Man sieht Barbara Blaha. Sie spricht über die vierte Mieterhöhung für 140.000 Menschen im Juli 2023
/ 2. Juni 2023

Die Preise steigen weiter, die Mieten picken dran fest … und steigen mit. Mit Juli knallt die nächste Mieterhöhung ins Postkastl – für knapp 140.000 Mieter:innen. Die sind das ja mittlerweile gewöhnt. Ist ja nicht zum ersten Mal, sondern zum vierten Mal. Barbara Blaha sagt: Moment Mal!

Mieterhöhung, die vierte

Zum vierten Mal in 15 Monaten schnalzen jetzt für viele die Mieten nach oben. Und das geht so: In Österreich steigen die Mieten gemeinsam mit den Preisen. Wir haben die Mieterhöhung nämlich gesetzlich an die Inflation gekoppelt. Na klar, damit es die Vermieter gemütlich haben und sich nicht darum kümmern müssen, dass die Mieten schön steigen.

Für rund 1 Million Haushalte ist das eher ungemütlich. Denn deren Miete steigt, wenn die Inflation nach oben geht. Automatisch.

Wie funktioniert das in der Praxis?

Es gibt in Österreich im Wesentlichen 3 Varianten, eine Wohnung zu mieten: Als Richtwertmiete, Kategoriemiete  oder mit einem “freiem”, also ungeschützten Mietvertrag

Während Mieter:innen im Richtwert alle 2 Jahre an die Teuerung angepasst werden, schaut das bei den Leuten, die zur Kategoriemiete wohnen, schon deutlich schlechter aus.

Auch hier hängt die Mieterhöhung grundsätzlich an der Teuerung, aber sie ist nicht zeitlich gebunden. Klettern die Preise um 5 Prozent nach oben, dann darf die Miete angepasst werden. Und genau das passiert jetzt gerade eben bei vielen zum vierten Mal in kurzer Zeit.

Die Mieten steigen mit den Preisen

Wenn die Preise so rasant steigen wie derzeit grade, dann rasen auch die Mieten nach oben. Wir haben mit diesen Vermieter-Verhätschelungs-Gesetzen also bei den Mieten etwas geschafft, was in der Physik als unmöglich gilt: ein Perpetuum Mobile.

Eine Teuerung, die sich selbst antreibt!

Denn: Wenn die Mieten steigen, dann steigt ja wieder die Inflation, und wenn die Inflation steigt, dann greift wieder die Wertsicherungsklausel und so weiter.

Die Richtwertmieten steigen von 2021 gerechnet bis zum heurigen Juni um 15 Prozent, freie Mieten um bis zu 17, Kategoriemieten sogar um 23 Prozent.

Löhne steigen langsamer als Mieten

Das könnte ja wurscht sein. Weil: Wenn die Mieten mit der Inflation steigen, dann müssten doch auch die Löhne und Gehälter mit steigen?

Eh. Nur viel, viel, viel langsamer: bis Juni nur um 11,3 Prozent. Unsere Mieten steigen derzeit also deutlich schneller als unsere Löhne und Gehälter. Im schlimmsten Fall sogar um das Doppelte.

Wohin geht das ganze Geld, das wir für unsere Miete zahlen? Nach ganz oben. Der Mietmarkt ist eine super effiziente  Umverteilungs-Maschine: Über 80 von 100 Miet-Euros im privaten Mietmarkt gehen an die reichsten 10 Prozent der Österreicher.

Aber das müsste alles nicht so sein. Dieser Mechanismus ist kein Naturgesetz, die explodierenden Mieten keine Naturkatastrophe, der wir hilflos ausgeliefert sind. 

Die Politik kann was dagegen tun und die Mieten wieder runter bringen. Andere Länder machen es vor: Schottland hat schon letztes Jahr alle Mieten eingefroren, heuer dürfen sie um nur 3 Prozent steigen, Dänemark maximal 4 Prozent, in Spanien dürfen sie letztes Jahr und heuer nur um 2 Prozent steigen, in Portugal genauso, in Frankreich um 3,5 Prozent.

Davon können Mieter:innen in Österreich nur träumen - solange die Regierung weiterschläft. Die sollte endlich aufwachen und was tun.

Was braucht es?

  • Eine Mietpreisbremse – und zwar rückwirkend. Die Mieten sind in den vergangenen Jahren genug gestiegen - egal in welcher Kategorie.
  • Das Mietrecht muss grundlegend reformiert werden. Wohnen ist ein Grundrecht: Befristungen gehören abgeschafft: Sie müssen die - gut begründete – Ausnahme sein und nicht die Regel.
  • Erbschafts- und Vermögenssteuern, um zumindest einen kleinen Teil der inflationsbedingten Gewinne von Immobilienmillionären wieder abzuschöpfen.

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