Verbrauch wird niedrig, hoher Verbrauch viel höher besteuert. Und: Es braucht eine Vermögenskonzentrationsgrenze – genauso wie ein CO2-Limit für die Superreichen.

Jedes Zehntelgrad zählt jetzt.

 

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