Social Media kann Hoffnung geben
Wie Medien Suizidgedanken beeinflussen können
Medienberichte können Suizidgedanken sowohl verstärken als auch verringern. Wird Suizid zum Beispiel romantisiert oder als unausweichlich dargestellt, kann das Nachahmungseffekte auslösen. Das nennt man den „Werther-Effekt“.
Andererseits können Berichte über Wege aus der Krise, überlebte Suizidversuche oder erfolgreiche Bewältigungsstrategien helfen. Das nennt man den „Papageno-Effekt“. Der Name kommt aus Mozarts „Zauberflöte“: Die Figur Papageno will sich das Leben nehmen, wird aber von anderen davon abgehalten und findet neuen Lebensmut.
Eine Studie von 2018 zeigte: Artikel mit Expert:innen, die über Suizidprävention aufklären, oder Berichte von Betroffenen, die ihre Krise überwunden haben, können Suizidgedanken reduzieren und das Wissen über Hilfsangebote erhöhen.
Influencer:innen können Vorbilder sein
Eine neue Untersuchung im Fachblatt „Social Science & Medicine“ belegt nun: Auch Social-Media-Posts können Suizidgedanken verringern. In der Studie wurden Testpersonen Beiträge von Influencer:innen gezeigt, die selbst suizidale Krisen erlebt hatten und darüber berichteten, wie sie wieder Hoffnung fanden. Das Ergebnis: Die Suizidgedanken der Testpersonen nahmen ab, und ihre Bereitschaft, sich Hilfe zu suchen, stieg.
Das zeigt, welche Verantwortung Influencer:innen haben – besonders gegenüber jungen Menschen. Sie können dazu beitragen, dass Suizidalität kein Tabuthema bleibt und mehr Menschen Unterstützung suchen.
Medien als Partner:innen in der Suizidprävention
Immer mehr Organisationen in Österreich setzen auf Medien als Partner:innen in der Suizidprävention. Das Wiener Kriseninterventionszentrum hat einen Leitfaden für eine verantwortungsvolle Berichterstattung erstellt. Das Suizidpräventionsprogramm SUPRA vergibt seit 2019 den Papageno-Medienpreis für journalistische Beiträge, die Suizidprävention wirksam unterstützen.
Auch der Psychosoziale Dienst Wien engagiert sich mit der Kampagne „#darüberredenwir“. Dort tauschen sich unter anderem Influencer:innen darüber aus, wie sie das Thema Suizid auf Social Media ansprechen können – verantwortungsbewusst und mit Blick auf die psychische Gesundheit ihrer Community.
Hilfe ist da
Wenn du selbst von Suizidgedanken betroffen bist oder jemanden kennst, der Hilfe braucht, wende dich an eine professionelle Beratungsstelle. Anonym und kostenlos.
Telefonseelsorge (0–24 Uhr, kostenlos): 142
Männernotruf (0–24 Uhr, kostenlos): 0800 246 247
Frauenhelpline (0–24 Uhr, kostenlos) 0800 222 555
Rat auf Draht (0–24 Uhr, für Kinder und Jugendliche, kostenlos):147
Kindernotruf (0–24 Uhr, kostenlos): 0800 567 567
Kriseninterventionszentrum (Mo–Fr 10–17 Uhr): 01 / 406 95 95
Das könnte dir auch gefallen
- Sozialer Wohnbau in der Krise: Was der Staat tun muss
- “Darf ich mich überhaupt melden? Ich schlage meine Frau nicht”: Männer in der Krise – wie die Männerberatung hilft
- Von Bratislava nach Wien: Warum tausende Frauen in Europa für ihre Rechte reisen müssen
- Unsichtbar krank in der Leistungsgesellschaft – eine Person mit Narkolepsie berichtet
- Rassismus-Bericht 2024: Rassismus macht krank
- Femizid wird in Italien eigener Strafbestand: Was dafür und dagegen spricht
- Mobilitätswende: Warum E-Autos die bessere Wahl sind – aber nicht die Lösung
- Regierungsprogramm unter Frauenministerin Holzleitner: Feminismus steht drauf, aber was ist drin?