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Kapitalismus

Rene Benko: Wie kommt man zu hunderten Millionen Dividende während Corona?

Immobilien von Benkos Firma sind plötzlich angeblich fast eine Milliarde mehr wert. Diese Gewinne lässt sich der Milliardär auszahlen.

Immobilien von Rene Benkos Firma sind plötzlich offenbar fast eine Milliarde mehr wert. Diese Gewinne lässt sich der Milliardär auszahlen – Corona hin oder her.

Österreichs Immobilien-Milliardär René Benko plant eine um ein Drittel höhere Dividendenausschüttung für das Jahr 2019, zahlbar noch vor Ende dieses Jahres. Ohne größere Teile des Immobilienportfolios zu verkaufen, schüttet Benkos „Signa Prime Selection AG“ in Corona-Zeiten über 200 Millionen Euro an Dividenden aus. Aber wie funktioniert das genau?

Auf Basis von „Aufwertung“ (mittels Gutachten) und „Refinanzierung“ (neuen Krediten). Mit neuen Begutachtungen wurde aber der Bestand der Firma an Immobilien um 933 Millionen Euro höher bewertet. So konnte in der Bilanz nach internationalen Rechnungslegungsregeln (IFRS) ein Gewinn von 838 Millionen Euro ausgewiesen werden.

Von diesem satten Gewinn sollen nun € 201 Millionen als Dividende an die EigentümerInnen ausgeschüttet werden. Das ist vor allem also Benko selbst. Aber auch Hans-Peter Haselsteiner dürfte davon profitieren. 

 

 
Signa Prime Selection: 54% der Eigentümer sind "Benko kontrollierte Vehikel"

Immobilien von Benkos Firma sind plötzlich angeblich fast eine Milliarde mehr wert. Diese Gewinne lässt sich der Milliardär auszahlen.

Benko-Firmen entließen zuletzt tausende MitarbeiterInnen

Seinen eigenen Mietern gegenüber zeigt sich Benko weit weniger großzügig: Laut Handelsblatt wollte er „der ins Straucheln geratenen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof während der Coronakrise keine Mietnachlässe gewähren“. Dazu muss man wissen. Die Kette gehört Benko selbst. Zu denen, für die das zum Problem wird, gehören aber vor allem die MitarbeiterInnen, von denen tausende in der Krise ihren Job verloren haben. Die Kosten für die entstehende Arbeitslosigkeit trägt natürlich der Staat. Zudem hat die Kette natürlich auch Staatshilfen beantragt und überlegte sogar, den deutschen Staat auf Schadenersatz zu klagen

Gleichzeitig könnte die Neubewertung von Bestandsimmobilien auch eine Erklärung dafür sein, wie Benko das Immobilienvermögen der „Signa Prime Selection“ in 10 Jahren von 750 Millionen im Gründungsjahr 2010 auf inzwischen über € 15 Milliarden im Jahr 2020 steigern konnte. Ein Zuwachs von 2000%.

Werden Immobilien höher bewertet, kann dieselbe Immobilie für eine höhere Kreditsumme als Sicherheit dienen. In der Praxis folgt deshalb auf die Neubewertung einer Immobilie häufig die Aufnahme eines neuen, höheren „Refinanzierungskredits“. Damit werden alte Kredite zurückgezahlt, Kreditgebühren an Banken bezahlt und der verbleibende Rest kann dann zum Beispiel zur Deckung der „Eigenkapitallücke“ bei größtenteils kreditfinanzierten Neuanschaffungen dienen.

Diese Praktiken erlauben also den Ausbau eines Immobilienportfolios ohne dafür größere Eigenmittel einsetzen zu müssen. Solche Geschäftspraktiken können Blasendynamiken in Immobilienmärkten befeuern. 

 

 

Oder, wie es Schäffle 1874 nach dem Wiener Gründerkrach formulierte: „Nach uns die Sündfluth

 
Zitat von Schäffler passend zu Benkos Praxis aus dem Jahr 1874: So kommt es, dass man in den vielen Fällen verunglückter Financirung einen Gewinn heausrechnet. Die Bilanz wird genehmigt, das Absoluthorium erteilt, die <span class=Dividende bestimmt und vertheilt, dem Verwaltungsrathe der Dank votirt, und - alles ist zufrieden." width="480" height="189" />

Korrektur, 10.10.2020: Verweis auf den IFRS-Abschluss eingefügt und jenen auf Verletzung des Niederstwertprinzips entfernt.

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