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Gesundheit
Ungleichheit

Schule geschlossen wegen Corona: Wie Familien die erste Woche erlebten

Wir begleiten Menschen durch Corona-Lockdown, die auf den ersten Blick nur eines vereint: Sie haben Kinder im Schulalter. Und: ab jetzt auch die Schule zu Hause. Hier Teil zwei der Reihe "Schulen zu, was jetzt?".

Wir wollen wissen, wie es den unterschiedlichen Familien in Österreich im zweiten Lockdown wirklich geht, was sie beschäftigt und wie sie und ihre Kinder mit der Mehrfachbelastung umgehen. Dafür begleiten wir sie in der Serie “Schule zu, was jetzt?” und fragen regelmäßig nach.

Eine Woche Schule zu Hause

Letzte Woche mussten Familien und Schulen von einem Tag auf den anderen ihren Alltag umstellen. Denn: Die Schulen sind nur noch für Betreuung geöffnet. Der Unterricht findet in den Unterstufen meist online statt, in den Volksschulen hauptsächlich mit Arbeitsblättern.

Im Gegensatz zum Frühling können Kinder zur Betreuung weiterhin in die Schule, den Kindergarten oder den Hort gehen. Während viele Mittelschulen und Gymnasien den Eltern nahelegen, ihre Kinder auch wirklich zu Hause zu betreuen, sieht das vor allem bei den Kindergärten anders aus. Sie sind auch weiterhin gut besucht. Ende der ersten Woche waren in den städtischen Kindergarten in Wien 43 Prozent der Kinder vor Ort.

Doch wie schupfen die Familien zu Hause den Alltag? Letzte Woche haben uns die 5-fache Mutter Karolina, die Alleinerziehende Ela und der steirische Arzt Lukas erzählt, wie es ihnen mit dieser schnellen Umstellung geht. Sie alle wollten ihre Kinder nicht zur Betreuung in die Schule schicken. Jetzt haben sie alle die erste Woche zu Hause hinter sich gebracht.

Und das sogar sehr erfolgreich, wie sie erzählen:

Es ist besser als im Frühling, sagt Karolina

Lockdown-Woche zwei. Karolina wirkt erleichtert. “Ich bin sehr froh, dass die erste Woche so gut geklappt hat, weil im März war es katastrophal,” sagt die 5-fache Mutter. Ihre vier Schulkinder machen ihre Aufgaben und die LehrerInnen sind erreichbar. Die 14-Jährige und die 13-jährigen Zwillinge gehen in eine Mittelschule. Jeden Tag treffen sie sich in einem virtuellen Raum für ihren Online-Unterricht. Zwei der drei Laptops, die sie dafür brauchen, haben sie von der Schule bekommen. Das hat bis jetzt gut funktioniert.

Auch der Kleinste der Familie macht seine Aufgaben zu Hause. Unterstützung bekommt er von seiner Mutter. Am Nachmittag geht der 8-Jährige seit dieser Woche in den Hort, das Angebot nimmt Karolina gerne an. Ansonsten bleiben er und seine Geschwister zu Hause. “Die LehrerInnen hatten Zeit, sich vorzubereiten, das merkt man. Es gibt mehr Informationen für die Kinder und wir haben mehr Kontakt”.

Es geht, zumindest für eine absehbare Zeit, sagt Ela

Als wir mit Ela telefonieren, sitzt sie gerade mit ihren zwei Kindern beim Abendessen. Für ihre zehnjährige Tochter war die erste Woche zu Hause noch etwas holprig. Die Arbeitsaufträge nicht ganz klar und das selbstständige Arbeiten eine Herausforderung. Deshalb musste die Oma die Familie doch noch unterstützen und der kleinen bei den Aufgaben helfen.

Denn als Systemerhalterin muss Ela weiterhin in den Kindergarten, in dem sie arbeitet. Sie kann nicht bei ihren eigenen Kindern zu Hause bleiben. Trotzdem wollte die Familie das Home-Schooling versuchen. Und das hat insgesamt recht gut funktioniert.

Probleme gibt es trotzdem: Im Gymnasium ihrer älteren Tochter wurde das Arbeitspensum anscheinend stark unterschätzt, sagt Ela. „Ich seh’ sie überhaupt nicht mehr. Die sitzt nur vor dem Kastl“.  Acht Stunden täglich ist die 12-Jährige nur vor dem PC. Es gibt Videomeetings, Arbeitsaufträge und Hausübungen. Ansonsten telefoniert sie viel mit ihren Freundinnen, die sie sehr vermisst. „Im Jänner wird sie 13 Jahre alt, sie will nicht zuhause hocken, sie will was mit ihren Freunden machen,“ sagt ihre Mutter.

Insgesamt hat sich die Familie gut mit der Situation arrangiert erklärt Ela. “Weil ich weiß, dass es nur über einen gewissen Zeitraum geht, ist es auszuhalten. Wenn der Lockdown verlängert wird, würde ich mich schon sehr ärgern.” Und sie ergänzt: “Ich bin noch immer der Meinung, dass es Orte geben muss, an denen Kinder zum Lernen zusammenkommen können.“

Lukas im Home-Office: “Entschuldigung liebe Studierenden, mein Sohn muss gerade aufs Klo”

Lukas ist Arzt und unterrichtet ab und zu an einer Universität. Seit letzter Woche betreut er neben seinen PatientInnen und Studierenden auch seine zwei kleinen Söhne von zu Hause aus. Das funktioniere eigentlich gut, sagt er. Doch ab und zu passieren Sachen, die er mit Humor nehmen will: Inmitten der Online-Vorlesung muss zum Beispiel der fünfjährige Sohn aufs Klo und ein bisschen später braucht der siebenjährige Bruder Unterstützung bei seiner Aufgabe.

Dieses Szenario ist heute nicht ungewöhnlich. Viele Eltern betreuen im Home-Office nebenbei ihre Kinder. „Ich habe das den Studierenden davor gesagt und sowas ist momentan eigentlich ziemlich normal“, sagt Lukas. Der Einblick in sein Privatleben, den er damit seinen Studierenden gibt, ist ihm dabei egal. Er sei eben nicht nur Arzt, sondern auch Vater von zwei Kindern. Das sei auch vor seinen Studierenden kein Geheimnis.

“Die Kommunikation mit der Volksschule läuft diesmal auch besser als im Frühling”, sagt er zur ersten Woche im zweiten Lockdown. Auch das Lernen zu Hause funktioniert gut. Trotzdem wird sein einer Sohn am Donnerstag einmal in die Schule gehen. Da müssen sowohl Lukas als auch seine Frau arbeiten. Sie ist Pflegerin in einem Krankenhaus. Sein Sohn freut sich: Denn er vermisst vor allem die Lehrerin und die Spiele, die es in der Schule gibt.

Alltag für Eltern und Kinder bleibt herausfordernd

Karolina, Ela und Lukas haben sich nach einer Woche mit der Situation arrangiert. Trotzdem bleibt die Kinderbetreuung zu Hause für die Eltern eine Herausforderung. Neben dem Job müssen sie sich jetzt auch noch den Schulalltag und Betreuung organisieren. Das funktioniere besser als im Frühling, sagen die drei. Auch, weil die Kommunikation mit den Schulen und Lehrerinnen jetzt besser klappt.

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