Abgeschminkt – Sabrina hat die Nase voll
Achtung! Im folgenden Text erfährst du Sabrinas Geschichte, inklusive Spoiler. Für die ausführliche Geschichte hör dir am besten gleich den Podcast an. Gleich hier, auf Spotify oder direkt in deiner Podcast-App.
Sabrina hat die Nase voll. Es ist Sommer 2019, sie arbeitet als Verkäuferin bei Douglas, dem Parfümerie-Giganten mit dutzenden Filialen und hunderten MitarbeiterInnen alleine in Österreich. Die Bedingungen, unter denen sie arbeitet, stören sie aber seit Monaten. Sie erzählt, dass ihre Pausen oft unterbrochen wurden, den MitarbeiterInnen Druck gemacht wird und sie glaubt, ihre Gesundheit ist dem Unternehmen egal.
Hör in den Podcast rein: Probleme in der Arbeit bei Douglas
„Ich bin einmal mit Pollenallergie in die Arbeit gekommen. Meine Augen waren zugeschwollen. Ich hatte so Gelenkschmerzen, ich habe mich fiebrig gefühlt. Die haben mich beinhart dabehalten“, erzählt Sabrina. In ihrer Filiale gibt es einfach nicht genug Personal, sie ist auf Krankenstände nicht vorbereitet.
Diese Zustände sind unangenehm und Sabrina ist nicht die einzige, die von schlechten Arbeitsbedingungen bei Douglas spricht. Auf einer Plattform zur Bewertung von ArbeitgeberInnen schneidet der Konzern schlecht ab. Insgesamt gibt es von aktuellen und ehemaligen MitarbeiterInnen nur 2 von 5 Sternen.
Douglas würde schlecht mit den MitarbeiterInnen umgehen, man sei nur eine Nummer, Druck und Angst werde verbreitet, steht dort. „Der Mensch zählt genau null“, schreibt eine Person.
Versagt hier die Führung bei Douglas? Ich frage bei der deutschen Pressesprecherin nach. Sie schreibt: „Als Arbeitgeber halten wir uns stets vollumfänglich an die arbeitsrechtlichen Vorgaben in Österreich. Das gilt auch für die Einhaltung von Arbeitszeiten und Pausen.“ Douglas schätze außerdem den offenen und konstruktiven Dialog mit den MitarbeiterInnen.
Sabrina reicht das nicht, sie will echte Veränderung und beschließt, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.
Wie kann eine einfache Mitarbeiterin im Betrieb mitbestimmen? Eine gute Möglichkeit ist ein Betriebsrat, sagt Professor für Arbeitsrecht an der Uni Wien Martin Gruber-Risak. „Der Betriebsrat wurde zur Demokratisierung des Arbeitsplatzes eingeführt und ist gesetzlich verankert.“
Hör in den Podcast rein: Was macht ein Betriebsrat?
Der Gedanke dabei war: Die Führungsebene soll nicht alleine alle Entscheidungen treffen, auch die MitarbeiterInnen sollen eine Stimme haben. Douglas hat zwar in Deutschland einen Betriebsrat, in Österreich aber nicht. Das heißt, hierzulande haben die ArbeitnehmerInnen bei Douglas kaum Möglichkeiten, ihre Interessen zu vertreten.
Sabrina setzt sich in den Kopf, sie wird dafür sorgen, dass Douglas einen österreichweiten Betriebsrat bekommen und sie will selbst kandidieren. Also macht sie sich auf die Suche nach MitstreiterInnen. Über den Sommer 2019 will sie acht mögliche KandidatInnen finden und dann eine Betriebsversammlung einberufen.
Hör in den Podcast rein: Welche Rechte hat ein Betriebsrat?
Einfach ist das nicht, das merkt Sabrina schnell. Manche ihrer KollegInnen haben noch nie von einem Betriebsrat gehört. „Ich habe dann kurz erklärt, worum es geht und ihnen gesagt, dass ich nach der Arbeit auf sie warte, wir gemeinsam zur U-Bahn gehen und ich ihnen das näher erläutere“, sagt Sabrina. Sie hat sich nicht nur bei Arbeiterkammer und Gewerkschaft informiert, Sabrina studiert auch Jus. Sie kennt ihre Rechte. Das ist ein großer Vorteil.
Aber Sabrina läuft die Zeit davon. Die Stimmung im Team ist schlecht. Das ruft die Vorgesetzten auf den Plan. Im sogenannten „Motivationsgespräch“ fragt die Leitung Sabrina, wieso die Atmosphäre in der Filiale so schlecht ist. Es liege an den scheinbar willkürlichen Kündigungen, gibt Sabrina dort an. Jene, die weniger gut performen, hätten Angst, sie könnten die nächsten sein.
Und dann passiert es. Am 24. August 2019 wird Sabrina ins Büro gerufen. „Ich war mitten im Make-Up, ich hatte gerade eine Kundin“, sagt Sabrina. „Im Büro sagen sie zu mir: Wir haben eine sehr schlechte Nachricht, wir müssen uns von Ihnen trennen. Ich frage: Warum? Sie sagen, ich würde negative Stimmung verbreiten. Ich frage: Ist es wegen des Betriebsrats?“
Sabrina ist plötzlich ihren Job los. Aber das heißt noch lange nicht, dass sie aufgibt. So leicht wird Douglas sie nicht los. Was Sabrina vorhat, erfährst du am 7. Juni in der nächsten Folge von „MOMENT“ und gleich hier auf MOMENT.at