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Drag Queen Samantha Gold: “Bodyshaming tut weh”

Samantha Gold kennt stichelnde oder abwertende Kommentare zu ihrem Aussehen. Deswegen hat sie eine Kampagne gegen Bodyshaming ins Leben gerufen.

Eine stichelnde Bemerkung, ein abwertender Blick oder verhaltenes Tuscheln: Beim Bodyshaming werden Menschen auf ihre Körper reduziert und verurteilt. Das muss endlich aufhören, findet der Steirer Bernd Heinrich, der als Drag Queen Samantha Gold performt, und selbst Erfahrung mit abwertenden Kommentaren machen musste.

Mit einer Kampagne gegen Bodyshaming möchte Gold Menschen eine Plattform geben, ihre Geschichten zu erzählen. Gemeinsam mit Studierenden der Fachhochschule Graz produzierte sie eine Dokumentation, um die negativen Folgen von Bodyshaming aufzuzeigen und für eine Zukunft ohne Mobbing zu kämpfen.
 
Mit MOMENT hat Samantha Gold über ihre Kampagne, ihr Lebensmotto und die Auswirkungen von Bodyshaming gesprochen.

 

MOMENT: Fatshaming und Bodyshaming gibt es im Internet, aber auch in der Arbeit und im Alltag. Warum haben Menschen das Bedürfnis, fremde Körper abzuwerten?

Samantha Gold: Viele Menschen kommentieren alles und jeden, weil sie es so gelernt haben. Das Bedürfnis andere zu shamen kommt von einem geringen Selbstvertrauen oder Problemen mit dem eigenen Körper. Menschen übertragen ihre eigenen negativen Gefühle auf andere und machen sie runter, um selbst besser dazustehen oder sich selbst besser zu fühlen. Aber: Unsere Körper stehen nicht zur Diskussion und keiner hat das Recht über andere zu urteilen.
 

Was macht Bodyshaming mit uns Menschen?

Samantha Gold: Im ersten Moment sind Betroffene oft zu perplex, um zu erkennen, dass sie gerade gemobbt wurden. Aber sie nehmen die kleinen Kommentare, strafenden Blicke oder Beleidigungen mit nach Hause. Dann sitzt der Teufel in ihren Gedanken und sagt ihnen die Kommentare immer und immer wieder vor. Meine erste Bodyshaming-Erfahrung als Bernd habe ich in der Schule gemacht. Mein Sportlehrer hat zum Beispiel immer gesagt: “Da kommt das Gummibärchen mit dem roten Gesicht.” Eines ist klar: Bodyshaming tut weh.

 
Ihr Lebensmotto ist „Lebe einzigartig“ – die Kampagne trägt den gleichen Titel. Wie kann Bodyshaming ein Ende bereitet werden?
 
Samantha Gold: Mir ist es wichtig, nicht nur meine eigenen Erfahrungen mit anderen zu teilen, sondern auch anderen eine Plattform zu geben, um ihre Geschichten in die Öffentlichkeit zu tragen. Wir müssen die Missstände anprangern, direkt und öffentlich. Oft beginnt Bodyshaming  schon in der Kindheit, denn Kinder können schamlos grausam zu einander sein. Mein Ziel ist es, direkt in den Schulen und Kindergärten Aufklärungsarbeit zu leisten. Ich möchte Plattformen für einen Austausch von Betroffenen schaffen. Ich will als Vorbild vorangehen und ein Zeichen gegen Bodyshaming setzen.

Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, müssen sich ja besonders viel anhören.

Samantha Gold: Als die Arbeit und der Erfolg mit Samantha mehr wurde, haben viele Menschen zu mir gesagt, dass ich eine schlechte Drag Queen wäre und, dass ich es niemals schaffen würde, weil ich zu dick, zu pompös und zu divenhaft wäre. Aber neben den negativen Kommentaren auf Social Media gibt es auch etwas Positives: Als Drag Queen ist es leichter Menschen zu erreichen, da ich von Anfang an die Aufmerksamkeit aufgrund meiner Erscheinung habe.

Was rätst du Menschen, du aufgrund ihres Aussehens abgewertet wurden?

Samantha Gold: Es ist oft schwierig, sich seinen Platz zu erkämpfen, wenn man nicht den vorgegebenen “Schönheitsidealen” entspricht. Menschen müssen, sogar in der queer Community, diese Ideale erreichen oder sie werden von ihrer eigenen Gemeinschaft “geshamed”. Das ist schade, weil wir als Community doch Respekt, Toleranz und Gleichberechtigung fordern und uns dann selbst intolerant verhalten. Bodyshaming hat hier keinen Platz.

Was mir geholfen hat, war meine Beziehung. Es ist schön, in jeder Lebenssituation Unterstützung zu bekommen. So kann ich mich von Anfeindungen und Beleidigungen loslösen, weil ich akzeptiert und geliebt werde so wie ich bin.

Samantha Gold: Ich habe auch gelernt, Menschen direkt darauf anzusprechen, was sie genau mit ihren Aussagen meinen. Dann bekomme ich entweder gar keine Antwort oder das Gespräch verliert sich in Rechtfertigungen des Gegenübers, weil es für die beleidigenden Kommenatre eigentlich  gar keine Erklärung gibt.

Es ist wichtig, sich selbst und anderen gegenüber ehrlich zu sein, wenn man von Bodyshaming betroffen ist. Wenn man den eigenen Schmerz verschweigt oder sich selbst die Schuld dafür gibt, wird sich der Teufelskreis ewig fortsetzen.

 
Samantha Gold in einem roten Kleid, sie hat eine Kampagne gegen Bodyshaming

Foto: Samantha Gold

Mit ihrem Projekt “Lebe einzigartig” möchte die Drag Queen Samantha Gold Menschen eine Plattform geben, die von Bodyshaming betroffen sind. Ziel der Kampagne ist es, eine Community aufzubauen, die sich austauscht und einander hilft. Bekannt ist Gold unter anderem aus der Drag-Queen-Competition „Queen of Drags“.

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